- Persische Sowjetrepublik
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Die Iranische Sowjetrepublik bzw. Persische Sozialistische Sowjetrepublik war eine 1920 in der nordpersischen Provinz Gilan errichtete Räterepublik am Kaspischen Meer, daher auch Sowjetrepublik von Gilan.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Während der Konstitutionellen Revolution (1905–1911) war im Jahre 1909 in Rasht die erste persische Übersetzung des Kommunistischen Manifests erschienen. Seit 1914 operierten in Nordiran die Dschangali-Rebellen des Mirza Kutschak Khan, der schon 1905–1911 aktiv gewesen war. Mit deutscher und osmanischer Hilfe vertrieb er im Ersten Weltkrieg die Truppen des zaristischen Russland und der von Russen aufgebauten persischen Kosakenbrigade Reza Schah Pahlavis aus der Region. Die Kosaken hatten einst bereits die Revolution niedergeschlagen. Genaugenommen also war die republikanische Bewegung in Nordpersien eine Fortsetzung, zumindest doch aber ein verspäteter Ausläufer der konstitutionellen Revolution.
Bis 1917 beherrschte Kutschek Khan mit 3.000 Dschangali ganz Gilan, nach Ausbruch der Oktoberrevolution überließen die abziehenden Russen auf Weisung der Bolschewiki den Dschangali ihre Waffen. Innerhalb der Dschangali entstand neben Kutschek Khan ein anarchistischer Flügel um Ehshanollah Khan.
Statt der Russen jedoch kamen die Briten, die die antisowjetischen Russen unter dem weißen General Denikin unterstützten. General Dunsterville und seine Dunsterforces schlugen die Dschangali 1918. Kutschek Khan unterwarf sich daraufhin den Briten, nicht aber der Zentralregierung in Teheran. Doch als Persien 1919 nach einem Protektoratsvertrag mit Großbritannien zum Aufmarschgebiet gegen Sowjetrussland und den Kaukasus wurde, vertrieben britisch-persische Truppen Kutschek Khan in die Demokratische Republik Aserbaidschan.
Republikanische Gegenregierung in Gilan
Mit dem Gegenangriff der Roten Armee brach 1920 ein antibritischer Aufstand in Nordiran aus, das Ergebnis eines Revolutionsexports unter tätiger Mithilfe Jakow Bljumkins. Die Russen verfolgten die Weißgardisten bis Gilan und besetzten Anzali, wohin Dunsterville und Denikin sich zurückgezogen hatten. Im Juni 1920 wurde die Kommunistische Partei des Iran (später Tudeh-Partei) unter dem linksradikalen Parteichef Pischewari und dem sozialistischen Generalsekretär Agajew gegründet. Eine Einheitsfront aus Dschangali und KP eroberte mit russischer Hilfe am 5. Juni 1920 Rasht (sowie Mazandaran) und proklamierte die Persische Sozialistische Sowjetrepublik, gestützt auf die russische Kaspiflotte und 2000 Rotgardisten unter einem russischen Militärgouverneur. Zusätzlich wurde eine Iranische Rote Armee gebildet, deren Kommandeur Ehschanollah Khan wurde.
Nach Abzug der Sowjets putschte sich Ehshanollah mit Hilfe Pischewaris am 21. Juli 1920 an die Spitze der Revolutionsregierung und unternahm abenteuerliche Vorstöße gegen Teheran, die zu schweren Verlusten führten. Im Gegenzug besetzte die von der Roten Armee zwar zerschlagene, aber von den Briten wiederaufgebaute Teheraner Kosakenbrigade Ende 1920 Rasht.
Im Exil in Baku spaltete sich die KP, nachdem Pischewari von den Sowjetrussen durch den ehemaligen Sozialdemokraten Haidar Khan Amu Ogli ersetzt worden war. Erst im Mai 1921 schlossen Ehschanollah, Kutschek Khan und Haidar Khan eine neue Einheitsfront. Im Juni 1921 zog Ehshanollah mit 2000 Mann erneut gegen Teheran, wurde aber geschlagen, die besten Teile der Iranischen Roten Armee endgültig vernichtet.
Der Revolutionsrat schloss ihn daraufhin am 30. Juli 1921 aus, und am 4. August konnten Kustschek Khan und Haidar Khan nochmals die Sowjetmacht in Rascht errichten. Dem Gegenstoß der Regierungstruppen versuchte Kutschek Khan durch einen Putsch und der Ermordung Haidars zuvorzukommen. Doch Reza Khan Pahlavi lehnte das mit Autonomiegarantie für Gilan verbundene Kapitulationsangebot ab, am 3. November 1921 fiel Rascht endgültig. Mirza Kutschek Khan erfror auf der Flucht, der vom Leichnam abgetrennte Kopf wurde nach Teheran gebracht. Ehshanollah Khan entkam in die Sowjetunion, die Dschangali wurden aufgerieben.
Autonomiebewegung in Āzarbāydschān
Am 7. April 1920 war die russische Rote Armee auch in Iranisch-Āzarbāydschān einmarschiert, wo sich am 23. Juni 1920 in Täbris eine weitere Sowjetrepublik konstituierte, die Demokratische Republik Āzarbāydschān. Sie überstand aber den Abzug der Russen nicht und wurde schon am 14. September 1920 von Regierungstruppen vernichtet, ihre Führer wurden hingerichtet.
Literatur
- Chaqueri, Cosroe: The Soviet Socialist Republic of Iran, 1920-1921: birth of the trauma.University of Pittsburg Press, Pittsburg 1995.ISBN 0-8229-3792-1.
- Barthel, G. & H. Fürtig: Die Islamische Republik Iran. Berlin 1987.
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