Pantalon

Pantalon

Pantaleon Hebenstreit (* 27. November 1668 in Kleinheringen, heute Stadtteil von Bad Kösen; † 15. November 1750 in Dresden) war ein deutscher Tanzlehrer und Musiker.

Leben

Neueren Recherchen zufolge ist Hebenstreit, korrekt wohl eigentlich Hebestreit, am 27. November 1668 in Kleinheringen geboren und am 29. November auf den Vornamen seines Vaters Pantaleon getauft worden. Der Vater, der in Weißenfelser Akten 1674 als „Thürmer“ verzeichnet ist, starb 1678. Am 29. Januar 1691 immatrikulierte sich sein Sohn an der Universität Wittenberg, 1694 ist er in Leipzig als Tanzmeister belegt. Etwa in diese Zeit muss ein vierteljährlicher Besuch bei Jean-Baptiste Volumier in Berlin gefallen sein, bei dem er nach Johann Kuhnau extensiv („auch die meisten Nächte“) auf einer selbstentwickelten Großform des Hackbretts geübt haben soll.

1698 und 1703 erhielt Hebenstreit vom Weißenfelser Hof Aufträge zur Mitarbeit bei Schauspiel und Musik. 1705 reiste er mit seinem Hackbrett nach Frankreich. In einer französischen Quelle heißt es: „Le Musicien s'appelloit Pantaleon: il vint a Paris vers l'annee 1705“; und bei Mattheson: „König Louis XIV. in Franckreich soll das Instrument getauffet, und Pantalon genennet haben.“ Von diesem Zeitpunkt an hieß das Instrument dann nur noch Pantalon / Pantaleon oder zumindest (wie bei Telemann) pantalonisches Cymbal.

Nach seiner Rückkehr begab sich Hebenstreit auf die Suche nach einer Anstellung an einem Fürstenhof. 1707 erhielt er diese, und zwar als Musikdirektor und Tanzlehrer am Hof zu Sachsen-Eisenach. 1709 erhielt auch Georg Philipp Telemann hier eine Anstellung, dem im August dieses Jahres der Kapellmeister-Titel verliehen wurde, der ihn zweifellos über Hebenstreit stellte. Im Rückblick von 1718 schreibt Telemann:

„Monsieur Pantlon, sage ich, hatte nebst der Erfahrung auf vielerley Instrumenten zugleich in der Frantzösischen Music und Composition eine ungemeine Geschicklichkeit, woraus ich mehr Vortheil geschöpfet als ich hier anzuführen vermögend bin.“

Telemann verließ den Eisenacher Hof 1712, Hebenstreit wurde am 11. Mai 1714 für das stattliche Jahresgehalt von 1200 Thalern an den glanzvollen sächsischen Hof zu Dresden berufen. In den Gehaltslisten wird er dort als Kammermusikus geführt. Über Tätigkeit und Entlohnung äußert sich Kuhnau: „Ungeachtet sich dieser excellente Meister des Jahres etwann einmahl vor dem Könige hören lasset, verdienet doch seine unverdrossene Mühe, die er von Jugend auff, bis hierher gewendet, … dieses, und noch ein mehrers.“

1733 gab Hebenstreit das eigene Konzertieren auf, wirkte aber noch als Direktor der protestantischen Hofmusik weiter. 1740 wurde ihm der Titel eines Geheimen Hofkämmerers verliehen. Er starb am 15. November 1750 und wurde drei Tage später auf dem Dresdner Johannisfriedhof bestattet.

Hebenstreits prominenteste Schüler waren die beiden Wiener Pantaleonisten Johann Baptist Gumpenhuber und Maximilian Hellmann.

Instrument

Das Pantaleon (auch Pantalon) war etwa viermal so groß wie das heutige Hackbrett und besaß zwei Resonanzböden. Über jeden der beiden waren je etwa 90 Saitenpaare gespannt, wobei über den einen Darm- und über den anderen Draht(Stahl und Messing)-saiten liefen. In der Tiefe reichte das Instrument bis zum Kontra E. Geschlagen wurde das Pantaleon mit Klöppeln, die auf einer Seite ohne Überzug und auf der anderen Seite mit Leder überzogen waren. Er ließ diese Instrumente von Gottfried Silbermann bauen. Mit diesen Änderungen war das Instrument auch für Kunstmusik geeignet, wodurch sich seine große Popularität im 18. Jahrhundert erklärt. Johann Kuhnau äußerte sich ausführlich über die neue Erfindung (abgedruckt bei Johann Mattheson, Critica musica, Bd. 2, Hamburg 1722).

Auch Georg Philipp Telemann rühmte Hebenstreit und seine Virtuosität in seiner Autobiographie, wo er von seiner Zusammenarbeit in Eisenach berichtet:

Die Absicht war in Eisenach anfangs nur auf eine Instrumental-Musik gerichtet, deren Glieder der nie genug zu rühmende Hr. Pantaleon Hebenstreit zusammen suchte, und welchen ich, als Concertmeister, vorgesetzet ward: mithin bey der Tafel und in der Kammer die Violine, und das übrige, zu spielen hatte; da jener den Nahmen eines Directoris führte, in der letzten aber auch mitgeigete, und auf seinem bewundernswürdigen Cymbal sich hören ließ.

Nach der Erfindung des Hammerklaviers, die auch durch das Pantaleon angeregt wurde, verschwand dieses Instrument, das nicht einfach zu spielen war, aus der Musikpraxis.

Literatur


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