Astronautenuhr

Astronautenuhr
Die aktuelle Speedmaster Professional
Rückseite mit Glasboden der Saphirglas-Version, gelbvergoldetes Kaliber 863
Erste Omega Speedmaster von 1959 mit Pfeilzeigern und Stahllünette

Die Omega Speedmaster Professional ist eine Armbanduhr der heute zur Swatch Group gehörenden Schweizer Firma Omega. Sie ist bekannt dafür, die erste (aber nicht die einzige [1]) Armbanduhr auf dem Mond gewesen zu sein. Sie wird auch häufig als die „Monduhr“ oder „Moonwatch“ bezeichnet. Die Omega Speedmaster Professional gilt als die meistgetestete Uhr der Welt. Neben der "Professional" existieren noch andere Modelle der der Speedmaster, die teilweise andere Gehäuseformen haben oder über verschiedene Funktionen verfügen wie Datum oder automatischer Aufzug.

Inhaltsverzeichnis

Die Uhr

Bei der Omega Speedmaster Professional handelt es sich um einen mechanischen Armbandchronographen mit Handaufzug. Die Speedmaster Professional hat in der klassischen Edelstahl-Version ein Hesalitglas und ist bis 50 Meter wasserdicht, es existieren auch Edelstahl-Versionen mit Saphirglas und Co-Axialwerk mit Datumsanzeige, und auch Goldgehäuse.

Seit der ersten Speedmaster hat sich die Uhr bis heute nur wenig verändert. Ab dem Jahre 1942 wurde das Kaliber 321 mit Schaltrad als erstes Chronographenwerk von Omega mit Zwölf-Stunden-Zähler verwendet, später dann das Kaliber 861 mit Kulissensteuerung und bei Uhren mit Sichtglas im Boden wurde das Kaliber 863 eingesetzt, das eine verbesserte Finissage hat. Mit leichten Änderungen wurden heute daraus die Kaliber 1861 und 1863. Die Zeigerform hat sich im Laufe der Jahre marginal geändert. Auch die Gehäuseform wurde etwas modifiziert (Kronenschutz, Bandanstöße).

Das Stahl-Band ist in seiner aktuellen Version fünfteilig, die Reihen 1, 3 und 5 sind gebürstet, die Reihen 2 und 4 poliert.

Referenzennummern

Die Bezeichnung der einzelnen Modelle erfolgt auf Grund der Referenznummer, die im Gehäuseboden angegeben ist. Das erste Modell ab dem Jahre 1946 hatte zahlreiche Referenzen, darunter die Nummer OT 2466, Jahr Referenznummern

  • 1957 CK 2915
  • 1959 CK 2998
  • 1962 ST 105.002
  • 1963 ST 105.012
  • 1968 ST 145.022
  • 1969 ST 145.014 (Stahl) ST 145.014 (Gold) - Speedmaster MARK II
  • 1971 ST 176.0002 - Speedmaster MARK III
  • 1972 MD 145.0034 (Plaque) BA 145.0034 (Gold) - Speedmaster MARK II
  • 1972 ST 176.0004 - Speedmaster Automatic 120 M
  • 1973 ST 378.0801 - Speedmaster 125 Automatic Chronometer
  • 1973 ST 176.0009 - Speedmaster MARK IV
  • 1973 ST 188.0002 (Lederband) ST 388.08000 (Metallband)
  • 1974 ST 145.022-74
  • 1975 ST 145.022
  • 1989 ST 145.0022

Die Referenz 145.022 wird auch heute noch hergestellt und ausgeliefert. Des Weiteren gibt es Modelle der Speedmaster mit anderen Kalibern (Werken - 1040-1045), die noch andere Nummern haben. Dies sind vor allem die Nachfolger - der Mark II, III, IV und V und noch viele mehr. Modelle aus den 1960ern und frühen 1970ern sind heute begehrte Sammlerobjekte, zumal wenn sie sich in originalgetreuem Zustand befinden. Die heutige Omega Speedmaster Professional mit Edelstahlarmband hat in Deutschland einen Listenpreis von 2.320 € (Preiserhöhung Januar 2006, zuvor 2.180 €). Zwischenzeitlich (Stand: Juni 2008) kostet die Speedmaster Professional in Deutschland 2.510 €.

Varianten

Die Omega Speedmaster Reduced

Eine verkleinerte (und günstigere) Ausführung der Professional ist die Omega Speedmaster Reduced (Kaliber 3220). Ihr Durchmesser wurde auf 35,5 mm reduziert und das Oberflächenfinish ist nicht so aufwändig wie beim Vorbild, außerdem ist sie nur bis 30 m wasserdicht. Sie besitzt ein Automatikwerk mit 40 Stunden Gangreserve und ist in verschiedenen Varianten - beispielsweise mit Datumsanzeige - erhältlich.

Geschichte

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Für die geplante Mondlandung suchte die NASA 1962 nach einer weltraumtauglichen Uhr. Um sicher zu gehen, dass es sich um Uhren aus der Serienfertigung handelt, wurden alle getesteten Uhren bei normalen Händlern (Corrigan) von einem Mitarbeiter der NASA anonym in Houston, Texas gekauft.

