Friedrich I. (Württemberg, König)

Friedrich I. (Württemberg, König)
König Friedrich I. von Württemberg im Krönungsornat, Bildnis von Johann Baptist Seele (1774–1814)

Friedrich I. Wilhelm Karl von Württemberg (* 6. November 1754 in Treptow an der Rega in Hinterpommern; † 30. Oktober 1816 in Stuttgart) war ab 1797 als Friedrich II. Herzog und von 1806 bis 1816 als Friedrich I. der erste König von Württemberg. Wegen seiner Körpergröße und seiner gewaltigen Leibesfülle wurde er auch Dicker Friedrich genannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Weg zur Thronfolge

Jugendbildnis Friedrichs

Friedrich war der Sohn des Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg und Sophie Dorothee von Brandenburg-Schwedt. Bei seiner Geburt war nicht abzusehen, dass er die Thronfolge in Württemberg antreten könnte. Er verfolgte also, wie sein Vater (der jüngste Sohn Herzog Carl Alexanders) eine militärische Laufbahn am Hofe Friedrich des Großen. Dieser band die an seinem Hof weilende württembergische Familie in seine Heiratspläne ein. Friedrichs Schwester Sophie Dorothee von Württemberg wurde mit dem Sohn Katharinas der Großen und späteren Zaren Paul verheiratet. Diese verwandtschaftliche Beziehung zum Zarenhaus hatte für Friedrich unmittelbare, für das spätere Königreich Württemberg spätestens bei der Reorganisation Europas im Zuge des Wiener Kongresses weitreichende Folgen.

Im Juni 1774 trat er in preußische Dienste und wurde Oberst im Kürassierregiment Lölhöffel, im Dezember 1776 wurde er dessen Kommandeur. Mit dem Regiment nahm er am Bayerischen Erbfolgekrieg teil. 1778 übernahm er das Dragoner-Regiment Nr.2 (Krotow). 1780 heiratete Friedrich Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel. Zusammen hatten sie zwei Söhne, Wilhelm, der als Wilhelm I. der zweite König von Württemberg werden sollte, und Paul, sowie die Tochter Katharina, die später den König Jérôme von Westphalen heiratete. Eine weitere Tochter wurde kein Jahr alt. Das gute Verhältnis zu Friedrich dem Großen, Friedrich nahm regelmäßig an den berühmten Gesprächsrunden teil, trübte sich, als Friedrichs Schwester Elisabeth, 1781 mit Erzherzog Franz von Österreich, dem späteren letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und dem ersten Kaiser Österreichs verlobt wurde. Friedrich der Große musste befürchten, dass nachdem sich Russland und Österreich bereits politisch angenähert hatten, Preußen durch die engen familiären Bande, beide Herrschergattinnen waren Schwestern, weiter isoliert werden würde. Friedrich der Große lastete die Vermittlung dieser Verlobung, wohl zu Unrecht, Friedrich an.

1781 nahm er als Generalmajor seinen Abschied. Er begab sich in den Dienst Kaiserin Katharinas der Großen. Diese ernannte ihn zum Generalleutnant und setzte ihn 1783 bis 1787 als Generalgouverneur in Russisch-Finnland ein, das damals aber nur das Gebiet um Wyborg umfasste. Er erhielt von Juni bis Oktober 1783 auch das Kommando über ein 15.000 bis 20.000 Mann starkes Truppenkorps bei Cherson im Krieg gegen die Türken, war aber nicht maßgeblich in Kämpfe verwickelt.

