Japanische Sprache

Japanische Sprache
Japanisch (日本語)

Gesprochen in

Japan, USA, Brasilien, Palau
Sprecher 127 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von JapanJapan Japan
PalauPalau Palau (auf Angaur)
Sprachcodes
ISO 639-1:

ja

ISO 639-2:

jpn

ISO 639-3:

jpn

Japanisch (jap. 日本語、にほんご、にっぽんご nihongo, nippongo) ist die Amtssprache Japans. Sie wird von rund 99 % der japanischen Bevölkerung als Muttersprache gesprochen. In Brasilien und den USA gibt es größere Sprechergruppen, die Nachfahren japanischer Emigranten sind. Eine Besonderheit der Sprache ist ihr komplexes Schriftsystem, das eine Mischung aus chinesischen Schriftzeichen und den Silbenschriften Hiragana und Katakana ist. Durch ihren agglutinierenden Sprachbau weist die japanische Sprache Parallelen zu den altaischen Sprachen und dem Koreanischen auf, die Herkunft und Einordnung der Sprache sind jedoch umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Mit etwa 127 Mio. Sprechern und einem Anteil von 2,4 % an der Weltbevölkerung steht Japanisch in der Liste der am häufigsten gesprochenen Sprachen auf Platz 9. Außerhalb Japans wird es hauptsächlich in den USA (ca. 200.000 Sprecher auf dem nordamerikanischen Festland, ca. 220.000 Sprecher auf Hawaii) und in Südamerika (ca. 380.000 Sprecher, vor allem in Brasilien) gesprochen. Dies ist vor allem auf drei große Auswanderungswellen von Ende des 19. Jahrhunderts bis Mitte des 20. Jahrhunderts zurückzuführen.

Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 4,9 % aller Webseiten auf Japanisch sind (Platz 4 hinter Englisch, Deutsch und Französisch). Trotz dieses hohen Anteils an Sprechern gilt Japanisch nicht als Weltsprache, da die 127 Millionen Sprecher nahezu ausnahmslos Muttersprachler sind (Vergleich: Deutsche Muttersprachler: 105 Millionen, Zweitsprachler aber bis zu 80 Millionen), die japanische Sprache also relativ zu den anderen Weltsprachen wenige Zweitsprachler hat und damit lokal auf Japan begrenzt bleibt.

Herkunft und Einordnung

Der Ursprung und die Einordnung der japanischen Sprache ist bis heute unter den Forschern umstritten. Allgemein anerkannt ist nur die Verwandtschaft zwischen Japanisch und den auf den Ryūkyū-Inseln gesprochenen Ryūkyū-Sprachen. Sie werden von manchen Sprachwissenschaftlern auch als Dialekte des Japanischen klassifiziert. Eine genetische Verwandtschaft zwischen dem Japanischen und der Sprache des Reiches Koguryŏ ist nach neueren Untersuchungen von Ch. I. Beckwith sehr wahrscheinlich, dies bedarf aber weiterer Grundlagenarbeit.

Das erste Problem ist, dass das älteste erhaltene japanische Schriftzeugnis, das Kojiki, erst aus dem 8. Jahrhundert nach Christus stammt, d. h. etwa aus der Zeit der frühesten altaischen Schriftzeugnisse (Orchon-Runen, Kitan-Schrift). Alle Erkenntnisse über die japanische Sprachgeschichte vor diesem Zeitpunkt sind daher linguistische Rekonstruktionen oder Übertragungen aus archäologischen oder genetischen Untersuchungen.

Das zweite Problem ist, dass das Japanische zwar phonetisch, morphologisch und syntaktisch auffallende Ähnlichkeiten zum Koreanischen und zu den altaischen Sprachen besitzt (einzig die nordtungusischen Sprachen verhalten sich syntaktisch anders). Dabei weist Altjapanisch aber auf dem Gebiet der Morphologie und Phonetik neben den Gemeinsamkeiten (auch mit dem Alttürkischen als westlichster und frühest inschriftlich belegter altaischen Sprache) auch Eigenheiten auf. Dies lässt zwar einige Linguisten grundsätzlich an der genetischen Verwandtschaft zweifeln. Allerdings werden von den meisten Altaizisten die koreanische und japanische Sprache als frühere Abspaltungen von einer gemeinsamen Protosprache (Makro-Altaisch) aufgefasst als die spätere Aufspaltung des Altaischen in die turkischen, mongolischen und tungusischen Sprachen. Alle diese Sprachen haben als wichtigstes gemeinsames Merkmal, dass sie agglutinierende Sprachen sind.

