- Hasenberg (Stuttgart)
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48.763969.140695Koordinaten: 48° 46′ N, 9° 8′ O
Landeshauptstadt Stuttgart Stadtbezirk Stuttgart-West Stadtteil Hasenberg Stadtkarte
Liste der Stadtteile Stuttgarts Einwohner: 4.733 (Stand 2009) Fläche: 53,8 ha Bevölkerungsdichte 8797 Einw./km² Postleitzahl: 70176 Quelle: Datenkompass Stuttgart Der Hasenberg ragt von Südwesten in den Stuttgarter Talkessel und gehört mit 453 m zu den höchsten Stuttgarter Erhebungen. Er bildet den oberen Teil eines Höhenrückens, welcher hier das südlich gelegene Tal des Nesenbachs mit dem Stadtteil Heslach im Stadtbezirk Stuttgart-Süd vom nördlich gelegenen Talbecken des Vogelsangbaches im Stadtbezirk Stuttgart-West trennt. Vorgelagert Richtung Innenstadt liegt, durch einen Sattel abgetrennt, die Karlshöhe, unterhalb der sich die beiden Täler vereinigen. Oberhalb des Hasenberges beginnt der Rot- und Schwarzwildpark, das größte zusammenhängende Waldgebiet der Landeshauptstadt.
Der Hauptzugang zum Hasenberg führt vom Johann-Sebastian-Bach-Platz mit dem Gänsepeterbrunnen aus dem Jahr 1901 über die Hasenbergsteige zum Sattel zwischen Hasenberg und Karlshöhe. Von dort führt die Hasenbergsteige weiter als Scheitelstraße auf den bisweilen recht steil ansteigenden Berg. Die Hasenbergsteige bildete den ehemaligen Hauptverkehrsweg nach Calw[1][2], an dem früher Wein angebaut wurde und heute die Grenze der oben genannten Stadtbezirke stellt. Weiter im Anstieg überquert man den Schwabtunnel, dessen Nordportal über Treppen direkt mit der Hasenbergsteige verbunden ist. Passiert werden danach eine Aussichtsplattform, die großartige Blicke ins Vogelsangtal und den Norden sowie über das Stadtgebiet in Ostrichtung freigibt, und der Zugang zum beliebten Panoramaweg Blauer Weg, der parallel zur Straße an der linken Hangseite sich fortzieht und Südblicke ermöglicht. Außerdem wird der Kopf der Osianderstraße passiert als ehemaliger Querverbindung zum damaligen Westbahnhof, und letztlich im obersten Abschnitt die Grünanlage eines farbenfrohen Skulpturenparks. Endpunkt ist ein Waldparkplatz nebst Kinderspielplatz.
Inhaltsverzeichnis
Wohnen und Wirken auf dem Hasenberg / Die Hasenbergsteige
Der Hasenberg mit seiner Hangbauweise gilt als erstklassige Wohnlage Stuttgarts. Wo heute weitgehend Familieninitialen die Briefkästen schmücken, wohnten bereits Anfang des 19. Jahrhunderts Verleger, Architekten, Bau-, Kommerzien- und Hofräte sowie Fabrikanten. Diese Zeit begründete das heutige „Villenmuseum“. Der Gegensatz zwischen Talbebauung und Hanglage wurde hier früh und eindrucksvoll gegenwärtig. Die Frage des sozialen Prestiges gipfelte schnell in der Feststellung: „Wir da oben, ihr da unten“. Oben liegt die aristokratische Hasenbergsteige, unten das Sinnbild des einfachen Volkes, die Hasenbergstraße.
- In der Hasenbergsteige 79 lebte der Kunsthistoriker und Pazifist Gottfried Hermann Wurz[3], der sich in der NS-Zeit der Widerstandsgruppe Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD) angeschlossen hatte und seinen Prachtbau Haus Hohenberg aus dem Jahr 1908 mittels illegaler Treffen der oppositionellen Mitstreiter zur Trutzburg avancieren ließ. In vollständiger Abgrenzung zur Umgebungsbebauung erinnert der Bau an eine burgartige Kirche. Entscheidend für diese Wirkung ist ein das Haus überragender, viereckiger Turm mit Pyramidendach.
