Paul Reichard

Paul Reichard

Paul Reichard (* 2. Dezember 1854 in Neuwied am Rhein; † beerdigt 19. September 1938) war ein deutscher Afrikaforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reichard studierte in München und war seit 1873 Mitglied des Corps Rheno-Palatia.[1]

Nach dem Examen war er anfangs im Industriebereich tätig und schloß sich 1880 als (Volontär) einer Expedition an, die zur Gründung einer wissenschaftlichen Station in Ostafrika ausgerüstet wurde. Reichard selbst wandte für die Expedition 50.000 Mark aus eigenen Mitteln auf. Leiter dieser Expedition war Hauptmann von Schoeler, der jedoch bald nach Europa zurückkehrte. Der Expedition gehörte auch noch der Zoologe Richard Böhm an. Im Juli 1880 traten die Reisenden ihren Marsch ins Innere von Bagamoyo aus an. Im November gründeten sie die Station Kakoma in Tansania (in Unjamwesi) und blieben dort neun Monate. Dann wurde die Station nach Igonda verlegt.

Im Oktober 1882 starb der Topograph Kaiser auf einer Forschungsreise an den Leopoldsee. Im Dezember verließen Reichard und Böhm Igonda, um die westlich von Tanganjika gelegenen Gebiete des Kongo zu erforschen. Dabei entdeckten sie in Katanga den See Upemha, wo wiederum Böhm im März 1884 starb. Nach dessen Tod entdeckte Reichard die Kupferminen von Katanga, etwa bei 11° südlicher Breite und zwischen dem 26.° und 27.° östlicher Länge. Unter vielen Gefahren kämpfte er sich ostwärts bis an die Küste des Indischen Ozeans zurück.

Beide Reisenden hatten in den Landschaften, durch die sie kamen, erhebliche Landerwerbungen gemacht. Reichard erbat deshalb im Frühjahr 1886 ein deutsches Protektorat, was in einem Abkommen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien am 1. Juli 1890 besiegelt wurde. Reichard lebte nach seiner Rückkehr in Berlin-Charlottenburg. Seine letzte Ruhestätte fand er nach Umbettung auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Veröffentlichungen

  • Bericht über eine Reise nach Urua und Katanga. In: Globus. Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde, 48(1885), S.23-26.
  • Die Wanjanuesi, in: Zeitschrift für Erdkunde 24(1889), S.246-331.
  • Das afrikanische Elfenbein und sein Handel. In: Deutsche Geographische Blätter 12(1889), S.132f.
  • Was soll mit den befreiten Sklaven geschehen. In: Deutsche Kolonialzeitung 6(1889), S.281f.
  • Vorschläge zu einer praktischen Reiseausrüstung für Ost- und Centralafrika, Berlin 1889.
  • Dr. Emin Pascha. Ein Vorkämpfer der Kultur im Innern Afrikas, Leipzig 1891.
  • Deutsch-Ostafrika. Das Land und seine Bewohner. Seine politische und wirtschaftliche Entwicklung, Leipzig 1892: ND Bremen 2010.
  • Stanley, Berlin 1897. (= Geisteshelden Bd.24)

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 113, 125

Literatur

  • Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Bd.2, Berlin 1931. S. 398.
  • Heinz Kullnick: Berliner und Wahlberliner, Berlin 1960, S. 429.
  • F.Karsch: Über eine neue von dem Afrikareisenden Herrn Paul Reichard in Ostafrika entdeckte Harlekin-Krabbenspinne. In: Berliner Entomologische Zeitschrift 30 (1886), S.95-96.

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