Patina

Patina
Frischer Bronzeguss und antikes Original

Patina (ital. patina „dünne Schicht“, „Firnis“) ist eine durch natürliche oder künstliche Alterung entstandene Oberfläche (Struktur und Farbe).

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Die Patina ist eine Schicht, die aus den Verwitterungsprodukten der Oberfläche, Sedimentation von Schwebteilchen der Luft (Staub, Aerosolen) sowie den chemischen Reaktionsprodukten dieser Stoffe entsteht:

  • Ölbilder patinieren, weil der Firnis, der neu tunlichst farbneutral-transparent ist, durch Oxidation vergilbt (davon leitet sich die italienische Bezeichnung ab). Für die Farbwirkung des Bildes ist das störend.
  • Eine Skulptur, die den Einflüssen des Wetters ausgesetzt ist, erhält durch die chemischen oder korrosiven Einflüsse eine einzigartige, oft sehr attraktive Oberfläche. Hier ist die Patina gewünscht, solange sie nicht unansehnlich ist.
  • Wandmalereien sind starker Patinierung ausgesetzt. Ein besonderes Problem ist das am Fresko, weil durch dessen Herstellungsprinzip im Laufe der Zeit nach der Farbschicht auch die Patina mit einsintert. Sie lässt sich also unter Umständen nicht mehr entfernen, ohne das Fresko (bzw. seinen Schutz) zu zerstören.

Die Patina gilt als Beweis für das Alter eines Objekts. Das hat zwei Auswirkungen:

  • in der Restaurierung
  • Patinierung als künstliche Alterung.

Die Patina in der Restaurierung

In der modernen Restaurierung wird die Patina mit zur Originalsubstanz gezählt, da sie die Objektgeschichte dokumentiert wie wenig andere Aspekte des Erhaltungszustands. Von einem Konzept des „Erstrahlens in neuem Glanz“ hat sich die Denkmalpflege distanziert, trotzdem ist eine Reinigung eines Objekts in Rahmen der Restaurierung unumgänglich. Inwiefern die Patina also erhalten werden soll, ist bei jedem Objekt abzuwägen.

Patinieren

Weil die Patina das Alter einer Oberfläche so betont, kann sie einerseits als künstlerisches Ausdrucksmittel genutzt werden, um einem Objekt das harte „Neue“ zu nehmen, oder in der Fälschung, um das Neue zu vertuschen.

  • In der zeitgenössischen Kunst wird Patina oft zur Unterstreichung der künstlerischen Wirkung einer Skulptur herangezogen. Dadurch gewinnt eine Skulptur an Plastizität, die Oberfläche wirkt lebendiger.
  • Das Patinieren eines Replikats zu betrügerischen Zwecken, etwa um ihren Wert zu steigern, macht sie zur Fälschung.

Zum Patinieren wird die Oberfläche oft mit einer Farbschicht oder Lasur überzogen und dann mit verschiedenen Techniken weiterbearbeitet (kratzen, bürsten, polieren, etc.). Tiefen werden meist mit einer dunkleren Farbgebung betont, während die Höhen durch eine helle Farbgebung hervorgehoben werden. Für die Herstellung der künstlichen Patina werden insbesondere folgende Materialien verwendet: Öllasur, Acryl, Wachs, Spirituslasur und Farbpigmente.

Patinieren als „künstliche Alterung“ ist auch in Bühnenbau, Kostümbildnerei und im Modellbau üblich.

Spezialfälle von Patina

Patina an Gold und Silber

Das Patinieren von Glanzvergoldung und -versilberung unterscheidet sich davon: Die natürliche Patina, insbesondere von Gold, lässt sich künstlich kaum herstellen, aber weder Gold noch Silber dürfen angelöst werden. Daher lassen sich Metallbelegungen nur in öliger Technik patinieren. Angewendet wird das in der Restaurierung bei der Ausbesserung einer Vergoldung, wo die frische Oberfläche übermäßig aufdringlich wäre.[1]

Patina an Kupfer

Alterungspatina (Bronze)

Kupferpatina sind Kupfer-(carbonat-sulfat-chlorid)-hydroxid-Gemische, Urate oder Salze anderer organischer Säuren (basische Kupferverbindungen) und bilden sich zum Beispiel auf Kupferdächern, die der Witterung ausgesetzt sind (Korrosion), oder durch das Beizen von Kupfer und Kupferlegierungen wie Bronze. Entgegen landläufiger Meinung ist diese meist grünliche Schicht jedoch kein Grünspan, denn dies ist die Trivialbezeichnung für Kupferacetat.

