Parada Równości

Parada Równości
Parada Równości 2007

Die Parada Równości (Gleichheitsparade) ist eine jährliche Demonstration in Warschau für Toleranz und Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben.

Inhaltsverzeichnis

Ziel

Ziel der Parade ist es, die gesellschaftliche und politische Anerkennung von Homosexualität zu fördern und gleiche Rechte für Schwule und Lesben zu erlangen. Dabei orientiert sich der veranstaltende Verein Stiftung für Gleichheit am Christopher Street Day.

Geschichte

Parada Równości 2006
Parada Równości 2006
Claudia Roth, Renate Künast und Volker Beck nahmen 2005 und 2006 an der Parada Równości teil.

Erstmals 1998 machten drei vermummte Menschen mit Transparenten unter der Sigismundssäule auf sich aufmerksam.

Am 1. Mai 2001 versammelten sich etwa 300 Menschen zur ersten Gleichheitsparade mit lediglich einer Regenbogenfahne und Musik aus einem PKW. Sie verlief von der Sigismundssäule zum Nicolaus Copernicus-Denkmal. Im darauffolgenden Jahr zählte sie 1.000 Demonstranten. Die Route war die gleiche wie im Vorjahr, verlief jedoch in entgegengesetzter Richtung. 2003 fanden sich mit Unterstützung der Senatorin Maria Szyszkowska bereits 3.000 Teilnehmer zusammen. Die Parade zog in diesem Jahr von der Sigismundssäule zum Parlamentsgebäude.

2004 wurde die Parade von dem damaligen Warschauer Bürgermeister und späterem Präsident Polens Lech Kaczyński verboten mit der Begründung, sie stelle eine „Gefahr für die öffentliche Moral“ dar, verletze die „religiösen Gefühle“ anderer Menschen und würde Pornografie verbreiten. So fand lediglich eine Protestkundgebung mit 2.000 Menschen vor dem Rathaus in Warschau statt. Das Land Polen, hier repräsentiert von Lech Kaczyński, wurde 2007 vom Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte für schuldig befunden, grundlegende Menschenrechte durch sein Handeln verletzt zu haben. Gemeint ist hier das Recht auf Versammlungsfreiheit. Den Organisatoren war es möglich, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anzurufen, da Polen die Europäische Menschenrechtskonvention (CETS No.: 005, "Convention for the Protection of Human Rights and Fundamental Freedoms") im Jahr 1993 ratifiziert hat.

Im Jahr 2005 kam es erneut zum Verbot der Parade. Dennoch marschierten rund 3.000 Menschen durch die Innenstadt Warschaus. Unterstützung fand die Demonstration unter anderem vom Parlamentspräsidenten Tomasz Nałęcz, der am Vortag alle Warschauer aufgerufen hatte, an der Parade teilzunehmen, und der stellvertretenden Premierministerin Izabela Jaruga-Nowacka sowie den deutschen Grünen-Politikern Claudia Roth, Renate Künast und Volker Beck. Es kam dabei zu mehreren gewalttätigen Übergriffen von rechtsextremen Organisationen und zahlreichen Gegendemonstrationen aus konservativen und katholischen Kreisen. Dabei wurden die Demonstranten scharf beschimpft und mit Eiern und Steinen beworfen. Es kam zu mehreren Festnahmen und Verletzen. Von Bürgermeister Kaczyński wurde kritisiert, dass die Teilnehmer der von ihm verbotenen Demonstration von der Polizei beschützt und Gegendemonstranten attackiert wurden.[1]

Gegendemonstranten der Allpolnischen Jugend 2006

2006 erlangte die Parada Równości bereits im Vorfeld auf Grund eines erneuten Verbotes und der Vorfälle der vergangenen Jahre große internationale Aufmerksamkeit. Als Reaktion auf die Ankündigung deutscher Politiker, die Demonstration durch ihre Anwesenheit zu unterstützen, rief der Vize-Vorsitzende der polnischen Regierungspartei LPR Wojciech Wierzejski dazu auf, gewaltsam gegen diese vorzugehen und erhielt daraufhin eine Strafanzeige von Claudia Roth[2]. Das Auswärtige Amt gab für dieses Wochenende auf Grund angekündigter Gewaltdrohungen eine Reisewarnung nach Polen aus.