- In der Hasenbergsteige 65 lebte bis 2005 der Künstler O.H.Hajek. Seit 2008 steht sein Haus unter Denkmalschutz und ist mittlerweile verkauft[4]. In der umliegenden Grünanlage befindet sich der vom Künstler erschaffene Skulpturenpark, der Einblicke in sein Schaffen gibt. Zwischen Hajek und der Stadt bestand über knapp 20 Jahre ein recht angespanntes Verhältnis, begründet durch den Hang Hajeks zu „extremen“ Ausformulierungen seiner Werke (Sichtweise der Stadt). Die Vergabe von Landesaufträgen an Hajek erschien dem Staat jahrelang als unratsam. Bestandteil des Parks ist außerdem eine Bronzebüste des Dichters J.G.Fischer.
- In der Hasenbergsteige 60 steht das sogenannte Alexanderhäusle[5]. Es gilt als eines der ältesten Baudenkmäler der Stadt und soll 1737 bereits bestanden haben. Der russische Pianist und Komponist A.G.Rubinstein soll an diesem Ort seinen Rendezvous nachgegangen sein.
- Die Hasenbergsteige 20 beherbergt die Villa Kaiser. Hier thront die Büste des Stuttgarter Pfarrers und Schriftstellers Gustav Schwab[6], der berühmt wurde für seinen Klassiker der deutschen Kinder- und Jugendliteratur, mit Sagen des klassischen Altertums.
- In der Hasenbergsteige 13/15 steht ein Gebäude im Stil der Neorenaissance aus dem Jahre 1898.
- In der Hasenbergsteige 7 lebte über nahezu eine Dekade der Schweizer Geschäftsmann und Humanist Henri Dunant, 1863 Gründer des Internationalen Roten Kreuzes[7], 1855 Mitbegründer des CVJM[8].
- Die Hasenbergsteige 1-3 ist Sitz der Internationalen Bachakademie[9], gegründet und geleitet vom Stuttgarter Kirchenmusiker und Musikpädagogen Helmuth Rilling.
- Die Hasenbergsteige 3 war Wohn- wie Geschäftshaus des Verlegers Ferdinand Enke. Bei diesem Bau handelt es sich um einen stilreinen italienischen Renaissance-Palazzo. Laut Denkmalliste gilt der 1878/79 geschaffene Bau als „Dokument gründerzeitlicher Profanbaukunst“. Sein Architekt Braunwald hatte bereits die Nr. 5 der Hasenbergsteige gebaut (1872/73).
Weitere Villen wurden von namhaften Architekten errichtet, wie Ludwig Eisenlohr, Carl Weigle, Albert Eitel oder Eugen Steigleder bzw. von stadtbekannten Kaufleuten bewohnt, wie Julius Hartmann, Paul Gerlach oder Alfred Reisser. Diese verteilen sich folgendermaßen:
- Vom Architekten Albert Schiller das Haus in der Nr. 9 für den Kaufmann Paul Gerlach und für den Buchhändler Gustav Weise die Nr. 11 sowie für den Zimmermann Friedrich Raupp die Nr. 26.
- Von Eisenlohr und Weigle die Nr. 31 für den Kaufmann Julius Hartmann.
- Von Eitel und Steigleder die Nr. 37 für den Fabrikanten Alfred Reisser.
- Von Hermann Jäger zu Zwecken des Verkaufs die Nr. 47 und zur Vermietung die Nr. 49.
Schwabtunnel
Der Hasenberg wird mit der Schwabstraße durch den Schwabtunnel (offiziell heißt er Schwabstraßentunnel) durchbrochen. Das Werk des Architekten Karl Kölle galt ehemals als erster Stadttunnel Deutschlands und breitester (10,50 m) Tunnel Europas[10]. Er wurde im Jahre 1896 eröffnet und war der erste Tunnel, der von einem Automobil durchfahren wurde.
