Personalisierung (Geschichts- und Politikdidaktik )

Personalisierung (Geschichts- und Politikdidaktik )

Als Personalisierung wird in der Geschichts- und Politikdidaktik die Zuschreibung der Verantwortung für historische Veränderungen bzw. der Kraft, solche Veränderungen zu bewirken, zu einzelnen herausragenden Persönlichkeiten bezeichnet.

Älteren Auffassungen sowohl der Entwicklungspsychologie als auch der Pädagogik (bes. dem Konzept der Volkstümlichen Bildung) entsprechend galt eine solche Zuschreibung der agency in „der Geschichte“ als entweder einem kindlichen Entwicklungsstand oder aber der "Bildsamkeit" der Mehrheit der Bevölkerung entsprechend. Dementsprechend war sie auch ausdrücklich gefordertes Prinzip bei der Erstellung einer Lehrererzählung, wie sie für die ältere Geschichtsmethodik bis in die 1950er Jahre hinein typisch war: Historische Prozesse sollten den Kindern anhand einer konkreten, novellistisch und dramatisch gestalteten Erzählung nahegebracht werden, derzufolge einzelne herausragende Persönlichkeiten ("große Männer") dafür verantwortlich waren.

In den 1960er und 1970er jahren geriet die Personalisierung geschichtsdidaktisch in Verruf, als empirische Untersuchungen zum Geschichtsbild der Jugend nachwiesen, dass diese generell nur wenigen herausragenden Persönlichkeiten Einfluss zugestanden, jedoch keine Vorstellung über eigene Partizipationsmöglichkeiten hatten. Ein bewusst und absichtlich personalisierender Geschichtsunterricht wurde dafür mit verantwortlich gemacht (Ludwig von Friedeburg; P. Hübner 1964/1970). In der Folge entwickelte K. Bergmann ein Gegenkonzept der "Personifizierung", welches als Prinzip für Geschichtsunterricht forderte, dass durchaus konkrete Menschen in ihrem Handeln im Geschichtsunterricht thematisiert werden sollten, dass dabei aber der Blick auf die "kleinen Leute", auf möglichst alle relevanten Gruppen der Gesellschaft gerichtet werden solle. Damit sollte auch einer überzogenen Abstraktheit entgegengewirkt werden, die durch die Kombination der Vermeidung von Personalisierung und sozialhistorischer Orientierung zu befürchten war.

Literatur

  • Ludwig von Friedeburg; Hübner, Peter (1964,1970): Das Geschichtsbild der Jugend. München: Juventa-Verl. (Überblicke zur wissenschaftlichen Jugendkunde; 7).
  • Bergmann, Klaus (1977): Personalisierung im Geschichtsunterricht - Erziehung zur Demokratie? Stuttgart: Klett.

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