- Nesenbach
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Nesenbach Lage Baden-Württemberg, Deutschland Flusssystem Rhein Abfluss über Neckar → Rhein → Nordsee Quelle Stuttgart-Vaihingen
48° 43′ 58″ N, 9° 5′ 36″ O48.7328149.093354Mündung Stuttgart-Bad Cannstatt 48.799749.209622Koordinaten: 48° 47′ 59″ N, 9° 12′ 35″ O
48° 47′ 59″ N, 9° 12′ 35″ O48.799749.209622Länge 12,8 km Der Nesenbach hat die Talmulde eingeschnitten, in der sich die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart entwickelt hat. Der kleine Bach durchquerte die Stadt früher von Südwest nach Nordost, ist jedoch heute auf ganzer Länge durch den gleichnamigen Hauptsammler der Stuttgarter Mischkanalisation ersetzt. Der ursprüngliche Bachlauf ist auf etwa einem Kilometer Länge zwischen den Stadtteilen Kaltental und Heslach, wo die geschlossene Bebauung der Kernstadt beginnt, renaturiert worden. Diesen zur Unterscheidung vom Hauptsammler als Stadtbach Nesenbach bezeichneten Lauf speist jedoch nicht mehr die Nesenbachquelle, sondern nur kleinere lokale Zuläufe. Er fließt dann ebenfalls dem Hauptsammler zu. Entlang des früheren Bachlaufs liegen unterhalb der Kernstadt im Schlossgarten Ziergewässer, die aus der Trinkwasserversorgung gespeist werden. Wegen der damit verbundenen Kosten gleicht man hier nur die Verdunstung und Versickerung aus.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Weder nach der Länge, noch nach der Größe des Einzugsgebietes, noch nach der gewöhnlichen Wasserführung ist der Nesenbach besonders bedeutsam. Er entspringt im Stadtbezirk Vaihingen und fällt auf seinem 12,8 km langen Lauf durch sein Tal um 240 m.
Der Nesenbach spielte nie eine entscheidende Rolle für die Gewerbeentwicklung der Stadt Stuttgart, nicht einmal hemmend durch einige verheerende Hochwasser. Er war jedoch Jahrhunderte lang ein wichtiger Trinkwasserlieferant. Doch mit jeder neu gefassten Quelle an seinem Oberlauf führte der Nesenbach selbst immer weniger Wasser; den Müllern fehlte deshalb der Antrieb für ihre Wasserräder. Ihren Beschwerde ist es unter anderem zu verdanken, dass im Jahr 1566 der Pfaffensee mit seinem Abfluss Christophstollen in die Heidenklinge angelegt wurde. Die Anlage der Seen am Katzenbach und Steinbach im Jahr 1812, des Bärensees und des Neuen Sees (1833) im Quellgebiet der Glems sorgten für mehr Zufluss nutzbaren Wassers in den Nesenbach.
Vermutlich ist die schützende Wirkung dieses engen Tals der Grund dafür, dass sich trotz der an sich ungünstigen Topographie die Residenz- und spätere Großstadt entwickeln konnte.
Vielfältig war der Nutzen des Nesenbachs für die Bevölkerung: Er lieferte das Wasser zum Waschen, Reinigen, Gießen, zum Tränken und Schwemmen des Viehs, für viele handwerkliche Tätigkeiten, zum Abschwemmen des Unrats und selbstverständlich auch das Löschwasser.
Erhebliche Hochwasserschäden richtete der Nesenbach immer dann an, wenn bei heftigem Gewitterregen die Wassermassen von den steilen Hanggebieten ins Tal strömten. Innerhalb weniger Minuten konnte die normale Wasserführung von 20 bis 100 l/s auf 60 bis 100 m³/s, also bis zum Tausendfachen anschwellen.
Aktuelle archäologische Ausgrabungen (2008) im ehemaligen Württembergischen Weinkeller des Alten Schlosses deuten darauf hin, dass die äußere Schutzmauer des Vorgängerbauwerks während eines Hochwassers durch Unterspülung eingestürzt war. Beim Wiederaufbau wurden die neuen Mauerzüge um 45 Grad gedreht, so dass sie nun parallel zum Bachverlauf lagen.
Da der Nesenbach im Laufe der Zeit immer mehr verschmutzte, wurde er in zunehmendem Maße überwölbt und vollständig eingedolt. Er ist heute der wichtigste Hauptsammler im Stuttgarter Kanalnetz und dient als Abwasser- und Regenkanal für das gesamte südliche Stadtgebiet. Er mündet nicht mehr bei Berg in den Neckar, sondern wird der Kläranlage Mühlhausen zugeführt. Der Nesenbach fließt als Kanal unter dem Kaufhaus Breuninger am Stuttgarter Marktplatz. Zwischen den beiden Teilgebäuden Mittelbau und Hochhaus muss man ihn mittels zweier Rolltreppen im Untergeschoss unterqueren. Bis in die 1980er Jahre waren an dieser Stelle zwei Aquarien angebracht.
Des Weiteren unterquert der Nesenbachkanal auch das Carl-Zeiss-Planetarium in Stuttgart, wenige Meter von der Grube für den Projektor entfernt.
Brücken
Zwischen Vaihingen und Kaltental überspannen zwei bemerkenswerte Viadukte das Nesenbachtal: die Ortsumfahrung von Vaihingen (Nord-Süd-Straße) sowie die Gäubahnbrücke.
Umbau durch Stuttgart 21
Für die Unterquerung des neuen Hauptbahnhofs Stuttgart 21 soll ab 2011 der Nesenbach-Düker gebaut werden, der den Hauptsammler unter dem geplanten Eisenbahntunnel durchführen soll. Ein Teil des Dükers soll dabei in bergmännischer Weise unterirdisch unter Druckluft gebaut werden.[1][2] Im Zuge der Errichtung ist für das Jahr 2014 geplant, 20 Liter Wasser pro Sekunde vom Stadtbach in Kaltental durch separate Leitungen innerhalb des Hauptsammlers dem Unteren Schlossgarten zuzuführen.[3] Das Wasser soll zur Verbesserung der Wasserqualität des Eckensees dienen.[3] Vom Unteren Schlossgarten aus soll der Nesenbach dann mit einem Abfluss von 15 bis 20 l/s wieder bis zum Neckar fließen.
Siehe auch
Literatur
- Ulrich Gohl: Der Nesenbach – Geheimnis unter Stuttgarts Straßen. Silberburg-Verlag, Tübingen 2002, ISBN 3-87407-528-1.
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Schuster (1. Dezember 2010): Nesenbach. Direktzu Stuttgart 21. Abgerufen am 3. Juli 2011.
- ↑ Was passiert wann? In: Bahnprojekt Stuttgart–Ulm e. V., Sprecherbüro (Hrsg.): Dialog 21, ZDB-ID 2569219-7, Ausgabe 3, Januar 2011 (PDF-Datei; 1,3 MB).
- ↑ a b Beschlußvorlage Verbesserung Wasserqualität Eckensee GRDrs 806/2008 (PDF). Landeshauptstadt Stuttgart, Technisches Referat (17. Oktober 2008). Abgerufen am 3. Dezember 2010.
Weblinks
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