Parafoil

Parafoil

Gleitsegel sind zum Gleitsegeln geeignete freiflugtaugliche (d. h. ohne Verbindungsleine zum Boden), steuerbare, aussteifungslose Fluggeräte, die nach ihrem Hauptzweck in Fallschirme (Typ Flächenfallschirm!) und Gleitschirme unterteilbar sind. Ein heutiges Gleitsegel besteht aus einer luftgefüllten, aus mehreren Kammern bestehenden, textilen Tragfläche, die mit der "Nutzlast" durch ein System aus Leinen und Gurten verbunden ist.

Eine im einzelnen etwas abweichende Bedeutung kommt dem Begriff Gleitsegel in Deutschland zu: Hier sind Gleitsegel luftrechtlich eine eigene Ordnung innerhalb der Luftsportgeräte und somit vorwiegend als offizielle Bezeichnung für Gleitschirme gebräuchlich. Jegliche Gleitsegel mit Motor sind ebenfalls Luftsportgeräte, fallen dann darunter aber in die Ordnung der Ultraleichtflugzeuge.

Geschichte

Bereits 1948 wurden konzeptionelle Ideen zu Gleitsegeln nur aus Stoff und Schnüren von Francis Melvin Rogallo in einem Patent niedergelegt. Maßgeblicher Unterschied zu den ebenfalls nur aus "Stoff und Schnüren" bestehenden damaligen Rundkappenfallschirmen waren die u.a. durch die andere Formgebung erzielten Gleitflugeigenschaften seiner Geräte. Damit wurden umfangreiche Experimente in der Praxis durchgeführt.

Anfangs der sechziger Jahre wurde in Zusammenhang mit den ehrgeizigen Raumfahrtplänen der USA und der UdSSR dann auch die Entwicklung von Gleitsegelsystemen verstärkt vorangetrieben, um Landemodule nach Missionsende gegebenenfalls besser zur Erde zurückbringen zu können. In Zusammenhang mit entsprechenden Forschungsprogrammen der NASA erfolgten 1964 Patentierungen von zwei unterschiedlichen neuen Schirmkonzepten, die neben der Gemeinsamkeit der Abkehr vom üblichen Rundkappensystem der bis dato verwendeten Fallschirme eher durch Gegensätze gekennzeichnet waren: Beim System von Barish handelte es sich um einen dreibogigen, rechteckigen Einzelfächen-Fallschirm, das System von Jalbert umfasste demgegenüber ein "Parafoil" genanntes kasten- oder matratzenförmiges, mehrzelliges Fallschirmkonzept, mit dem er nach Abgeltung und Freigabe des Rogallos Patents durch die NASA 1964 im Prinzip dessen frühere Ideen aufgegriffen hatte.

Patentzeichnungen von Jalberts "Multi-Cell Wing"/Parafoil von 1964

Der so genannte Sailwing, eine Weiterentwicklung des Systems von BARISH im Folgejahr, kann dabei als erster Gleitschirm der Geschichte gelten, denn mit ihm erfolgten Gleitsegelflüge (s. Gleitsegeln) bereits 1965, während solche mit dem Parafoil-System von JALBERT erst 1967 ausgeführt wurden. Auch die primären Verwendungszwecke sprechen eindeutig für den Sailwing als "Ur-Gleitschirm", denn dessen Zweck war eindeutig das Gleitsegeln nach Bergstart, während der Parafoil von der grundsätzlichen Intention her überwiegend ein Fallschirm war und blieb.

Heutige Gleitschirme beruhen aufgrund der weiteren Geschichte des Gleitsegelfliegens allerdings dennoch nicht mehr auf dem Sailwing, sondern ebenso wie alle der heute im Fallschirmsport üblichen Flächenfallschirme auf dem von Rogallo erdachten Prinzip und dem letztlich darauf basierenden zweiflächigen mehrzelligen Parafoil-Fallschirmkonzept von Jalbert.

Trotz des gemeinsamen Ursprungs haben sich Flächenfallschirme und Gleitschirme aufgrund aerodynamischer und technischer Anpassungen an die speziellen Anforderungen des jeweiligen Sports mittlerweile aber so weit auseinanderentwickelt, dass ein Fallschirm für Bergstarts heute grundsätzlich ebenso ungeeignet ist wie ein Gleitschirm für Fallschirmabsprünge. Neue sportliche Entwicklungsmöglichkeiten könnten sich aus der Überbrückung genau dieser heutigen Unterschiede ergeben. Schon 1998 hatten die Franzosen Francis Heilmann und Xavier Demoury in diesem Sinne im Paramag-Magazin ein "neues Luftfahrzeug" propagiert: einen springbaren Gleitschirm, beziehungsweise einen Fallschirm mit Gleitschirmeigenschaften. Einzelne Schirmentwicklungen und sportliche Aktivitäten gehen bereits in diese Richtung.

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