Genetisch sind die Japaner die Nachkommen zweier unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, die beide zu unterschiedlichen Zeiten über die Koreanische Halbinsel nach Japan einwanderten, der Jōmon-Bevölkerung aus der Jōmon-Zeit ab etwa dem 10. Jahrtausend vor Christus und der Yayoi-Bevölkerung aus der Yayoi-Zeit etwa ab dem 9. Jahrhundert vor Christus. Beide Gruppen haben sich genetisch und sehr wahrscheinlich auch sprachlich vermischt.

Über die Sprache der Jōmon-Bevölkerung gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, da weder Schriftzeugnisse noch Sprecher erhalten sind und völlig unklar ist, welche Elemente dieser Sprache sich im modernen Japanisch, in den Ryūkyū-Sprachen oder der Ainu-Sprache erhalten haben. Vorgeschlagene Theorien bringen diese Sprache unter anderem mit der Ainu-Sprache, aber auch mit austronesischen Sprachen in Verbindung.

Die Yayoi-Sprache ist besser belegt, in einer Studie hat Riley (2003) Proto-Japanisch und die Sprache des historischen koreanischen Staates Goguryeo rekonstruiert und eine Verwandtschaft festgestellt. Eine Hypothese besagt nun, dass die Sprachen der damals mit japanischen Staaten politisch verbündeten koreanischen Staaten Gaya und Baekje noch nähere Verwandtschaft zeigten, allerdings sind dazu noch nicht ausreichend Belege vorhanden.

Der Bruch zwischen Japanisch und Koreanisch fand dann spätestens im 7. Jahrhundert nach Christus statt, als der koreanische Staat Silla die anderen Königreiche auf der Halbinsel besiegte und damit auch seine Sprache durchsetzte, während sich in Japan in der Asuka-Zeit eine eigenständige Kultur zu entwickeln begann.

Durch die heutigen politischen Unterschiede zwischen Japan und den beiden koreanischen Staaten Nordkorea und Südkorea ist die Frage nach der Verwandtschaft der beiden Sprachen allerdings nicht nur ein linguistischer, sondern auch ein politischer Streitpunkt, weswegen japanische und koreanische Quellen zum Thema oft gefärbt sind.

Die Ainu-Sprache der gleichnamigen Ureinwohner von Hokkaidō ist dagegen weder mit dem Japanischen noch mit einer anderen bekannten Sprache verwandt und wird daher mit anderen isolierten Sprachen der Region zu den paläosibirischen Sprachen gerechnet.

Einige Hypothesen ordnen die japanische Sprache aufgrund oberflächlicher Ähnlichkeiten anderen Sprachfamilien zu, so ist die Phonetik des modernen Japanisch ähnlich den austronesischen Sprachen (siehe z. B. Murayama 1976 u. Benedict 1990), während die Morphosyntax auch Ähnlichkeiten zu dravidischen Sprachen zeigt. Beide Hypothesen sind allerdings nicht durch humangenetische oder kulturhistorische Belege untermauert. Ebenfalls als überholt gilt die Einordnung des Japanischen als isolierte Sprache.

Sprachstufen

Die Japanische Sprache kann in 5 Sprachstufen eingeteilt werden:

  • Altjapanisch, auch Früh-Altjapanisch, (上古日本語, jōko nihongo) spätestens seit der Nara-Zeit (bis 8. Jahrhundert)
  • Klassischjapanisch, auch Spät-Altjapanisch, (中古日本語, chūko nihongo) in der Heian-Zeit (ohne Insei-Periode) (9.–11. Jahrhundert)
  • Mitteljapanisch (中世日本語, chūsei nihongo) in der Insei-Periode, Kamakura- und Muromachi-Zeit (12.–16. Jahrhundert)
  • Neujapanisch (近世日本語, kinsei nihongo) in der Edo-Zeit (17.–19. Jahrhundert)
  • Gegenwartsjapanisch (現代標準語, gendai hyōjungo) seit der Meiji-Zeit (seit 19. Jahrhundert)

