- Palästinensische Befreiungsfront
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Die Palästinensische Befreiungsfront (Palestine Liberation Front, PLF, arabisch جبهة التحرير الفلسطينية dschabhat at-tahrir al-filastiniyya) ist eine militante palästinensische Gruppe, die zurzeit von Abu Nidal al-Aschkar angeführt wird. Die Europäische Union[1], Public Safety Canada[2] und das US-Außenministerium[3] stufen die Gruppe als terroristisch ein.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Die PLF wurde ursprünglich von Ahmad Dschibril im Jahre 1959 gegründet und genoss starke syrische Unterstützung. 1967 verband sich die PLF mit zwei anderen Gruppen, den der Arabisch-nationalistischen Bewegung verbundenen „Helden der Wiederkehr“ (abtal al-awda) und der Gruppe „Die Jugend der Jahre“ und bildeten so die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP).
Die PFLP wurde von dem früheren Führer der Arabisch-nationalistischen Bewegung, George Habasch, geführt, aber im April 1968 spaltete sich Ahmad Dschibril von dieser Gruppe ab, um die Volksfront zur Befreiung Palästinas - Generalkommando (PFLP-GC) zu gründen, die zu der stark pro-syrischen Position der früheren PLF zurückkehrte.
Letztendlich führte dies zu der Wiederentstehung der PLF, nachdem die Organisation auseinandergebrochen war, als Dschibrils PFLP-GC im Jahre 1976 Syrien in den Kampf gegen die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) während des libanesischen Bürgerkriegs gefolgt war. Zwischen den rivalisierenden Fraktionen brachen offene Kämpfe aus und erst nach der Vermittlung durch Jassir Arafat stabilisierten sich deren Beziehungen. Am 24. April 1977 wurde die neue PLF unter der Leitung von Muhammad Zaidan alias „Abu Abbas“ und Tal'at Ya'akub gebildet. Sporadische Kämpfe zwischen der PFLP-GC und der PLF dauerten fort und ein Bombenattentat im August 1977 auf das PLF-Hauptquartier tötete ungefähr 200 Menschen.
Spaltung 1982
Im Jahre 1982 folgte der israelischen Invasion des Libanon die Spaltung der Organisation in drei Fraktionen. Eine der Hauptpunkte der Streitigkeiten war die Beziehung zu PLO und Fatah, wobei einige Mitglieder Arafat kritisch unterstützten, während andere an der Rebellion gegen ihn teilnahmen. Alle drei Fraktionen behaupteten, die ursprüngliche Organisation zu repräsentieren und behielten den Namen PLF:[4]
- Die von Tal'at Ya'akub, dem Generalsekretär der PLF angeführte Gruppe blieb im Kampf zwischen den einzelnen Organisationen neutral und sammelte ihre Kräfte im Libanon. Ya'akub starb im November 1988 an einem Herzinfarkt, und seine Gruppe zerfiel.
- Eine kleinere Gruppe unter dem Mitglied des PLF-Zentralkomitees Abd al-Fatah Ghanim war aggressiver pro-syrisch und übernahm die Kontrolle der Bewegung in Damaskus. Sie unterstützte Abu Musas Fatah-Aufstand und kooperierten mit ihr bei Angriffen auf die PLO. Die Gruppe konzentrierte ihre Verwaltung später in Libyen und verschmolz letztlich mit der Ya'akub-Fraktion.
- Die pro-irakische Fraktion unter Abu Abbas, der stellvertretender Generalsekretär gewesen war, hatte die größte Gefolgschaft, geschätzt bei etwa 400 Aktivisten. Die Gruppe hatte ihr Hauptquartier in Tunesien, aber nach der Entführung des Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro im Jahre 1985 wurde Abu Abbas von den tunesischen Behörden ausgewiesen und die Gruppe verlegte ihren Sitz nach Bagdad.
Während jede Fraktion den Originalnamen behielt und behauptete, die Mutterorganisation zu sein, war Abbas' Gruppe verantwortlich für die bekanntesten Terroranschläge und es ist seine Fraktion, die als terroristisch eingestuft wurde.
PLF in jüngster Zeit
Bis unlängst waren die Führer der PLF in der PLO aktiv, wobei Abu Abbas als Vertreter der PLF im Exekutivkomitee der PLO handelte. Nachdem die PLO im Jahre 1994 das Oslo-Abkommen unterzeichnet hatte, welches von der PLF abgelehnt wird, wandte sich Abu Abbas vom Terrorismus ab und erkannte das Existenzrecht Israels an. Die Bewegung unterhielt Büros in den palästinensischen Autonomiegebieten, Libanon und Irak, aber ihre Aktivitäten nahmen ab. Im Westjordanland und im Gaza-Streifen genießt die PLF eine zahlenmäßig geringere Unterstützung während sich ihre Hauptanhängerschaft aus den libanesischen Flüchtlingslagern rekrutiert, wo sie Berichten zufolgewelchen? der Fatah gegen verschiedene syrisch-unterstützte Gruppen zur Seite steht.
