Panoramabild

Panoramabild

Panoramabilder („Panorama“, griechisch-lateinisch, etwa: „Allschau“) zeichnen sich durch die Abdeckung eines großen Betrachtungswinkels aus. Ein Panoramabild, das 360 Grad abdeckt, wird auch als Rundbild bezeichnet. Panoramen werden oft für die Abbildung von Architektur und Landschaften herangezogen. Die Erstellung von Panoramabildern hat im Laufe der Zeit zu verschiedenen Verfahren geführt. Von den Rundgemälden, über die Panoramafotografie und die Digitalfotografie mit anschließender Überarbeitung oder Erzeugung am Computer bis hin zu virtuellen Welten, haben sich die Möglichkeiten erweitert.

Uferpanorama Regensburg

Inhaltsverzeichnis

Rundgemälde

Hauptartikel: Panorama (Kunst)

Die Technik des Rundbilds, eine Sonderform der dreidimensionalen Trompe-l’œil-Malerei, wurde durch den Iren Robert Barker (1739–1806) erfunden und bereits im Jahre 1787 patentiert. Im 19. Jahrhundert waren Rundbilder sehr populär und entwickelten sich zu einem frühen Massenmedium. Die Rundbilder waren meist bis 15 m hoch und der Umfang überstieg oft die 100-Meter-Marke. Um 1830 wurden die Bilder mit einem dreidimensionalen Vordergrund, Figuren und Requisiten versehen. Damit wurde die Illusion für den Betrachter, Teil der Szene zu sein, verstärkt. Die Bilder wurden nicht selten in dafür geschaffenen Museen untergebracht und von Stadt zu Stadt weitergereicht. Panoramen waren Wandermedien, die durch eine wohlorganisierte Unterhaltungsindustrie kommerziell genutzt wurden. In manchen Fällen wurden sie jedoch auch in eigens errichteten ortsfesten Gebäuden untergebracht. Zu den heute noch existierenden Panoramen dieser Art zählen beispielsweise das Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen, das Bourbaki-Panorama in Luzern sowie das Jerusalem-Panorama Kreuzigung Christi in Altötting.

Seit den 1970er Jahren erlebt die Kunst- und Medienform Panorama einen neuen Boom. Weltweit entstehen in schneller Folge neue Panoramen. Teils wird dazu die klassische Technik der Malerei auf Leinwand angewandt, teils werden dazu die neuen Technologien genutzt, indem man Bilder am Computer zusammengefügt und dann auf große Stoffbahnen druckt, die als Rundgemälde beispielsweise sowohl im Panometer Leipzig als auch im Panometer Dresden präsentiert werden.

Konventionelle Fotografie

Die Rundgemälde verloren aufgrund des technischen und gesellschaftlichen Fortschritts an Bedeutung. Die Panoramatechnik wurde in der konventionellen Fotografie durch spezielle Panoramafotoapparate ermöglicht. Spezielle Ausrüstung für die Herstellung von bewegten Panoramaaufnahmen wurde ebenfalls entwickelt. Während die Panoramafotografie trotz der teuren Ausrüstung oft genutzt wurde, fristete der bewegte Panoramafilm ein Nischendasein. Fast ausschließlich Museen griffen auf die Technologie zurück. Beispielsweise zeigte das Verkehrshaus in Luzern bewegte Bilder der Schweiz auf einer großen, 360 Grad umfassenden Leinwand.

Digitalfotografie

Die technisch aufwändigen und teuren Panoramafotoapparate werden inzwischen immer mehr von der digitalen Fotografie verdrängt. Die Herstellung von Einzelbildern und die nachträgliche Montage in ein Panorama ist kostengünstig und kann heute inzwischen durch jedermann am eigenen Heimcomputer vorgenommen werden. Eine Möglichkeit bieten hier Bildbearbeitungs-Programme. Mit ihnen lassen sich beispielsweise Einzelbilder einer weiträumigen Landschaft schnell in ein Panoramabild umwandeln. Panoramabilder können aber auch mit speziellen Objektiven (Fischaugenobjektiv) oder typischerweise sphärischen Spiegeln aufgenommen und anschließend durch eine Transformation mit einem entsprechenden Software-Algorithmus entzerrt werden. Diese Verfahren umgehen das Zusammenfügen von Einzelbildern.