Am 3. Oktober 1962 ist die Uhr mit dem Astronauten Walter Schirra an Bord von Mercury-Atlas 8 zum ersten Mal im Weltraum.

Am 1. März 1965 entscheidet die NASA nach umfangreichen Tests, dass die Omega Speedmaster Professional als einzige Uhr für das bemannte Raumflugprogramm geeignet ist. Sie gibt ihr das Prädikat „flight-qualified by NASA for all manned space missions“. Die Tests der NASA, die nur diese Uhr bestand, waren u. a. Schwerelosigkeit, starke Magnetfelder, extreme Stöße und Vibrationen sowie Temperaturveränderungen von minus 18 bis plus 93 Grad Celsius. Bereits am 23. März 1965 wurde sie bei der Mission von Gemini 3 benutzt.

Am 21. Juli 1969 ist die Speedmaster die erste Uhr auf dem Mond. Sie ist aber nicht am Handgelenk von Neil Armstrong, sondern von Buzz Aldrin. Da beim Abstieg auf den Mond die Uhr des Lunar Modules (also der Mondlandefähre) kaputt ging, ließ Neil Armstrong seine Uhr als Ersatzgerät in der Landefähre zurück. Somit ist die Uhr von Buzz Aldrin die erste Uhr auf dem Mond gewesen. Diese ging verloren, als Aldrin sie dem National Air and Space Museum zuschickte. Sie ist bis heute nicht mehr aufgetaucht. Ein ausführliches Gerichtsverfahren mit Untersuchung Beteiligter der Apollo-11-Mission im Juni 2004 kam zu dem Schluss, dass ein angeblicher Besitzer just jener Uhr eine andere Uhr besitzt. Auffällig ist, dass die NASA bis heute nicht bekannt gegeben hat, welche eindeutigen Merkmale (Gravuren) die verschwundene Aldrin-Uhr aufweist. Die beiden Uhren von Neil Armstrong und Michael Collins sind heute im National Air and Space Museum ausgestellt. Bei allen anderen Mondflügen war dieser Uhrentyp ebenfalls dabei. Im April 1970 war die Omega Speedmaster Professional ein wichtiger Faktor bei der erfolgreichen Rettungsmission von Apollo 13. Die Uhr wurde zum Navigieren benötigt, nachdem sonst fast alle Systeme an Bord ausgefallen waren. Die NASA verlieh der Uhr daraufhin den sog. „Snoopy Award“.

Auf der Rückseite der Uhren waren kleine eindeutige Nummern eingraviert, damit jede Uhr einem Astronauten zugeordnet werden konnte. So hatte die Uhr von Buzz Aldrin die Nummer 43.

Bei dem Rendezvous von Apollo und Sojus im Jahre 1975 im Weltraum trug Alexander Leonow als erster russischer Kosmonaut die Uhr.

Im Jahre 1978 suchte die NASA erneut nach einer Uhr, die für das geplante Space-Shuttle-Programm geeignet war. Obwohl an der öffentlichen Ausschreibung mehr Hersteller mit ihren Modellen teilnahmen als zuvor und die Tests noch härter durchgeführt wurden, war wieder nur die fast unveränderte Omega Speedmaster Professional als einzige Uhr in der Lage, alle Tests erfolgreich zu bestehen.

1989 wurde ein Vertrag zwischen der Firma Omega und Energia abgeschlossen, der dafür sorgte, dass die Speedmaster auch bei den Kosmonauten benutzt wird.

Zusätzlich führt die russische Raumfahrtbehörde an Bord der MIR zwischen Juli 1993 und Juli 1994 diverse Tests mit Uhren durch.

Jetzige Situation

Noch heute zählt die Omega Speedmaster Professional zur Standardausrüstung der Astronauten und wird v. a. bei Weltraumspaziergängen benutzt. Bei einem Weltraumspaziergang wird die Uhr über dem Raumanzug mit einem 640 mm langen Armband getragen.

Insgesamt gibt es derzeit vier Uhren, die von der NASA für den Weltraumflug (konkret Start und Aufenthalt innerhalb des Raumschiffs) zertifiziert wurden:

  • Omega Speedmaster Professional 3570.50.00
  • Omega Speedmaster Professional X-33
  • Casio G-Shock DW-5600C
  • Casio G-Shock DW-5600E
  • Casio G-Shock DW-5900
  • Casio G-Shock DW-6900
  • Timex IRONMAN Triathlon Data Link

Angeblich wurde der zeitweise Nachfolger, die Omega Speedmaster Professional X-33 der gleichen Firma, von den Astronauten am liebsten benutzt. Die X-33 ist eine moderne Hybriduhr mit einem über das Zifferblatt gelegten LCD-Feld für digitale Zusatzfunktionen u. a. im Titangehäuse.