Im November 2001 waren 15 Mitglieder einer PLF-Zelle durch die israelischen Behörden festgenommen worden. Einige dieser Gefangenen hätten im Irak eine Terror-Ausbildung erhalten. Die Zelle hätte Anschläge in Jerusalem, Tel Aviv und auf den Ben-Gurion-Flughafen geplant. Darüber hinaus sei sie bereits in andere terroristische Aktivitäten verwickelt gewesen, unter anderem in die Entführung und Ermordung des israelischen Teenagers Juri Guschstein.[4]
Während des von den USA geführten Irakkrieges wurde Abu Abbas im April 2003 durch US-amerikanische Truppen gefangengenommen. Berichten zufolge starb er in der Gefangenschaft am 9. März 2004 eines natürlichen Todes.[5] Die Front nahm an den Wahlen in den Palästinensischen Autonomiegebieten unter dem Namen Märtyrer Abu Abbas, gewann jedoch nicht einen Sitz.
Bekannte Anschläge
Die von Abu Abbas geführte Fraktion hat mehrere Anschläge ausgeführt, die die Tötung von Zivilisten einschloss. Deswegen wird die PLF unter anderem von der EU und den Vereinigten Staaten als Terrororganisation bezeichnet.
Anschlag auf Nahariya 1979
Siehe auch: Samir KuntarEntführung der Achille Lauro 1985
Bei der Entführung des italienischen Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro am 7. Oktober 1985 wollten die Entführer ursprünglich das Schiff ausnutzen, um inkognito nach Israel einzudringen, wurden jedoch von Crewmitgliedern beim Reinigen ihrer Waffen entdeckt und übernahmen daraufhin die Kontrolle über das Schiff. Im Verlauf der Aktion erschossen die Entführer den älteren und im Rollstuhl sitzenden, aus New York stammenden Leon Klinghoffer. Anschließend zwangen sie zwei Crewmitglieder, ihn mit seinem Rollstuhl ins Meer zu werfen. Klinghoffer war jüdischer Abstammung.[6]
US-Kampfflugzeuge fingen später das ägyptische Verkehrsflugzeug ab, worin Abbas nach Ende der Aktion durch Verhandlungen geflüchtet war und zwangen es zur Landung auf einer amerikanischen Luftwaffenbasis auf Sizilien. Die Italiener ließen Abbas gehen, verurteilten ihn jedoch zu einer fünffach lebenslänglichen Strafe in absentia.
Die Vereinigten Staaten eröffneten ihr eigenes Verfahren gegen Abu Abbas; ein Gerichtsverfahren gegen ihn aus dem Jahre 1986 wurde kurze Zeit später ohne Begründung fallengelassen.
Strandüberfall Nizanim 1990
Nach Berichten des US-Außenministeriums und des Center for Defense Information[7][8] griff die PLF im Mai 1990 den Strand von Nizanim bei Tel-Aviv an, um Touristen und israelische Bürger als Racheakt für den gewaltsamen Tod von sieben palästinensischen Arbeitern zu töten. Vier der Angreifer seien getötet und 12 weitere gefangen genommen worden. Der Überfall habe ferner bezweckt, eine Verhandlungslösung zwischen der PLO und Israel zu torpedieren, was auch im Interesse des Iraks gelegen habe. Trotzdem sei die Aktion insofern erfolgreich gewesen, dass die Vereinigten Staaten sich aus dem 1988 begonnenen amerikanisch-palästinensischen Dialog zurückgezogen hätten, weil Yassir Arafat es versäumt habe, den Angriff zu verurteilen. Trotz Arafats öffentlichen Schweigens über den Fall sei die PLF schwerer interner Kritik durch die PLO ausgesetzt gewesen, so dass Abu Abbas von seinem Sitz im PLO-Exekutivkommittee zurücktreten musste.
Einzelnachweise
- ↑ Amtsblatt der EU 21. Dezember 2005, pdf-Datei
- ↑ http://www.publicsafety.gc.ca/prg/ns/le/cle-en.asp#plf31
- ↑ US Department of State: Foreign Terrorist Organizations Office of Counterterrorism, 11. Oktober 2005
- ↑ a b Grace Chu: In the Spotlight: The Palestine Liberation Front (PLF) Center of Defense Information, 14. November 2002, engl.
- ↑ Palestine Liberation Front (PLF) US Naval Postgraduate School, 11. Mai 2005 nach Country Reports on Terrorism 2004, US-Außenministerium, April 2005
- ↑ „A Hijack on the High Seas – Part One“BBC, 7. Mai 2002, engl.
- ↑ Patterns of Global Terrorism: 1990 – Middle East Overview US-Außenministerium, 30. April 1991
- ↑ Grace Chu: In the Spotlight: The Palestine Liberation Front (PLF) Center for Defense Information [1], 14. November 2002
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