Die Ehe zwischen Friedrich und Auguste Karoline war von Beginn an belastet. Die damals 16-jährige war in ihrer kindlichen Verspieltheit dem zehn Jahre älteren Gatten unterlegen. Dieser war ihr intellektuell voraus und bis zur Rechthaberei selbstbewusst. 1781, bereits schwanger, wollte sie sich trennen, wurde aber von ihrem Vater bedrängt, bei Friedrich zu bleiben. In Russland verstärkte sich der Gegensatz. Es kam sogar zu Gewalt. Im Dezember 1786 warf sie sich nach einer Schauspielaufführung hilfesuchend vor Zarin Katharina. Diese, der die Situation bekannt war, zögerte nicht, nahm Auguste Karoline in ihre Obhut und verwies Friedrich des Landes. Hinzu kam, dass sich ihr eigenes Verhältnis zu ihrem Sohn und Thronfolger ebenfalls verschlechtert hatte und Friedrich als Bruder der Schwiegertochter auch in die Schusslinie geriet. Sein Landgut Monrepos bei Wyborg verkaufte Friedrich 1788 an Ludwig Heinrich von Nicolay. Auguste wurde in die Obhut des sechzigjährigen, verabschiedeten Hofjägermeisters von Pohlmann auf Schloss Lohde in West-Estland gebracht, der dieses Vertrauen missbrauchte. Auguste Karoline verstarb am 27. September 1788 nach einer Fehlgeburt, als ihr zur Vertuschung der Schwangerschaft jegliche ärztliche Hilfe verweigert worden war.

Karikatur James Gillrays zur Vermählung Erbprinz Friedrichs von Württemberg mit Charlotte Auguste Mathilde von England.

Zwischenzeitlich war absehbar geworden, dass Friedrich wohl eines Tages die Thronfolge in Württemberg antreten könnte. Im Juli 1789 reiste er nach Paris um sich aus erster Hand ein Bild von den revolutionären Umtrieben zu machen. Ab 1790 siedelte er, sehr zum Missfallen seines noch regierenden Onkels Carl Eugen, nach Ludwigsburg über. Mit dem Regierungsantritt seines Vaters 1795 erlangte er endlich den lange erhofften politischen Einfluss. Mit Hilfe seines Braunschweiger Schwiegervaters knüpfte er Kontakte zum, aus Hannover stammenden, englischen Königshaus. Am 18. Mai 1797 heiratete er in zweiter Ehe Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde von Großbritannien und Irland, Tochter des Königs Georg III. und der Königin Charlotte in der St.-James Kirche in London.


Herzog und Kurfürst

Nach dem Tod seines Vaters wurde Friedrich am 23. Dezember 1797 als Friedrich II. regierender Herzog von Württemberg. Er galt als machtbewusst und cholerisch, aber auch als entschlossener Politiker. Herzog Friedrich II. regierte neo-absolutistisch und zerschlug die Macht der Landstände. Im Schloss Ludwigsburg, das er als Sommerresidenz nutzte, ließ er zahlreiche Räume im Empirestil umgestalten.

Im Mai 1803 wurde Herzog Friedrich II. zum Kurfürsten erhoben. Er erhielt im Zuge der Säkularisation und Mediatisierung große Gebiete und konnte sein Land bedeutend vergrößern. Die neu erworbenen Gebiete fasste er mit Hilfe seines Innenministers Graf Normann zunächst in einem eigenen Staat „Neuwürttemberg“ zusammen, der von Ellwangen (Jagst) aus regiert wurde. 1800 wurde Württemberg von französischen Truppen unter Napoléon besetzt und zum Bündnis mit Frankreich gezwungen. Kaiser Napoléon kam im Oktober 1805 selbst nach Ludwigsburg, um mit dem Herzog zu verhandeln; dabei soll ihm Friedrich sehr selbstbewusst entgegen getreten sein. (Eine Anekdote berichtet, dass Napoléon zum 2,11 m großen und ca. 200 kg schweren Friedrich aufblickte und sagte: „Ich wusste gar nicht, dass sich die Haut überhaupt so weit ausdehnen kann!“ Darauf entgegnete Friedrich: „Und ich bin erstaunt, dass in einem so kleinen Kopf soviel Gift stecken kann!“)