Zugverkehr
Es gibt zwei Eisenbahntunnel namens Hasenbergtunnel durch den Hasenberg. Der eine ist der 1879 eröffnete 258 Meter lange Hasenbergtunnel der Gäubahn. 1985 wurde für die S-Bahn der ebenfalls Hasenbergtunnel genannte 5500 Meter lange Tunnel als Teil der Verbindungsbahn (Stuttgart) eröffnet. Er führt von der Stuttgarter Innenstadt zur Filderebene hinauf. Er ist Bestandteil einer Tunnelverbindung mit einer Gesamtlänge von knapp 8.800 Metern und galt bis zur Eröffnung des Landrückentunnels 1991 als der längste Eisenbahntunnel Deutschlands.
Hasenbergstation
Kaum mehr bekannt ist die Hasenbergstation. Erstellt im Jahre 1889 trug sie den Namen bis 1895, mithin für 6 Jahre. Danach wurde die Station umgetauft in den mittlerweile aufgelassenen Bahnhof Stuttgart West. Es handelte sich um einen Bahnhof der Gäubahn (Stuttgart–Singen) (Panoramabahn), welcher 1985 für den Personen- und 1993 schließlich auch für den Güterverkehr geschlossen wurde. Heute passieren die Stelle planmäßig ausschließlich Personenzüge – ohne Halt.
Die Station Hasenberg selbst gestaltete sich als einfaches Gebäude mit 48 m Länge, und drei spitzen Giebeln und Arkaden. Anfänglich diente die Station ausschließlich dem Personen- und Gepäckverkehr, dabei gelegentlich auch zur Entlastung des Hauptbahnhofs. Die Zufahrt stellte die eigens dazu gebaute Rothenwaldstraße (heute Rotenwaldstraße) sicher. Das alte Bahnhofsgebäude wurde 1960 abgerissen und 1962 durch einen Flachdachbau ersetzt. Das Amtsblatt würdigte: „Das eingeschossige Empfangsgebäude schmiegt sich harmonisch an den Hasenberg an.“ Die sukzessive Auflassung des Bahnhofs in den 1980er- und -90er-Jahren führten zur Aufgabe der Bahnhofsgaststätte und diverser Läden, bis hin zum Abriss des Gesamtensembles. Außer einem denkmalgeschützten Stellwerk deutet heute nichts mehr auf die frühere Bedeutung der Hasenbergstation hin.
Haltepunkt Stuttgart-Heslach
Eine weitere Haltestation an der Gäubahn befand sich an der Südseite des Hasenbergs unterhalb des Blauen Weges und trug den Namen Haltepunkt Stuttgart-Heslach.
Hasenbergturm
Markantes Wahrzeichen des Hasenbergs war der Hasenbergturm. Sein Bau datiert aus dem Jahr 1879 und ging auf die Initiative des Verschönerungsvereins Stuttgart zurück. Im Stil des Mittelalters konzipiert, verwirklichte sich an ihm der spätere Ulmer Münster-Baumeister August Beyer unter Verwendung roten Gerlinger Sandsteins[11]. Somit wurde die Idee realisiert, einen interessanten Aussichtsturm für die Bevölkerung zu erstellen. Andere Standorte, wie der nahe liegende Birkenkopf bzw. der ebenfalls auf dem Berg liegende Stadtbezirk Degerloch waren ebenfalls im Gespräch.
Seine Einweihung nahm erwartungsgemäß den Charakter eines Volksfestes an. Bis zum Jahre 1936 wurden mehr als 500.000 Besucher gezählt, die die 184 Stufen erklommen hatten. Ursprünglich 36 Meter hoch, fiel der Turm 1943 dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Dies in der Weise, als er aus strategischen Gründen gesprengt wurde, um feindlichen Luftangriffen der Alliierten keine Orientierungshilfe geben zu können. Mit seiner Spitze war er seinerzeit die höchste Erhebung im Stadtgebiet und weithin bestens sichtbar. Die Sprengung erfolgte am 24. März 1943 um 9 Uhr morgens. Übrig blieb ein lediglich fünf Meter hoher Stumpf, der völlig unscheinbar im Wald versteckt liegt.