Sprachbau

Die japanische Sprache ist weitgehend eigenständig entstanden. Zwar entspricht ihre Grammatik dem Altaischen (Agglutination, Wortstellung), die Aussprache ist jedoch typisch austronesisch (wenig Konsonantenverdoppelungen, nur ein stimmhafter Endkonsonant „-n“). Altaische Ausspracheelemente wie die Vokalharmonie wurden im Laufe der Zeit immer mehr zurückgedrängt. Eine Besonderheit stellen die zahlreichen strukturellen Gemeinsamkeiten zwischen dem Koreanischen und dem Japanischen dar. Diese beiden Sprachen haben oft bis ins Detail Übereinstimmungen in der Bildung einer grammatischen Struktur oder Folge von Partikeln etc., jedoch so gut wie keine Gemeinsamkeiten im Wortschatz, von einigen landwirtschaftlichen Begriffen oder chinesischen Lehnwörtern abgesehen. Gerade dies verdeutlicht noch einmal die Schwierigkeit, das Japanische einer Sprachgruppe zuzuordnen.

Das japanische Schriftsystem verwendet die chinesischen Schriftzeichen (Kanji) sowie zwei davon abgeleitete Silbenschriften (Kana), Hiragana (für den indigenen Wortschatz) und Katakana (für neuere Lehnwörter). Mit der Schrift wurden auch viele chinesische Begriffe ins Japanische übernommen. Doch in Aussprache und Grammatik unterscheiden sich Japanisch und Chinesisch grundlegend: Anders als die chinesischen Sprachen ist das Japanische keine Tonsprache und kennt auch weniger Konsonanten. Daher ist sein Silbenvorrat mit rund 150 Silben im Vergleich zu den (unter Berücksichtigung der Töne) rund 1600 des Chinesischen viel geringer. In der Grammatik ist Japanisch, im Gegensatz zu den isolierenden chinesischen Sprachen, eine agglutinierende Sprache, besitzt also eine Vielzahl von grammatischen Suffixen – so genannten Partikeln und Funktionalnomina –, die eine vergleichbare Funktion wie die Flexionen, Präpositionen und Konjunktionen der europäischen Sprachen haben.

Noch im heutigen Japanisch werden „altjapanische“ und chinesische Elemente voneinander abgegrenzt. Bei den Schriftzeichen wird zwischen 音読み (On-yomi) und 訓読み (Kun-yomi) unterschieden. On-yomi ist die sinojapanische Lesung, eine Übertragung der chinesischen Lesung (meist aus der Sung- oder Tang-Zeit) in den Lautvorrat des Japanischen, bei der Kun-yomi wurde ein „urjapanisches“ Wort mit der Bedeutung des Schriftzeichens verbunden. Einige Lautfiguren finden sich nur in jeweils einem der beiden Bereiche. Aus dem Chinesischen stammende japanische Verben und Adjektive, die wie alle chinesischen Wörter nicht flektierbar sind, funktionieren auch grammatikalisch anders als ihre flektierbaren „urjapanischen“ Gegenstücke.

Phonologie

Vokale

Im Japanischen werden die fünf vokalischen Phoneme /a, i, u, e, o/ unterschieden. /a/ wird als [a] oder [ɑ], /e/ als [e] oder [ɛ], /o/ als [o] oder [ɔ], /u/ als [ɯ] und /i/ als [i] realisiert. Das japanische /u/ ist die ungerundete „Variante“ des deutschen u und klingt wie ein Mittelding zwischen deutschen u und ü. /e/ und /o/ werden tendenziell als kurze Vokale offen, als lange geschlossen ausgesprochen.

Langvokale und Diphthonge können als zwei aufeinander folgende Vokale betrachtet werden. Bei vorangehendem Vokal tendieren /i/ und /u/ dazu, schwächer als [j] und [w] artikuliert zu werden. Diese beiden Phoneme werden zwischen stimmlosen Konsonanten oder am Wortende oft völlig abgeschwächt, so dass dort devokalisierte (stumme) Vokale [i̥] und [ɯ̥] realisiert werden. So wird z. B. しています (/shite imasu/: „tut gerade“) als [ɕi̥teimasɯ̥] oder sogar [ɕi̥temasɯ̥] realisiert.