Zusätzlich ist es möglich, dass die Astronauten auch eine private Uhr mitführen dürfen. Diese darf aber nicht innerhalb des Raumanzuges mitgeführt werden, da im Falle eines Notfalls extreme Situationen auftreten können (wie z. B. starke Drücke) die zu einem Zerplatzen der Uhr innerhalb des Raumanzuges führen könnten. Im Vakuum gelten wieder andere Vorschriften, und soweit es recherchierbar ist, scheint dort die Omega Speedmaster Professional weiterhin die einzige zugelassene Uhr zu sein.

Spezifikationen der NASA

  1. Gangungenauigkeit: Die Gangungenauigkeit muss besser als 5 Sekunden in 25 Stunden sein. Gewünscht sind höchstens 2 Sekunden in 24 Stunden.
  2. Druck: Die Uhr muss einem Druck von 50 Meter Wassertiefe standhalten.
  3. Lesbarkeit: Alle wesentlichen Elemente müssen unter unterschiedlichen Lichtbedingungen lesbar sein. Die Uhr muss bei Rot- und Weißlicht ablesbar sein, ebenso wie bei einer Beleuchtungsstärke von unter 5 Lux. Entweder schwarze Nummern und Zeiger auf weißem Hintergrund oder umgekehrt sind befriedigend. Die Uhr darf bei großen Beleuchtungsstärken nicht blenden. Ein Edelstahlgehäuse mit Satinoberfläche wird bevorzugt.
  4. Die Uhr muss eine Start-Stopp-Möglichkeit mit folgenden zeitlichen Auflösungen besitzen:
    1. Sekunde bis 1 Minute
    2. Minute bis 30 Minuten
    3. Stunde bis 12 Stunden oder größer
  5. Die Uhr muss stoßsicher, wasserdicht und antimagnetisch sein. Zusätzlich muss das Glas (Kunststoff, bei Omega Hesalit) splitterfrei sein.
  6. Die Uhr kann elektrisch, manuell oder selbstaufziehend angetrieben sein - sie muss jedoch auch manuell aufgezogen und zurückgesetzt werden können.
  7. Zuverlässigkeit: Der Hersteller muss garantieren, dass die Uhr unter normalen Bedingungen ein Jahr problemlos funktioniert. Technische Daten und Garantieerklärungen müssen vom Hersteller mitgeliefert werden.

Testbedingungen der NASA

  1. Hohe Temperatur: 48 Stunden bei 71 °C und anschließend 30 Minuten bei 93 °C. Der Druck sollte dabei 0,35 Atmosphären betragen und die relative Luftfeuchte nicht größer als 15 % sein.
  2. Tiefe Temperatur: 4 Stunden bei -18 °C.
  3. Temperatur-Druck-Kammer: Druckminimum bei 10-6 Atmosphären bei einem Anstieg der Temperatur auf 71 °C. Dann innerhalb von 45 Minuten die Temperatur auf -18 °C senken und wieder in den nächsten 45 Minuten auf 71 °C erhöhen. 15 oder mehr solcher Zyklen sind zu durchlaufen.
  4. Relative Luftfeuchte: 240 Stunden in einem Bereich von 20 °C bis 71 °C bei einer relativen Luftfeuchte von mindestens 95 %. Der Dampf sollte einen pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 haben.
  5. Reine Sauerstoffatmosphäre: Die Uhr wird 48 Stunden in einer reinen Sauerstoffatmosphäre bei 0,35 Bar Druck gelagert. Die Temperatur beträgt 71 °C. Diverse Zerstörungen an der Uhr (wie z. B. Korrosion, Freiwerden toxischer Gase etc.) gelten als Fehlverhalten.
  6. Stöße: Sechs Stöße mit einer Beschleunigung von 40 g in sechs unterschiedlichen Richtungen die jeweils 11 ms dauern.
  7. Beschleunigung: Lineare Beschleunigung von 1 bis 7,25 g in 333 Sekunden entlang einer Achse parallel zur longitudinalen Achse des Raumschiffs.
  8. Dekompression: 90 Minuten in einem Vakuum von 10-6 Atmosphären bei einer Temperatur von 71 °C und 30 Minuten bei 93 °C.
  9. Großer Druck: Druck von 1,6 Bar für mindestens eine Stunde.
  10. Vibrationen: Drei Zyklen von je 30 Minuten (seitlich, horizontal, vertikal) bei einer Frequenz von 5 bis 2000 Stöße pro Sekunde und wieder zurück zu 5 Stößen innerhalb von 15 Minuten. Die durchschnittliche Beschleunigung pro Stoß muss mindestens 8,8 g betragen.
  11. Lautstärke: 130 dB mit einem Frequenzspektrum von 40 bis 10000 Hz in 30 Minuten.

Weblinks

Quellen

  1. Dave Scott musste beim zweiten Mondspaziergang (EVA2) von Apollo 15 auf seine Ersatzuhr zurückgreifen, da seine Speedmaster beschädigt war, und trug stattdessen eine Waltham Watch. Siehe: Apollo Lunar Surface Journal, siehe 142:14:22

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