Unterhalb des Turms auf einer Aussichtsplattform lag bis 1944 auch das Jägerhaus, ein beliebtes Ausflugslokal aus dem Jahr 1852. Es wurde kriegsbedingt ebenso zerstört, wie das im von C. F. von Leins angelegten Park errichtete Denkmal zu Ehren des Dichters Wilhelm Hauff. Im gleichen Jahr erlosch auch die Existenz des Korbmöbelhotels. Das letzte Ausflugslokal Waldhaus auf dem Hasenberg wurde als "nicht sanierungsfähig" 2008 geschlossen. Ihm droht der Abriss.
Trivia
- Vor dem Zweiten Weltkrieg sollte auf dem Hasenberg ein Stuttgarter Zoo eingerichtet werden, dessen Finanzierung mit 180.000 Reichsmark (Vereinsgelder) schon sichergestellt schien und bereits geplant war. Er wurde letztlich ebenso wenig realisiert, wie der Bau zweier Drahtseilbahnen über beide Hangseiten hinweg.
- Die Hasenbergsteige genießt unter Radfahrern Kultstatus, da sie in langgezogenen Abschnitten über eine Gesamtstrecke von 1,6 km mit einer Durchschnittssteigung von 9,3 % oft im zweistelligen Prozentbereich (Maximalsteigung: 15 %) anzieht[12].
- In der gedachten Verlängerung der Hasenbergsteige, dem Wanderweg Bürgerallee, befindet sich der Sophienbrunnen zu Ehren der Hochzeit der Tochter Sophie des württembergischen Königspaars, Wilhelm I. und Katharina Pawlowna.
- Untrennbar mit dem Hasenberg verbunden ist auch das bekannte und zu den schönsten zählende Stuttgarter Stäffele, das Hasenberg-Stäffele.
- Geognostische Erkenntnisse zur Bodenbeschaffenheit am Berg: In den bunten Mergeln: Brauneisenocker, gelblich-braun, nesterweise.[13]. Im Keuper: Grobkörniger, bunter und quarzreicher, weißer Keupersandstein[14]
Siehe auch
Literatur
- Hartmut Ellrich: Das historische Stuttgart. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-381-6.
- Christine Breig: Der Villen- und Landhausbau in Stuttgart 1830–1930. Hohenheim Verlag, Stuttgart und Leipzig 2000, ISBN 3-89850-964-8.
Weblinks
- Einblicke für Radfahrer
- Hasenbergsteige: Streifblicke
- O.H.Hajek Foto Skulpturenpark und Werkauswahl
- Stuttgarter Stäffele
Einzelnachweise
- ↑ Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt von Stuttgart
- ↑ Streiflicht Stuttgart-West
- ↑ Stolpersteine für Stuttgart G.H.Wurz
- ↑ Neuer Hausherr am Hasenberg Auf: stuttgarter-zeitung.de
- ↑ Stuttgarter Stäffeles-Tour - Unterwegs auf tausend Treppen Auf: stuttgart-tourist.de
- ↑ Projekt Gutenberg Auf: gutenberg.spiegel.de
- ↑ http://www.drk-stuttgart.de/index-geschstelle.html
- ↑ DRK auf drk-stuttgart.de
- ↑ http://www.bachakademie.de/
- ↑ Schwabtunnel
- ↑ Hasenbergturm von 1879-Ruine seit 1943
- ↑ Hasenberg als Sportrampe Auf: www.quaeldich.de
- ↑ Die geognostischen Verhältnisse von Johann Carl Ludwig Hehl
- ↑ Geognostisches und Petrefacten-Cabinet Seiner Erlaucht des Grafen Wilhelm ...
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