- 4-Ohren-Modell
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Das Vier-Seiten-Modell (auch Kommunikationsquadrat oder Vier-Ohren-Modell) ist ein Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun. Nach diesem Modell enthält jede Nachricht vier Botschaften. Die vier Seiten einer Nachricht sind die Sache, die Selbstkundgabe, die Beziehung und der Appell.
Inhaltsverzeichnis
Bezugnahme
Das Kommunikationsquadrat beschreibt die Mehrschichtigkeit einer menschlichen Äußerung. Es kombiniert Watzlawicks Postulat, dass jede Aussage auch einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt enthält, mit den drei Seiten des Organon-Modells von Karl Bühler, dass jede Information etwas über die Sache, über den Sender und einen Appell an den Empfänger enthält. Solche Modelle sind in der Linguistik auch als Modelle der Sprachfunktionen geläufig.
Die vier Seiten einer Nachricht
- Die Sach-Ebene beinhaltet die reinen Sachaussagen, Daten und Fakten, die in einer Nachricht enthalten sind.
- In der Selbstoffenbarung vermittelt der Sprecher - bewusst oder unbewusst - etwas über sein Selbstverständnis, seine Motive, Werte, Emotionen etc.
- Auf der Beziehungs-Ebene wird ausgedrückt bzw. aufgenommen, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält.
- Der Appell beinhaltet einen Wunsch oder eine Handlungsaufforderung.
Der Sender sendet gleichzeitig vier Botschaften, er spricht sozusagen mit vier Schnäbeln. Der Empfänger empfängt gleichzeitig vier verschiedene Botschaften, er hört sozusagen mit vier Ohren. Oft hört und versteht der Empfänger aber etwas anderes, als der Sender gemeint und gesagt hat. Das führt zu Missverständnissen und in der Folge zu Konflikten. Das macht die zwischenmenschliche Kommunikation anfällig für Störungen.
Dabei kann jede einzelne der vier Ebenen missverstanden werden. Das klassische Beispiel von Schulz von Thun ist der Beifahrer, der zum Fahrer sagt "Du, die Ampel ist grün". Der Fahrer wird, je nachdem mit welchem "Ohr" er gerade hört etwas ganz anderes verstehen und entsprechend ganz anders reagieren (während er auf der Sachebene die Tatsache "Die Ampel ist grün" verstehen wird, könnte er die gleiche Aussage als "Fahr endlich los, ich habe es eilig"-Aufforderung oder auf der Beziehungsebene als "Du passt schon wieder nicht auf"-Kritik auffassen). Auch die Gewichtung der vier Ebenen kann unterschiedlich gemeint, beziehungsweise verstanden werden. So kann der Sender beispielsweise das Gewicht der Nachricht auf den Appell gelegt haben, der Empfänger jedoch überwiegend den Beziehungshinweis empfangen. Dies ist nach dem Kommunikationsquadrat eine der Hauptursachen für Missverständnisse.
Die Sachebene
Worüber ich informiere:
Auf der Sachebene vermittelt der Sender der Nachricht Daten, Fakten und Sachverhalte. Aufgabe des Senders ist es, diese Informationen klar und verständlich zu senden.
Mit dem Sachohr prüft der Empfänger, ob die Sachbotschaft die Kriterien der Wahrheit (wahr/unwahr), der Relevanz (von Belang/belanglos) und der Hinlänglichkeit (ausreichend/ergänzungsbedürftig) erfüllt.
In einem eingespielten Team ist die Sachebene meist klar und bedarf nur weniger Worte.
Die Selbstoffenbarung
Was ich von mir selbst kundgebe:
In jeder Nachricht stecken auch Informationen über die Person des Senders. Auf der Ebene der Selbstoffenbarung offenbart sich der Sender. Diese Botschaft besteht aus einer bewussten, gewollten Selbstdarstellung, und gleichzeitig aus einer unfreiwilligen dem Sender nicht bewussten Selbstenthüllung (siehe Johari-Fenster). Jede Nachricht wird somit zu einer Information über die Persönlichkeit des Senders.
Das Selbstoffenbarungs-Ohr des Empfängers lauscht darauf, welche Informationen über den Sender in der Nachricht enthalten sind.
Die Beziehungsebene
Was ich von dir halte (Du-Botschaft) und wie wir zueinander stehen (Wir-Botschaft):
Auf der Beziehungsebene kommt zum Ausdruck, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält. Je nachdem, wie er ihn anspricht, (Art der Formulierung, Körpersprache, Tonfall...) drückt er Wertschätzung, Respekt, Wohlwollen, Gleichgültigkeit, Verachtung o.ä. aus.
Abhängig davon, welche Botschaft im Beziehungs-Ohr des Empfängers ankommt, fühlt er sich entweder akzeptiert oder herabgesetzt, respektiert oder bevormundet. Eine gute Beziehung ist gekennzeichnet durch Kommunikation „von Gleich zu Gleich in gegenseitiger Wertschätzung.“
Der Appell
Wozu ich dich veranlassen möchte:
Wer sich äußert, will in der Regel auch etwas bewirken. Die Appell-Botschaft soll den Empfänger veranlassen, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen. Der Versuch, Einfluss zu nehmen, kann mehr oder weniger offen (Bitte) bzw. verdeckt (Manipulation) sein.
Auf dem Appell-Ohr fragt sich der Empfänger: „Was soll ich jetzt denken, machen oder fühlen?“
Zitat: "Mütter sind durch Kinder sehr Appellgesteuert." Mama! Die Schuhe....Ja! Bin gleich da und ziehe sie dir an!
Beispiel
Ein Mann (zunächst Sender der Nachricht) und eine Frau (zunächst Empfängerin) sitzen beim Abendessen.
Mann: „Da ist etwas Grünes in der Suppe.“ Die Frau antwortet: „Wenn es dir nicht schmeckt, kannst du ja selber kochen!“
- Sender
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Sachebene: Da ist etwas Grünes. Selbstoffenbarung: Ich weiß nicht, was es ist. Beziehung: Du solltest es wissen. Appell: Sag mir bitte, was es ist!
- Empfänger
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Sachebene: Da ist etwas Grünes. Selbstoffenbarung: Du weißt nicht, was das Grüne ist, und das bereitet dir Unbehagen. Beziehung: Er hält meine Kochkunst für fragwürdig. Appell: Ich soll künftig nur noch kochen, was er kennt!
Siehe auch
- Karl Bühler: Organon-Modell
- Kommunikationstheorie
- Organon-Modell
- Roman Ossipowitsch Jakobson: Kommunikationsmodell
- Sprechakttheorie
- Subtext
- Zwischenmenschliche Kommunikation
Literatur
- Friedemann Schulz von Thun: Miteinander reden: Störungen und Klärungen. Psychologie der zwischenmenschlichen Kommunikation. Rowohlt, Reinbek 1981. ISBN 3499174898
Weblinks
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