- Kreuzfahrtschiff
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Ein Kreuzfahrtschiff ist ein Passagierschiff, dessen Aufgabe nicht die Beförderungsleistung von einem Hafen zu einem anderen, sondern die Reise (Kreuzfahrt) an sich ist. In der Regel werden mehrere touristisch interessante Ziele einer Region oder eines Seegebiets in einem bestimmten Zeitraum planmäßig angelaufen.
Inhaltsverzeichnis
Einteilung
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Die Allure of the Seas, das bisher größte Kreuzfahrtschiff der Welt
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Die Oasis of the Seas, das bisher zweitgrößte Kreuzfahrtschiff der Welt
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Die Navigator of the Seas im Hafen von Cádiz
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Die Royal Clipper vor den Antillen
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Speisesaal der Adventure of the Seas
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Flusskreuzfahrtschiff Katharina von Bora
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Das Expeditions-Kreuzfahrtschiff MS Fram der Hurtigruten ASA Reederei
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Die Ruby Princess für 1.200 Mann Besatzung und bis zu 3.030 Reisende
In erster Linie lassen sich Kreuzfahrtschiffe auf Grund ihres Einsatzgebietes in Hochsee- und Fluss-Kreuzfahrtschiffe einteilen. Weltweit stehen Kreuzfahrtinteressenten im Hochseebereich insgesamt 310 Schiffe mit einer Kapazität von 370.000 Betten zur Verfügung.[1]
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten Schiffe zu kategorisieren. Aufteilungen nach Größe, Geschäftsmodellen oder Lebensstilen sind üblich. Je nach Interessen, Charakter, Alter und finanzieller Situation der Reisenden stehen Luxus, Abenteuer, Bildung, Kultur, Unterhaltung, Fitness, Wellness, spezielle Themen oder Erholung im Vordergrund. Die Größe, Ausstattung und Besatzung ist der jeweiligen Zielgruppe angepasst.
Nach Größe
Unterteilt man Hochsee-Kreuzfahrtschiffe nach ihrer Größe, gemessen in Bruttoraumzahl und Passagierkapazität, ergibt sich folgende Einteilung:[1]
Eine weitere Unterscheidung, die durch die Größe definiert wird, ist die Einteilung von Schiffen der Post-Panmax-Klasse, das sind Schiffe die aufgrund ihrer Größe den Panamakanal nicht mehr passieren können.
Nach Kategorien
Kreuzfahrtschiffe lassen sich auch durch die Vergabe von Sternen klassifizieren. Dabei kann jede Reederei im Prinzip ihren Schiffen selber Sterne vergeben, was jedoch kaum genutzt wird, vielmehr übernehmen die meisten Reedereien das Urteil des anerkannten britischen Schiffsbewerters Douglas Ward, der jährlich seine Bewertungen aus praktischen Tests in einem Buch veröffentlicht: Berlitz Complete Guide to Cruising & Cruise Ships (spöttisch „Kreuzlinerbibel“).
Schiffe können darüber hinaus auch nach der Art der Kreuzfahrt, die auf dem jeweiligen Schiff durchgeführt wird, kategorisiert werden. Dabei kann man zwischen Luxuskreuzfahrten, klassischen Komfortkreuzfahrten und zeitgemäßen Kreuzfahrten unterscheiden. (für genauere Informationen hierzu siehe: Kreuzfahrten)
Voraussetzung
Bevor ein Kreuzfahrtschiff Passagiere befördern darf, muss es von einer der weltweiten Klassifikationsgesellschaften abgenommen werden. Das erhaltene Zertifikat nach SOLAS bescheinigt dem Schiff dann seine Seetüchtigkeit, sowie die Sicherheit der Passagiere.