Gegendemonstranten einer ultrakatholischen Gruppe

Prominente und zahlreiche Organisationen wie der Warschauer Pakt 2006 und die Antifa verbündeten sich gegen das Vorgehen der polnischen Regierung und bekamen internationale Unterstützung von Demonstranten aus mehreren Ländern. Wenige Tage vor der Demonstration wurde die Parade am 10. Juni 2006 doch genehmigt und die Gegendemonstration der Allpolnischen Jugend, die in entgegengesetzte Richtung hätte verlaufen sollen, abgesagt. Die Demonstranten zogen unter massivem Schutz von 2.500 Polizisten 3 Stunden lang durch die Warschauer Innenstadt zum Theaterplatz, wo die Abschlusskundgebung gehalten wurde. Laut Schätzungen der Polizei handelte es sich dabei um 10.000 Menschen. Der Veranstalter sprach von 30.000. In den Medien variierten die Angaben zwischen 2.000 und 10.000 Personen. Es kam dabei im Vergleich zum Vorjahr nur zu wenigen Festnahmen und Verletzen. Gegendemonstranten rechtsradikaler und ultrakatholischer Gruppen versammelten sich vereinzelt am Rande des Umzuges.

Einer der beiden Wagen auf der Parade 2006

An der Parada Rownosci am 13. Juni 2009 haben nach unterschiedlichen Angaben mehrere hundert bis 1500 Teilnehmer teilgenommen. Die Demonstration verlief ohne größere Zwischenfälle, allerdings unter deutlichem Polizeischutz. Am Endpunkt der Demonstration vor dem polnischen Parlamentsgebäude hatten sich rund hundert Rechtsradikale aus dem National-Radikalen Lager ONR versammelt und riefen schwulenfeindliche Parolen, wurden jedoch von der Polizei von den Teilnehmern der Parada Rownosci abgeschirmt.

Blick auf die Parada Równości am 13. Juni 2009

Unterschiede zum CSD

Die Parada Równości versteht sich wie auch der CSD neben ihren politischen Forderungen als Fest von Homosexuellen. Wagen mit musikalischer Beschallung sind ebenfalls an dem Umzug beteiligt. Während der Christopher Street Day jedoch oftmals als kommerzielle Veranstaltung ohne ernsthafte politische Hintergründe kritisiert wird, ist bei der Parada Równości der Demonstrationscharakter auf Grund mangelnder Akzeptanz gegenüber Schwulen und Lesben unbestritten. Im Jahr 2006 nahmen an der Parade lediglich zwei Transvestiten teil, da deren Kleidung nach polnischem Recht unter das Vermummungsverbot fällt.

Festnahme von René K.

2006 wurde bei Auseinandersetzungen mit der Polizei der 24-jährige Schüler René K. aus Berlin verhaftet. Die Festnahme fand Aufsehen in den Medien und führte zu zahlreichen Solidaritätsveranstaltungen wie Demonstrationen und Spendensammlungen für die Kaution. Der heterosexuelle René besuchte die Parade aus Solidarität gegenüber homosexuellen Freunden. Er wurde wegen Drogenbesitzes und Angriffs auf einen Polizeibeamten angeklagt.[3] Gegen eine Kaution von 8.000 Euro wurde er am 11. August aus der Untersuchungshaft freigelassen. Während seines Aufenthaltes im Gefängnis verschwieg er aus Angst vor Zellengenossen an der Parade teilgenommen zu haben.[4][5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte gegen den Staat Polen, englisch
  2. Konrad Schuller: Der Geschmack des Knüppels, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 2006
  3. Festnahme von René K., Tagesspiegel
  4. Festnahme von René K., Berliner Zeitung
  5. Interview mit Rene K.

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