Die beiden Halbvokale [j] und [w] sind in ihrer Verteilung eingeschränkt. [j] kommt nur vor /a,u,o/ vor, [w] nur vor /a/, weshalb es im heutigen Japanischen auch nur noch für diese Halbvokal-Vokalverbindungen entsprechende Kanazeichen gibt: や[ja], ゆ[ju], よ[jo] und わ[wa]. Die Kana を, die eigentlich für [wo] steht, wird im modernen Standardjapanisch immer als [o] realisiert und nur noch für die Akkusativpartikel -o benutzt. Nur in modernen, meist aus dem Englischen entlehnten Fremdwörtern kann [j] auch vor /e/ und [w] auch vor /e, i, u/ vorkommen.


Konsonanten

Das Japanische besitzt folgende Konsonanten:

  bilabial alveolar alveolo-
palatal
palatal velar uvular glottal
stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth. stl. sth.
Plosive p b t d         k g     ʔ  
Nasale   m   n           (ŋ)   (ɴ)    
Taps/Flaps       ɾ ~ ɺ                    
Frikative (ɸ)   s z (ɕ) (ʑ) (ç)           h  
Affrikate     (ʦ) (ʣ) (ʨ) (ʥ)                
Approximanten               j   w        

Einige der Konsonanten bilden Allophone wie in der folgenden Tabelle beschrieben.

Phonem Allophon Umgebungsbedingung Beispiel
/g/ [ŋ] fakultativ, im Inneren eines Wortes かぎ /kagi/ = [kaŋi] „Schlüssel“
[g] sonst, auch im Inneren eines Wortes 外人 /gaizin/ = [gaiʑin] „Ausländer“
/s/ [ɕ] vor /i/ oder mit folgendem /j/ 死者 /sisja/ = [ɕiɕa] „Toter“
[s] sonst 住む /sumu/ = [sɯmɯ] „wohnen“
/z/ [ʑ] vor /i/ oder mit folgendem /j/; am Wortanfang auch [ʥ] 時期 /ziki/ = [ʑiki] oder [ʥiki] „Periode“
[z] sonst; am Wortanfang auch [ʣ] 蔵相 /zousjou/ = [zoːɕoː] oder [ʣoːɕoː] „Finanzminister“
/t/ [ʨ] vor /i/ oder mit folgendem /j/ 地中 /titjuu/ = [ʨiʨɯː] „in der Erde“
[ʦ] vor /u/ つつ /tutu/ = [ʦɯʦɯ] „Rohr“
[t] sonst 多々 /tata/ = [tata] „viel“
/d/ [ʑ] vor /i/ oder mit folgendem /j/ ぢゃ /dja/ = [ʑa] „Tja!“
[z] vor /u/ 続く /tuduku/ = [ʦɯzɯkɯ] „dauern“
[d] sonst 同大 /doudai/ = [doːdaj] „selbe Größe“
/h/ [ç] vor /i/ oder mit folgendem /j/ 表皮 /hjouhi/ = [çjɔːçi] „Oberhaut“
[ɸ] vor /u/ 夫婦 /huuhu/ = [ɸɯːɸɯ] „Ehepaar“
[h] sonst 方法 /houhou/ = [hoːhoː] „Methode“
ん/n/ [m] vor /m, b, p/ 散歩 /sanpo/ = [sampɔ] „Spaziergang“
[ŋ] vor /k,g/ 参加 /sanka/ = [sɑŋka] „Teilnahme“
[ɴ] im Auslaut 自然 /sizen/ = [ɕizɛɴ] „Natur“
[~] vor /s, h, j, w/ und Vokalen Nasaliserung des vorangehenden Vokals 繊維 /sen'i/ = [sɛ̃i] „Faser“
[n] sonst 洗濯 /sentaku/ = [sɛntakɯ] „Wäsche“

Die Allophone zum Phonem /n/ beziehen sich auf den mit der Kana geschriebenen Silbenschlussnasal. Das mit den Kana aus der n-Reihe geschriebene n kann die genannten Umgebungsbedingungen nicht erfüllen und wird immer [n] realisiert.