Königskrone im Alten Schloss

König

Am 1. Januar 1806 nahm Kurfürst Friedrich die Königswürde an. Es kamen weitere Gebiete zu Württemberg, das nun fast doppelt so groß war wie vor 1803. Neben dem protestantischenAltwürttemberg“ zählten große katholische Gebiete zum Königreich, so dass der König eine Gleichberechtigung beider Konfessionen anstrebte. Die altwürttembergische landständische Verfassung wurde vom König unter Federführung des Premierministers Graf Wintzingerode d. Ä. staatsstreichartig beseitigt. Das Land wurde einheitlich organisiert und erhielt eine straffe, aufgeklärt absolutistische Verwaltung. Der bisherige, kollegial verfasste Geheime Rat wurde als oberste Regierungsbehörde von einem Staatsministerium abgelöst. Es war in Ressorts gegliedert und wurde vom Kabinettsminister geleitet. Friedrich I. wurde so zum Begründer des modernen württembergischen Staates. Mit harter Autorität trieb König Friedrich den Vereinigungsprozess voran, oft ohne Rücksicht auf die Traditionen der neu erworbenen Gebiete zu nehmen. Württemberg trat 1806 dem unter Napoléons Protektorat stehenden Rheinbund bei, wobei König Friedrich sich in der Folge als dessen eigenständigstes Mitglied erwies. Napoléons jüngster Bruder König Jérôme von Westfalen heiratete Friedrichs einzige Tochter Katharina, womit das Haus Bonaparte sich mit einer der ältesten Dynastien Europas verband.

Monogramm Friedrichs

Württembergs Bündnis mit Frankreich hatte zur Folge, dass Soldaten für die Kriege Napoléons gegen Österreich und Russland gestellt werden mussten. Im Russlandfeldzug von 1812 kämpften etwa 12.000 württembergische Soldaten mit, von denen nur wenige hundert wieder zurück kamen. 1814 wechselte König Friedrich die Front. Württemberg beteiligte sich nun an den Kämpfen gegen Napoleon. Nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Systems forderte König Friedrich seine Tochter Katharina auf, sich von Jérôme zu trennen. Das lehnte sie jedoch ab und blieb an seiner Seite. Daraufhin erhielt der Ex-König von Westfalen den württembergischen Titel „Fürst von Montfort“. Katharinas Sohn Prinz Plon-Plon ist der Stammvater des heutigen Hauses Bonaparte, welches damit von König Friedrich abstammt.

Büste Friedrichs I. in der Grabkapelle auf dem Württemberg

Überschattet wurden die beiden ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts von schweren Missernten, die in der Krise von 1816/17 kulminierten. Am 30. Oktober 1816 starb König Friedrich in Stuttgart nach kurzer Krankheit. Bei der Besichtigung einer Fundstätte von Mammutstoßzähnen auf dem Cannstatter Seelberg hatte er sich die tödliche Lungenentzündung zugezogen. Er wurde in der Gruft von Schloss Ludwigsburg beigesetzt.

Ehrungen

Die Städte Friedrichshafen und Bad Friedrichshall wurden nach Friedrich I. benannt.

Nachkommen

Erste Ehe: Friedrich I. heiratete 1780 Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel (1764–1788), Tochter von Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, getrennt 1788.

Zweite Ehe: Friedrich I. heiratete 1797 in London Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde von Großbritannien (1766–1828), Tochter des Königs Georg III.. Das einzige Kind des Paares, eine Tochter, wurde am 27. April 1798 geboren und starb am gleichen Tag.

Siehe auch

Literatur

  • Paul Friedrich von Stälin: Friedrich I. (König von Württemberg). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 56–60.
  • Paul Sauer: Der schwäbische Zar. Friedrich - Württembergs erster König. Stuttgart 1984.
  • Eberhard Fritz: Schloss Ludwigsburg als Sommerresidenz. Friedrich von Württemberg und seine Hofhaltung im frühen 19. Jahrhundert. In: Ludwigsburger Geschichtsblätter 58/2004. S. 189-236.
  • Ina Ulrike Paul: Württemberg 1797–1816/19. Quellen und Studien zur Entstehung des modernen württembergischen Staates (= Quellen zu den Reformen in den Rheinbundstaaten Bd. 7). München 2005.
  • Jürgen Hagel: Cannstatt und seine Geschichte.

Weblinks

 Commons: Frederick I of Württemberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich Eugen Herzog von Württemberg
ab 1803 Kurfürst
ab 1806 König

1797–1816
Wilhelm I.

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