Paramyotonia congenita

Paramyotonia congenita
Klassifikation nach ICD-10
G71.1 Myotone Syndrome
- Paramyotonia congenita (Eulenburg-Krankheit)
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Paramyotonia congenita (nach dem Erstbeschreiber, dem Neurologen Albert Eulenburg (1840–1917)[1] auch Paramyotonia congenita Eulenburg) gehört zum Formenkreis der Natriumkanalmyotonien. Sie äußert sich beim Menschen durch eine erschwerte Entspannung der Muskulatur nach Kontraktion und bei Kälte.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Als genetische Ursache sind Punktmutationen im SCN4A-Gen auf Chromosom 17q23 identifiziert werden. Pathophysiologisch gesehen ist die Funktion des Natrium-Kanals in den Muskelzellen beeinträchtigt (stark verlangsamten Inaktivierung); bei Kälte und repetitiven Bewegungen nimmt so der Natriumeinstrom in die Zelle zu.[2] Dies führt zu einer andauernden leichten Depolarisation der Muskelzelle und somit zur Ausbildung spontaner Aktionspotentiale, die wiederum zur Ausschüttung von Kalzium-Ionen führen und damit eine Kontraktion bewirken.

Es gibt Hinweise, dass die Verändungen der resultierenden Natriumkonzentration in und außerhalb der Muskelzellen mittels Magnetresonanztomographie nachweisbar sein könnten.[3]

Symptomatik

Die Erkrankung besteht lebenslang. Charakteristisch sind die bei Kälte eintretende Steifigkeit der Augen-, Gesichts-, Hals-, Schluck- und Extremitätenmuskeln (insbesondere der Unterarme und der Beine) sowie eine nach Kälteexposition oder langer körperlicher Tätigkeit eintretende Schwäche.

Diagnose

Bei der klinischen Untersuchung fällt die Verzögerung der Öffnung der Augenlider nach festem Zukneifen auf, die bei Kälte zunimmt. Andere Zeichen wie Faustschluss- oder Perkussionsmyotonie können negativ sein.

Als weitere Untersuchungen sind Elektromyographie (mit Kühlung der Extremität) und die Analyse von Creatin-Kinase und der Transaminasen im Blut notwendig. Ergänzend ist eine molekulargenetische Untersuchung sinnvoll, aber nicht zwingend.

Behandlung

Zur Therapie der Erkrankung liegen bisher kaum systematische Studien vor. Die Empfehlungen stützen sich daher auf nicht „evidenz“basierte Daten. Zur Behandlung der Paramyotonia congenita werden Mexiletin oder ersatzweise auch Carbamazepin empfohlen.[2]

Quellenangaben

  1. Albert Eulenburg: Über eine familiäre, durch sechs Generationen verfolgbare Form congenitaler Paramyotonie. Neurologisches Centralblatt 1886; 12:265–272
  2. a b S1-Leitlinie Myotone Dystrophien und nichtdystrophe Myotonien . In: AWMF online
  3. Huttner HB, e.a.: 23Na-Magnetresonanztomographie (MRT) bei Patienten mit Paramyotonia congenita (Eulenburg). In: Akt Neurol 2004; 31. hier online

Weblink

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