Silben- bzw. Morenstruktur

Japanische Wörter lassen sich in jeweils gleich lange Einheiten, sogenannte Moren, aufteilen. Jede Mora besteht aus einem Vokal, einem Halbvokal (= y oder w) + Vokal, einem Konsonanten + Vokal oder einem palatalisierten Konsonanten (ky, sh, ch usw.) + Vokal (siehe yōon). Eine Ausnahme bilden der Silbenschlussnasal (der als einzelne Mora zählt) und Doppelkonsonanten. In den japanischen Silbenschriften (Hiragana und Katakana) wird jede Mora durch ein Zeichen dargestellt:

Vokale yōon
a i u e o (ya) (yu) (yo)
ka ki ku ke ko きゃ kya きゅ kyu きょ kyo
sa shi su se so しゃ sha しゅ shu しょ sho
ta chi tsu te to ちゃ cha ちゅ chu ちょ cho
na ni nu ne no にゃ nya にゅ nyu にょ nyo
ha hi fu he ho ひゃ hya ひゅ hyu ひょ hyo
ma mi mu me mo みゃ mya みゅ myu みょ myo
ya yu yo
ra ri ru re ro りゃ rya りゅ ryu りょ ryo
 wa ( wi) ( we)  o (wo)
n
ga gi gu ge go ぎゃ gya ぎゅ gyu ぎょ gyo
za ji zu ze zo じゃ ja じゅ ju じょ jo
da (ji) (zu) de do ぢゃ (ja) ぢゅ (ju) ぢょ (jo)
ba bi bu be bo びゃ bya びゅ byu びょ byo
pa pi pu pe po ぴゃ pya ぴゅ pyu ぴょ pyo

In der Tabelle sind die Moren einer Reihe immer mit demselben Konsonanten bzw. Halbvokal gebildet, die Moren einer Spalte mit demselben Vokal.

Zudem verdeutlicht die Tabelle gut die Allophone der jeweiligen Konsonanten.

Akzent

Das Japanische besitzt einen melodischen Akzent (vgl. Wortakzent), bei dem die Betonung nicht wie im Deutschen durch eine größere Lautstärke und Intensität, sondern durch eine Veränderung der Tonhöhe erfolgt. Das Japanische ist jedoch keine Tonsprache, da Wörter keinen festgelegten, bedeutungstragenden Ton besitzen, wie in typischen Tonsprachen üblich (z. B. Chinesisch oder Vietnamesisch).

Morenakzent

Die Tonhöhe ist im Japanischen nicht einzelnen Silben zugeordnet, sondern sogenannten Moren, die gleichmäßige metrische Maßeinheiten darstellen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass jedes Kana auch eine einzelne More darstellt, wobei nur die kleinen , und keine eigene More bilden, sondern mit dem vorangehenden Kana eine More bilden.

Der (hier nur in Kana geschriebene) Satz はじめにそういってくれればだれもしんぱいしないに (In Hepburn transkribiert: Hajime ni sō itte kurereba dare mo shinpai shinai ni, „Hättest du das gleich zu Anfang gesagt, hätte sich keiner Sorgen zu machen brauchen“) lässt sich demnach wie folgt in Moren einteilen:

ha | ji | me | ni | so | o | it | – | te | ku | re | re | ba | da | re | mo | shi | n | pa | i | shi | na | i | ni

Jede dieser Moren ist entweder hoch oder tief.

In der Standardsprache werden zwei Akzenttypen unterschieden, der unmarkierte und der markierte.

Der unmarkierte Akzent

Im unmarkierten (oder ebenen) Akzent ist die erste More tief und alle anderen Moren bis zur letzten Partikel des Satzgliedes (Bunsetsu) hoch.

友達が tomodachi=ga „der Freund“: T-H-H-H=H

Der markierte Akzent

Die letzte hochtonige More innerhalb des Satzgliedes gilt als markiert, alle folgenden Moren sind tieftonig. Wenn nicht die erste More auch die letzte (einzige) hohe More ist, ist auch sie im markierten Akzent immer tief. Alle Moren von der zweiten bis zur markierten sind auf jeden Fall hochtonig.

