Atabeg

Atabeg

Den türkischen Titel Atabeg (arabisch ‏أتابك‎ / persisch ‏اتاﺑﮏAtābak; später auch Atabey; von türkisch ata = „Vater“ und beg bzw. bey = „Herr“, „Führer“), welcher vor allem vom 11. bis zum 13. Jahrhundert in Gebrauch war, trugen ursprünglich die als Vormünder, Beschützer und Tutoren fungierenden Erzieher minderjähriger Prinzen und Prinzessinen aus der Seldschukendynastie. Atabegs hatten, falls der Herrscher verstarb, die Mutter ihres Schützlings zu heiraten und erhielten oftmals auch wichtige Statthalterschaften übertragen, sodass sie als Regenten eines sog. Atabeyliks nicht selten sehr einflussreich und mächtig wurden und bald gar nicht mehr daran dachten, diese Macht an die heranwachsenden Prinzen abzugeben. Stattdessen missbrauchten viele Atabegs ihr Amt, hielten die ihnen anvertrauten Seldschukensprösslinge – auch nach deren Volljährigkeit – gefangen und schwangen sich zu faktisch unabhängigen Herrschern auf, welche unter Vererbung des Atabeg-Titels sogar eigene Dynastien begründeten. Infolgedessen entwickelte sich der Atabeg-Titel – der mit Ausnahme des berühmten Wesirs Niẓām al-Mulk (1018–1092) stets an ehemalige türkische Militärssklaven (Mamlūken) vergeben wurde – zu einem prestigeträchtigen Herrschertitel, welcher bald auch unabhängig davon geführt und neu angenommen wurde, ob sich wirklich (noch) ein Seldschuke in der Gewalt des Trägers befand oder nicht.


Der Titel اتاﺑﮏ (mittig, blank, ohne diakritische Punkte) auf einem Kupfer-dirham des Eldigüzidenherrschers Qïzïl-Arslan Uṯmān (reg. 1186–1191)

Zu den wichtigsten Atabeg-Dynastien gehören:

(diese Dynastie führte sogar des Titel „Großatabeg“ (Atabeg-i aʿẓam), da sich zeitweilig der Sultan selbst unter ihrer Kontrolle befand)

Das Amt bzw. der Titel des Atabegs wurde jedoch nicht nur in Zusammenhang mit den Großseldschuken verwendet. Auch die Kirman- und Rum-Seldschuken, die Choresm-Schahs aus der Dynastie der Anuschteginiden, einige chorasanische Lokalherrscher, die Aiyubiden von Aleppo, die ägyptischen Mamluken, die Kadscharen und sogar die christlichen Georgier gaben ihre Prinzen und Prinzessinen in die Obhut von Atabegs oder verwendeten zumindest den Ehrentitel.

Quellen und Literatur

  • Claude Cahen: ATĀBAK. In: Encyclopædia Iranica. 1987

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