Parkseen (Stuttgart)

Parkseen (Stuttgart)

Die Stuttgarter Parkseen liegen im Naturschutzgebiet Rot- und Schwarzwildpark auf Gemarkung der Stuttgarter Stadtteile Wildpark und Büsnau. Zu den Parkseen gehören der Bärensee, der Katzenbachsee, der Neue See, der Pfaffensee und der Steinbachsee.

Lageplan
Pfaffensee
Reglerhäuschen am Ausfluss des Pfaffensees zum Christoph- und Metzgerhaustollen
Der abgelassene Neue See 2009
Der abgelassene Neue See 2009

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Stuttgart war vor der Einführung einer leistungsfähigen Fernwasserversorgung (Landeswasserversorgung, Bodensee-Wasserversorgung) im letzten Jahrhundert von einigen Quellen und der geringen Wasserführung des Stadtbaches Nesenbach abhängig. Mit dem Ausbau von Wasserleitungen und Quellfassungen für die damalige Residenzstadt wurde dem Nesenbach zunehmend Wasser entzogen, so dass sich die in der Stadt angesiedelten Mühlenbetreiber bereits 1564 über Wassermangel beschwerten.

Die darauf zur Untersuchung eingesetzten Experten bestätigten den Wassermangel und schlugen vor, im Glemswald südwestlich der Stadt einen künstlichen See anzulegen und damit eine Quelle zu fassen, die bisher ungenutzt zur Glems abfließt. Das Wasser sollte dann dem Nesenbach zugeleitet werden. Herzog Christoph beschloss am 21. Januar 1566 den Bau des Pfaffensees und eines nach ihm benannten 2810 Fuß langen Stollens zur Heidenklinge und damit über die Heslacher Wasserfälle zum Nesenbachtal. Da der Stollen aber nicht mit dem erforderlichen Gefälle ausgeführt wurde, brachte er nicht die gewünschte Verbesserung. Nach dem Tode Christophs ließ sein Sohn Ludwig das Projekt dann solange liegen, bis sich die Müller abermals über Wasserknappheit beschwerten. 1575 war der Stollen dann vollendet und selbst der trockene Sommer 1578 brachte die Mühlen nicht mehr zum Stillstand.

Nach erneuter Wasserknappheit erfolgte unter Herzog Johann Friedrich 1618 ungefähr einen Kilometer westlich der Bau des Bärensees, der über einen offenen Kanal entlang des Hanges mit dem Pfaffensee verbunden war. Reste dieses Kanals sind am Rand des Wanderwegs zum Teil heute noch sichtbar. An einer Stelle allerdings mußte der Kanal über eine Brücke geführt werden. Hier wurde ein Aquädukt aus massivem Stein gebaut, über das heute der Wanderweg führt.

200 Jahre lang bleibt es bei den 2 Seen. Erst unter König Friedrich wurden im Jahre 1812 die beiden etwa drei Kilometer entfernten Seen Steinbachsee und Katzenbachsee angelegt. Auch das Wasser dieser Seen wurde mittels offener, dem Gelände angepasster Kanäle dem Pfaffensee zugeleitet.

Wilhelm I. beauftragte den württembergischen Wasserbaumeister Karl August Friedrich von Duttenhofer, in den Jahren 1825 bis 1831 die Wasserleitungen und Brunnensysteme der Stadt zu verbessern. Neben einer Vertiefung des Pfaffensees und Gefälleverbesserung des Christophstollens veranlasste Duttenhofer auch die Anlage des Neuen Sees. Dieser entstand 1833 durch Errichtung eines Damms, der das zwischen Bären- und Pfaffensee gelegene Tal abschloss und damit zum fünften See mit der bisher größten Speicherkapazität aufstaute.[1]

Ab 1874 diente das Seewasser direkt der Trinkwasserversorgung Stuttgarts.[2] Es wurde nicht mehr in den Nesenbach geleitet sondern einem neu erbauten Wasserwerk am Hasenberg zur Trinkwasseraufbereitung zugeführt. Im Jahr 1933 übernahm das Wasserwerk Gallenklinge, dem das Wasser über den 1930 erbauten Metzgerhaustollen zugeleitet wurde, diese Aufgabe.[3] Zeitweise wurde der Neue See auch zur Speicherung von Wasser der Bodensee-Wasserversorgung eingesetzt.

Im April 1998 wurde die Wasseraufbereitung aus den Seen eingestellt, seitdem sind die Parkseen der Notwasserversorgung vorbehalten.[4] Die Seen befinden sich im Eigentum des Landes Baden-Württemberg. Sie wurden früher vom Städtischen Wasserwerk und den Technischen Werken der Stadt Stuttgart (heute EnBW) gepachtet. Aufgrund einer vertraglichen Verpflichtung ist heute auch nach der Stilllegung und Nutzung die EnBW Regional AG für die Pflege zuständig.

Im September 2008 erfolgte die komplette Entleerung des Neuen Sees zur Sanierung des undichten Dammes, der den See zum Glemstal abschließt.[5] Die Wiederbefüllung des Sees nach den Arbeiten begann Anfang September 2009, und war entgegen der Prognosen (ca. ein Jahr[6]) bereits Ende 2009 abgeschlossen.

Daten

Über die Zuflüsse Katzenbach, Steinbach, Bernhardsbach und Glems werden die Seen mit jährlich rund 1.000.000 Kubikmeter Wasser gespeist. Die gesamte Seefläche beträgt ungefähr 27 Hektar.

See Baujahr Nutzinhalt Pegeltiefe mittl. Tiefe Einzugsgebiet
Pfaffensee 1566 180.000 m³ 6,70 m 2,62 m 3,58 km²
Bärensee 1618 172.000 m³ 8,00 m 3,60 m 3,95 km²
Katzenbachsee 1812 80.000 m³ 4,10 m 2,60 m 4,06 km²
Steinbachsee 1812 40.000 m³ 4,70 m 1,90 m 3,70 km²
Neuer See 1833 340.000 m³ 7,40 m 5,75 m 0,30 km²

Einzelnachweise

  1. Technische Werke der Stadt Stuttgart; Von Bronnen Wasserleittinen und Liechtern; Stuttgart 1957; Seite 54.
  2. Homepage der Stadt Stuttgart: Seewasserwerk Hasenberg
  3. Stuttgarter Zeitung – Zu Besuch im Botnanger Wasserwerk Gallenklinge.
  4. stuttgart.de – Die größten Stuttgarter Gewässer: Max-Eyth-See, Neckar, Parkseen.
  5. enbw.com – abgerufen am 13. September 2009.
  6. Stuttgarter Zeitung online – abgerufen am 13. September 2009.

Literatur

  • Walter Meyer-König; Technische Werke der Stadt Stuttgart AG (Hrsg.): Stuttgart und das Wasser. Stuttgart 1983.

Weblinks

 Commons: Parksee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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