Geschichte
Die Erfindung der Kreuzfahrt wird dem deutschen Reeder Albert Ballin zugeschrieben, Generaldirektor der Hamburger Hapag. Da im Winter die Transatlantik-Passagen wegen des schlechten Wetters und der unruhigen See deutlich weniger gebucht wurden, sandte Ballin die Augusta Victoria 1891 testweise zu einer „Bildungs- und Vergnügungsfahrt“ ins Mittelmeer. Diese Fahrt war durch und durch erfolgreich – das Schiff war komplett ausgebucht, die „Kreuzfahrt“ geboren. Diese Form der Seereise wurde sehr schnell beliebt, viele Reedereien boten in ihrem Programm zusätzlich Kreuzfahrten an.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wechselte die Nachfrage vollständig von der Passage (Überfahrt) zur Kreuzfahrt: Nach Entwicklung der Passagierjets nahm der Anteil des Flugverkehrs auf Langstrecken zu; Reedereien verloren entsprechend im Passagegeschäft und konzentrierten sich zunehmend auf Kreuzfahrten und entdeckten weitere Einnahmequellen wie die Landaufenthalte mit organisierten Ausflügen. Bis in die 1970er Jahre waren noch sehr viele Kreuzfahrtschiffe im Einsatz, die als Passageschiff gebaut wurden. Ein Beispiel dafür ist das ehemalige französische Flaggschiff Le France, nun die Ex-SS Norway. Vereinzelt wurden auch Segelschiffe für diesen Zweck um- bzw. gebaut. Beispiele dafür sind Royal Clipper und Sea Cloud.
Heutige Situation
Inzwischen werden große Passagierschiffe meistens nur noch als Kreuzfahrtschiffe, wie beispielsweise die Oasis of the Seas, das zurzeit größte Schiff, oder als Fähren gebaut. Klassische „Liner“ (die Linienschiffe der Handelsmarine) sind nur noch in Marktnischen im Einsatz. Ein Beispiel ist dafür die Queen Mary 2 der britischen Cunard Line, die saisonal Liniendienste zwischen New York und Southampton neben Kreuzfahrten anbietet. Das rechnet sich selbst heute noch, da unter anderem zahlreiche Passagiere mit Flugangst diese Fahrten buchen. Die Schiffe der spezialisierten Reedereien ähneln sich untereinander weitgehend und unterscheiden sich vor allem daran, ob sie für das Mittel- oder Hochpreissegment gebaut wurden, was sich in Kabinengröße und -anzahl, Zahl der Speisesäle und Plätze in Casinos und Frequenz der Passagierwechsel an speziellen Terminals niederschlägt. Die meisten Neubauten mit ihren zahlreichen Standardkabinen sind bewusst auf ein mittelständisches Massenpublikum ausgelegt, die wenigen großen Luxussuiten sind eher ein Zuschussgeschäft, jedoch wichtig zur Imagebildung des Schiffes.
Eine Besonderheit stellen so genannte Expeditions-Kreuzfahrtschiffe dar. Diese in der Regel besonders ausgestatteten Schiffe verfügen, wenn sie etwa in polaren oder subpolaren Gebieten eingesetzt werden, über eine höhere Eisklasse. Ein modernes Expeditions-Schiff ist die MS Fram.
Die Liste von Kreuzfahrtschiffen enthält eine alphabetisch geordnete Auswahl an Kreuzfahrtschiffen.
Die Konzentration der Anbieter von Kreuzfahrten regional oder auf allen Weltmeeren lässt sich in der Liste von Reedereien von Kreuzfahrtschiffen (mit Angaben zur Gründung/Auflösung-Übergang) ablesen.
Entwicklung in den nächsten Jahren
Von 2008 bis 2012 werden 31 neue Schiffe auf den Markt kommen, was die Kapazität um 76.600 Unterbetten erhöht.