Man unterscheidet wiederum drei Markierungstypen:

  1. fallender Akzent: Die erste More ist markiert.
    命が ínochi=ga „das Leben“: H-T-T=T
  2. steigender Akzent: Die letzte More des Wortes (nicht des Satzgliedes) ist markiert.
    お正月に oshōgatsú=ni „an Neujahr“: T-H-H-H-H=T
  3. steigend-fallender Akzent: weder die erste noch die letzte More sind markiert, also alle verbleibenden Möglichkeiten
    お巡りさんが omáwarisan=ga „der Schutzmann“: T-H-T-T-T-T=T

Bestimmte, ansonsten homophone Wörter kann man so durchaus anhand ihrer Akzentmarkierung unterscheiden. Ein Beispiel hierfür wären 日が („der Tag“) und 火が („das Feuer“). Beide werden hi=ga ausgesprochen, im ersten Fall ist der Akzent T=H (unmarkiert), im zweiten H=T (fallend).

Da aber Flexion, Betonung, Sprechgeschwindigkeit oder auch dialektale Varianzen (einige Dialekte, wie der in Kumamoto, sind gar akzentlos) ohnehin zu Verschiebungen der Akzentmarkierung führen, wird im Japanischunterricht der Akzent in der Regel nicht unterrichtet, er ist kein notwendiges Mittel zur Bedeutungsunterscheidung.

Korrekte Akzentuierung ergibt sich für Ausländer am ehesten durch die Nachahmung der typischen Sprachmelodie.

Grammatik

Hauptartikel: Japanische Grammatik

Die Satzstellung des Japanischen ist SOP, SubjektObjektPrädikat. Das heißt, das Prädikat steht immer am Ende des Satzes bzw. Nebensatzes.

Das Japanische ist eine agglutinierende Sprache. Grammatische Formen werden gebildet, indem die Endung der Verben erweitert oder verändert wird; andere Satzteile werden durch Partikeln modifiziert.

Nomina

Nomina sind im Japanischen nicht veränderbar; ihre Funktion im Satz wird mit Hilfe von angehängten Partikeln markiert. Japanisch kennt im Gegensatz zum Deutschen kein grammatisches Genus (Geschlecht), keine Artikel und keinen Plural (Mehrzahl).

Partikeln

siehe auch: Partikel (Japanisch)

In der japanischen Sprache werden Kasus (Fälle) und Präpositionen durch Partikeln ausgedrückt, die an das Nomen angefügt werden. Angegeben sind in etwa die deutschen Entsprechungen:

eki ga der/ein Bahnhof (Subjekt, den Bahnhof betreffend, wenn nicht Satzthema)
eki wa der/ein Bahnhof (Subjekt, den Bahnhof betreffend oder direktes Objekt, wenn Satzthema)
eki no des/eines Bahnhofes (oder den Bahnhof betreffend, besitzanzeigend für Bahnhof)
eki ni dem/einem Bahnhof oder (zu dem/einem, auf dem/einem, in dem/einem) und in Richtung (ähnlich he). Ort eines Gegenstandes.
eki (w)o den/einen Bahnhof (direktes Objekt, wenn nicht Satzthema)
eki (h)e in Richtung des/eines Bahnhofs
eki de in dem/einem Bahnhof (Instrumental oder Lokativ: Ort einer Handlung)
u. v. a.

Beispiel

Die Funktion der jeweiligen Partikel steht in eckigen Klammern:

kare ga kuruma de eki e iku
er [Subjekt] Auto [Mittel] Bahnhof [Richtung] gehen
Deutsch: Er fährt mit dem Auto zum/in Richtung des Bahnhof(s).

Eine zweite Gruppe von Partikeln wird an Sätze angefügt. Sie dient als Satzverbinder oder verändert den Sinn eines Satzes:

atsui desu Es ist heiß.
atsui desu yo Es ist heiß (mit der Voraussetzung, dass der Angesprochene dies noch nicht weiß).
atsui desu ka Ist es heiß?
atsui desu ne Es ist heiß, nicht wahr?

Lehnwörter

Hauptartikel: Gairaigo

Seit dem 3. Jahrhundert übernahm das Japanische zusammen mit der chinesischen Schrift zahlreiche chinesische Lehnwörter, die an die japanische Aussprache angepasst wurden. Ein großer Teil des heutigen japanischen Wortschatzes besteht aus diesen angeglichenen Begriffen.

