- Ateji
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Ateji (当て字) sind chinesische Schriftzeichen bzw. Kanji, die in der japanischen Sprache ohne Rücksicht auf ihre reguläre Bedeutung oder Lesung gebraucht werden. Das Gegenstück zu den Ateji, also besonderen Schreibungen für bestimmte Wörter, ist die Jukujikun, besondere Lesungen für existierende Schriftzeichenkombinationen.
Eine Verwendung von Ateji sind alte Lehnwörter, die nicht aus dem Chinesischen stammen, etwa Speisen oder Handelswaren aus dem ersten Kontakt mit Europäern im 16. Jahrhundert. Die Schriftzeichen wurden nach der Lesung oder der Bedeutung für den Begriff verwendet. Für viele Ländernamen existiert daher eine historische Kanji-Schreibung, zum Beispiel 独逸 doitsu für Deutschland. Das erste Schriftzeichen bedeutet für sich allein genommen „allein“, das zweite unter anderem „fliehen“ oder „abschweifen“, beide werden aber in diesem Fall rein phonetisch verwendet, um das Wort „deutsch“ nachzubilden. Davon abgesehen können sie aber in anderen Wörtern durchaus mit ihrer eigentlichen Bedeutung benutzt werden, in diesem Falle beispielsweise für 独立,dokuritsu, Unabhängigkeit.
Die Schriftzeichen für tabako, japanisch für Tabak, 煙草, „Rauch-Gras“ sind dagegen nach der Bedeutung ausgesucht.
Einige Ateji sind auch von Ladenbesitzern erfunden worden, um ihr Produkt in einem besseren Licht erscheinen zu lassen, in dem man Schriftzeichen mit der passenden Lesung, aber einer positiveren Bedeutung verwendet, siehe etwa Sushi (寿司). 寿 bedeutet „langes Leben“, 司 eigentlich „Beamter“.
In einigen Fällen sind die Ateji sowohl nach Bedeutung als auch nach Lesung gewählt, etwa in der (veralteten) Schreibung für kurabu, „Club“. Die Schriftzeichen 倶楽部 können als ku - ra(ku) - bu gelesen werden, und bedeuten in etwa „Zusammen - Spaß - Ort“.
Im modernen Japanisch, seit der Schriftreform 1946, werden ausschließlich Katakana verwendet, um Fremdwörter zu schreiben. Die meisten Ateji werden daher im normalen Sprachgebrauch nicht mehr benutzt. Lediglich bei einigen Wörtern, die so fest im Sprachgebrauch verankert waren, dass sie nicht mehr als Fremdwort empfunden werden, wie tabako, wird weiterhin in Kanji geschrieben, oder, wenn die Schriftzeichen zu kompliziert sind, in Hiragana.
Die Abkürzungszeichen für Ländernamen (zum Beispiel 独 für Deutschland), die in Komposita verwendet werden (zum Beispiel 日独関係 nichidoku kankei „japanisch-deutsche Beziehungen“) gehen direkt auf die alten Ateji-Schreibungen der Ländernamen zurück. Weitere Beispiele dafür sind 亜 a für Asien, abgeleitet von 亜細亜 ajia, und 米 bei für Amerika, abgeleitet von 亜米利加 amerika. (siehe dazu Liste der Ländernamen im Japanischen)
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