Betrachtet man die neuen Schiffe in dieser Zeitspanne genauer, wird ein Trend zu verhältnismäßig größeren Schiffen erkennbar. Zwei Drittel der neuen Schiffe haben Platz für mehr als 2000 Passagiere und gehören somit der Kategorie Megaschiffe an. Den vorläufigen Höhepunkt dieser Entwicklung bildet die Oasis of the Seas mit einer Bruttoraumzahl von über 200.000 und Platz für 5400 Passagiere, die 2009 als bisher größtes Kreuzfahrtschiff in Dienst gestellt wurde.[2]
Diese sogenannten Megaschiffe entwickeln sich immer mehr zur eigentlichen Destination (mit Parkanlagen, Einkaufszentren, Eislaufbahnen, etc.) und stehen Destinationen (Reisezielen) an Land auf Grund vieler innovativer Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten in nichts nach. Megaschiffe stellen viele der traditionellen Anlaufhäfen und -Orte vor schwierige logistische Probleme; so bei der Bereitstellung des überlangen Piers, bei Bus-, Restaurant- und Einkaufskapazitäten usw. So können etwa auf den beliebten einwöchigen Karibikfahrten von Florida aus anstatt 5–8 Häfen nur noch 3 große Häfen angelaufen werden. Vor allem der allgemeine Wellness- und Gesundheitstrend spiegelt sich beim Bau neuer Schiffe wider. An Bord werden mittlerweile eine Vielzahl von modernen Behandlungen, Restaurants für Gesundheitsbewusste und kleinere kosmetische Eingriffe angeboten.
Technik
Moderne Kreuzfahrtschiffe haben einen dieselelektrischen Antrieb und verfügen über Stabilisierungsflossen, um Rollbewegungen zu dämpfen.
Schiffsnetzwerke
Vor allem auf großen Kreuzfahrtschiffen ist moderne Technik wichtig. Mit der Entwicklung der digitalen Technologien und des Internets wuchsen auch die Anforderungen an Kreuzfahrtschiffe hinsichtlich der Netzwerkausstattung. Das betrifft nicht nur den Komfort der Passagiere (Internetzugang etc.), sondern auch die Antriebs- und Überwachungstechnik und die Kommunikation der Crew mit der restlichen Welt. Aus diesem Grund sind moderne Kreuzfahrtschiffe mit leistungsfähigen und ausfallsicheren Computernetzwerken ausgestattet. Da oft sehr raue Einsatzbedingungen für die Verkabelung auf Schiffen bestehen (Vibration und Hitze in den Maschinenräumen etc.), kommen oft die gleichen Produkte zum Einsatz wie im Bereich der industriellen Datenverkabelung (Industrial Ethernet).
Emissionen
Im sogenannten Hotelbetrieb (während der Liegezeiten) versorgen sich die Schiffe mit Energie der Schiffsdiesel, wodurch Schwefeldioxid, Kohlenstoffdioxid sowie Feinstaub entsteht. Dies ist für die stadtnahen Häfen umwelttechnisch relevant.[3]
Siehe auch
Literatur
- Andreas Stirn: Traumschiffe des Sozialismus. Die Geschichte der DDR-Urlauberschiffe 1953–1990. 2. Aufl., Berlin: Metropol Verlag 2011, ISBN 978-3-940938-79-4, 815 Seiten, 29,90 Euro.
- Kreuzschifffahrt im Wandel. In: Schiff & Hafen, Heft 12/2009, S. 22–25. Seehafen-Verlag, Hamburg 2009, ISSN 0938-1643
- Klaus Ahrens: Milliardärsjacht „Sea Cloud“. Lady zwischen Dienstboten. In: Spiegel Online – Reise, 25. September 2006 (Vergleicht mit ähnlichen Schiffen)
- Douglas Ward: Complete Guide to Cruising & Cruise Ships 2006. Polyglott, 2005, ISBN 3-493-60252-9, 672 Seiten.
Weblinks
Commons: Kreuzfahrtschiffe – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ a b Axel Schulz: Verkehrsträger im Tourismus: Luftverkehr, Bahnverkehr, Straßenverkehr, Schiffsverkehr. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58876-7
- ↑ Douglas Ward: Berlitz Complete Guide to Cruising & Cruise Ships 2009: Expert advice that saves you money. In-depth reviews of 280 cruise ships. Reveals the best facilities, food, service. 18. Auflage, Polyglott, 2008, ISBN 978-3-493-60255-5
- ↑ hafencity.com
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