Mit der Ankunft des Jesuiten Francisco de Xavier 1549 beginnen die direkten europäisch-japanischen Kulturkontakte. Bis 1639 findet der Austausch vorwiegend über portugiesische Missionare und Kaufleute statt, was zur Übernahme einiger portugiesischer Vokabeln führte. Dazu gehören beispielsweise pan (パン, von pão, dt. „Brot“), botan (ボタン, von botão, dt. „Knopf“) oder tempura (テンプラ, in Backteig frittiertes Gemüse und Fisch, von lateinisch tempora, [Fasten]zeiten).

Seit 1609 unterhält die Niederländische Ostindien-Kompanie eine Handelsniederlassung in Japan - zunächst in Hirado. Nach der Vertreibung aller anderen Europäer wird die Station dann 1641 nach Nagasaki verlegt. Bis ins 19. Jahrhundert findet der Austausch mit dem Westen durch das Medium der niederländischen Sprache statt, was auch sprachliche Wirkungen hatte: kōhī (von koffie, dt. „Kaffee“),

Wie in China gab man diese fremden Termini phonetisch mithilfe chinesischer Schriftzeichen wieder, z. B. 珈琲 (kōhī). Doch finden wir schon in Handschriften des 17. Jahrhunderts die heute dominierende Verwendung der Silbenschrift Katakana.

Mit der Öffnung des Landes 1853 und dem Beginn der Meiji-Zeit 1868 strömte eine Fülle neuer Konzepte und Termini ins Land, die teils in der Form von Lehnwörtern, teils aber auch in der Form von (Lehnübersetzungen) in den Wortschatz eingegliedert wurden: z. B. minshushugi (民主主義, Demokratie), jidōsha (自動車, Automobil), tetsudō (鉄道, Eisenbahn). Einige dieser mit chinesischen Zeichen geschriebenen Lehnübersetzungen fanden auch Eingang in die chinesische Sprache.

Andere Wörter wurden phonetisch übertragen. Ihr Anteil an der japanischen Sprache beträgt mittlerweile ca. 10–15 % und variiert je nach Sachgebiet. Zur Wiedergabe nutzt man heute nahezu ausschließlich die Silbenschrift Katakana, die sich mit Ausnahme von 'n' allerdings nicht dazu eignet, einzelne Konsonanten darzustellen. So wird 'k' stets als 'ka', 'ki', 'ku', 'ke' oder 'ko' geschrieben, z. B. im Falle des deutschen Wortes „Kranke“ als kuranke. Dazu kommen Unterschiede im Phonemsystem, die beispielsweise dazu führen, dass 'l' und 'r' mit denselben Silbenzeichen ('ra', 'ri', 'ru', 're', 'ro') dargestellt werden, weil das Japanische keine Trennung dieser Phoneme kennt. Zuweilen findet man auch andere Lösungen. So wird „tower“ (Turm) als タワー tawā, „towel“, Handtuch dagegen als タオル taoru geschrieben und gesprochen.

Lange Fremdwörter werden gerne verkürzt. So ist aus dem englischen personal computer das Wort pasokon パソコン geworden, rabuho ラブホ steht für Love Hotel.

Auch deutsche Lehnwörter sind im Japanischen zu finden (z. B. arubaito アルバイト von Arbeit, im Sinne von Teilzeitjob). Von Mitte des 19. bis ins 20. Jahrhundert hinein orientierte sich die japanische Medizin an der deutschen. In der Ärzteausbildung und der klinischen Praxis wimmelte es daher von deutschen Vokabeln, von denen sich einige in der Alltagssprache festgesetzt haben, und die Krankenberichte wurden auf Deutsch in lateinischer Schrift geschrieben. Daher haben sich vor allem in der Medizin viele Begriffe erhalten (z. B. karute カルテ, Patientenkarte). Auch in der Philosophie (z. B. geshutaruto ゲシュタルト, Gestalt; idē イデー , Idee) und beim Bergsteigen (z. B. shutaikuaizen シュタイクアイゼン , Steigeisen, ēderuwaisu エーデルワイス, Edelweiß) finden sich deutsche Lehnwörter; Recht und Militärwesen sind weitere Bereiche.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts übernimmt das Japanische große Mengen von Wörtern aus dem Englischen, die meisten Begriffe des „modernen Lebens” fallen im heutigen Japanisch in diese Kategorie. Insbesondere sind dabei die Bereiche Wirtschaft, Technik, Computer, Popkultur, Medien und Werbung zu nennen.