Ein Beispiel für witterungsbedingte Kupferpatinierung ist die Freiheitsstatue, ebenso sind viele kupfergedeckte Kirchtürme grün dank Patina.

Künstliches Erzeugen einer Kupferpatina

Heute besteht die natürliche Patina vorwiegend aus in Schichtgittern (Brucit-Typ) kristallisierten basischen Salzen. Zu diesen gehören das basische Kupfersulfat, jedoch weniger -carbonat und -chlorid. Sie entsteht allmählich an der Atmosphäre unter der Einwirkung von Stoffen (CO2, SO2 und dergleichen, in Meeresnähe auch Chloriden), die neben Wasserdampf in der Luft enthalten sind.

Die Patina lässt sich künstlich durch Patinieren herstellen. Hierzu gibt es unterschiedliche Verfahren. Man kann das Kupfer

  • zusammen mit einer Schale mit Salzsäure und Marmor (Kohlendioxid-Entwicklung) längere Zeit unter eine Glasglocke stellen.
  • abwechselnd zwölf Stunden lang in zehnprozentige Ammoniumsulfatlösung tauchen und an der Luft trocknen lassen.
  • mit einer Lösung, die 13 Gramm Salmiak und 6 Gramm Kleesalz auf einen Liter Wasser enthält, bestreichen.
  • mit einer Lösung aus Schwefelleber (Kaliumpolysulfid) in Wasser bestreichen. Es bildet sich schwarzes Kupfersulfid.

Weitere Metallpatinae

Für Eisenlegierungen gibt es die Methode des Brünierens, bei der eine dunkle Schicht über das Metall gelegt wird, um es zu schützen oder ihm ein antikes Aussehen zu geben.

Feuerpatinierung von Messing siehe auch: Ikora.

Aluminium kann man durch Bestreichen mit Öl, zum Beispiel Leinöl oder Olivenöl, und anschließendes Erhitzen auf bis zu 400 °C bräunlich patinieren.

Teepatina

Beim Aufbrühen von Tee in einer Kanne entsteht ein häufig brauner Überzug an den Innenwänden, der auch Patina genannt wird. Bei professioneller Zubereitung als auch in Tee-Zeremonien wird die Teekanne nur mit Wasser ohne Spülmittel ausgewaschen, damit die Kanne keine fremden Geschmacksstoffe aufnimmt. Oft wird jene Teepatina dabei belassen.[2]

Literatur

  • Georg Buchner: Metallfärbung. Handbuch für die chemische-elektrochemische und mechanische Metallfärbung nebst einer Darstellung der geschichtlichen Entwicklung derselben. 6. vermehrte und verbesserte Auflage. M. Krayn, Berlin 1922.
  • Georg Buchner: Die Metallfärbung und deren Ausführung. Mit besonderer Berücksichtigung der chemischen Metallfärbung. 2. verbesserte und vermehrte Auflage. M. Krayn, Berlin 1901 (online).
  • Oskar P. Krämer: Rezepte für die Metallfärbung und Metallüberzüge ohne Stromquelle. Einschliesslich der Vorbereitungsarbeiten: Schleifen, Polieren, Kratzen, Beizen, Brennen, Entfetten. Mit einem Verzeichnis der Chemikalien für die Metallfärbung mit farbigen Mustertafeln in den Original-Farben der angefärbten Metalle nach den beschriebenen Rezepten. 4. ergänzte Auflage. Leuze, Saulgau 1964 (5. Auflage, unveränderter Nachdruck der 4. Auflage mit einem zusätzlichen und ausführlichen Fußnotenhinweis. ebenda 1977).
  • Thomas Brachert: Patina. Von Nutzen und Nachteil der Restaurierung. Callwey, München 1985, ISBN 3-7667-0778-7.
  • Deutsches Kupferinstitut (Hrsg.): Chemische Färbungen von Kupfer und Kupferlegierungen. 5. Auflage. Nachdruck. Deutsches Kupferinstitut, Düsseldorf 2010 (online (PDF; 3,51 MB)).

Weblinks

 Commons: Bronze patinas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei. 4. Auflage. Urania, Stuttgart 1990, S. 775 ff.
  2. Kleine Teekunde

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