Eine andere Möglichkeit für die Erstellung von Panoramabildern mit gewöhnlichen Kameraobjektiven stellte 2009 der japanische Kamerahersteller Sony vor, „Sweep Panorama“. Dabei nimmt die Kamera schnell hintereinander mehrere Einzelbilder auf und fügt diese bereits in der Kamera zu einem Bild zusammen, welches maximal einen Winkel von 224 Grad abdecken kann.[1]

Stitching

Panorama des Bosporus in Istanbul

Eine auch im Hobbybereich praktikable Variante ist es, mehrere Einzelbilder zu erstellen und dabei die Fotokamera jeweils zwischen diesen ein Stück weiter zu schwenken. Diese Teilbilder können dann in einer als Stitching bezeichneten Technik zu einem großen Panorama zusammengesetzt werden. Zu diesem Zweck werden sogenannte VR-Köpfe angeboten, die durch die Einhaltung fester Winkelschritte (horizontal und vertikal) und die exakte Kameraführung das spätere Stitchen erleichtern. Diese VR-Köpfe gibt es für den Hobby-Fotografen in manuell betätigter Ausführung, für höhere Produktivität und Präzision auch automatisch und motorgetrieben.

Zusammenfügen der Bilder und Erzeugen des sphärischen Bildes

Nachdem die Bilder mit einer Stitching-Software bearbeitet wurden und eventuell Retuschierungen vorgenommen wurden, hat man ein vollständiges, aber verzerrt wirkendes Bild. Für die Darstellung eines Bildausschnitts muss es später wieder mit Hilfe geeigneter Software entzerrt werden.

Medizin

Medizinische Panoramaaufnahme

Als Panoramaaufnahmen oder Orthopantomogramme werden auch „Panoramaröntgenbilder“ in der zahnärtzlichen Praxis bezeichnet. Hierbei wird ein Komplettröntgenbild des gesamten Ober- und Unterkieferbereiches einschließlich der Kiefergelenke und der Nebenhöhlen erstellt.

Fernsehen

Bei neueren Breitwandfernsehern gibt es eine „Panoramafunktion“, mit der Fernsehbilder nichtlinear vom 4:3-Format ins 16:9-Format verzerrt werden. Im Zentrum bleiben die Größenverhältnisse erhalten, während am linken und rechten Bildrand eine stärkere Verzerrung stattfindet. Die Panorama-Funktion beseitigt die schwarzen Streifen am linken und rechten Bildrand und beeinträchtigt dabei die Bildqualität gegenüber dem Originalbild nicht so stark wie eine einfache Streckung des Bildes.

Visualisierung

Eine Stereoskopische Panoramaprojektion

Panoramabilder können sehr eindrucksvoll auf dafür vorgesehene Panoramaleinwände oder Panoramascheibensysteme projiziert werden. Eine optimale Darstellung des Panoramaeffekts entsteht durch eine gekrümmte Projektionsfläche und mehrere, mit „Edgeblending“ ausgerüstete, Projektoren.

Innerhalb einer Webseite wird mit Java-Applets wie dem PT-Viewer[2], Panorado[3] und ImmerVision[4] oder Plug-Ins wie dem QuickTime Player[5] ein Ausschnitt des Panoramabildes so dargestellt, dass ein 3D-Effekt entsteht und man mit dem Maus-Cursor in alle Richtungen schwenken bzw. zoomen kann.

Programme wie der Panorado-Viewer[3] oder der QuickTime Player[5] bieten eine ähnliche Interaktion für Panoramabilder wie auf Webseiten, sind aber schneller und haben einen größeren Funktionsumfang. Der FSPViewer[6] zeigt ein 360°-Panoramabild als Endlosbild an, das sich beliebig weit nach links oder rechts drehen lässt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Konrad Lischka: Ifa-Fototrends. Weniger Megapixel, mehr Bildqualität. In: SPIEGEL ONLINE. 5. September 2009, abgerufen am 11. September 2009.
  2. PT-Viewer
  3. a b Panorado
  4. ImmerVision
  5. a b QuickTime VR
  6. FSPViewer

Weblinks

 Commons: Panoramabilder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Rundbilder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Featured pictures/Places/Panoramas – ausgezeichnete Bilder – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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