Wie in allen Sprachen beobachtet man auch im Japanischen oft einen Bedeutungswandel der übernommenen Termini. Darüber hinaus gibt es im Japanischen zahlreiche Scheinanglizismen (z. B. naitā (nighter, Baseballspiel spätabends).

Sprachbeispiel

Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1:

すべての人間は、生まれながらにして自由であり、かつ、尊厳と権利とについて平等である。人間は、理性と良心とを授けられており、互いに同胞の精神をもって行動しなければならない。
subete no ningen wa, umarenagara ni shite jiyū de ari, katsu, songen to kenri to ni tsuite byōdō de aru. ningen wa, risei to ryōshin to o sazukerarete ori, tagai ni dōhō no seishin o motte kōdō shinakereba naranai.[1]
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Siehe auch

Schrift

Gesprochene Sprache

Zahlen

Kultur

Literatur

  • 大野晋 日本語の起源 (Ōno Susumu: Nihongo no kigen = Die Entstehung der Japanischen Sprache), Tokyo 1957.
  • Association for Japanese-Language Teaching: Japanisch im Sauseschritt 1 Universitätsausgabe mit Kana und Kanji. Doitsu Center Ltd., Tokyo 2002, ISBN 4-9900384-5-2. (offiziell an den deutschen Volkshochschulen verwendetes Lehrbuch)
  • Jonathan Bunt: The Oxford Japanese Grammar and Verbs. 2003, ISBN 0-19-860382-7.
  • Detlef Foljanty, Hiroomi Fukuzawa: Japanisch intensiv. 3 Bände. 1998, ISBN 978-3-87548-137-2.
  • Bruno Lewin: Abriß der japanischen Grammatik auf der Grundlage der klassischen Schriftsprache. Harrassowitz, Wiesbaden 1959.
  • Roy Andrew Miller: Die japanische Sprache. iudicium, München, ISBN 3-89129-484-0. (aktuelle Auflage 2000)
  • Jens Rickmeyer: Japanische Morphosyntax. Groos, Heidelberg, ISBN 3-87276-718-6. (Auflage 1995)
  • Eriko Sato: Japanese Demystified, 2008, ISBN 978-0-13-135838-6. (gute Einführung in die japanische Sprache und Schrift für Anfänger)

Japanisch und Koreanisch:

  • Barbara E. Riley: Aspects of the Genetic Relationship of the Korean and Japanese Languages. Ph. D. Thesis, University of Hawaii, 2003.

Japanisch und die Sprache von Koguryo:

  • Christopher I. Beckwith: Koguryo – The Language of Japan's Continental Relatives. 2. Aufl. Brill, Leiden u. Boston 2007.

Japanisch und Austronesisch:

  • Paul K. Benedict: Japanese – Austro-Tai. Karoma, Ann Arbor 1990.
  • Shichiro Murayama: The Malayo-Polynesian component in the Japanese language. Journal of Japanese Studies. Bd. 2/2, 1976, S. 413–436.
  • Alexander Vovin: Is Japanese related to Austronesian? Oceanic Linguistics. Bd. 33/2, 1994, S. 368–390.

Sprachzertifizierung

  • JLPT – Japanese Language Proficiency Test
  • T.JL – Test of Japanese as Foreign Language
  • JETRO-Test – Business Japanese Proficiency Test

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Japanisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Japanische Wörter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikibooks Wikibooks: Japanisch – Lern- und Lehrmaterialien
Wikibooks Wikibooks: Wikijunior Sprachen/ Japanisch – Lern- und Lehrmaterialien
 Commons: Japanische Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Allgemeine Erklärung der Menschenrechte als Audiodatei bei LibriVox. Der hier zitierte Artikel 1 beginnt bei 2:54 und endet bei 3:13.]

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