Perspektive-Deutschland

Perspektive-Deutschland

Perspektive-Deutschland war eine Internet-Umfrage, die von 2001/2002 bis 2005/2006 regelmäßig durchgeführt wurde. Alle interessierten Bürger konnten dabei einen digitalen Fragebogen zu verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Themen ausfüllen. Gleichzeitig fand stets auch eine traditionelle schriftliche und gleichlautende Umfrage mit 2400 ausgewählten Teilnehmer statt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Initiiert wurde die Umfrage durch vier Partner: Die Unternehmensberatung McKinsey, die Zeitschrift Stern, das ZDF und das Webportal Web.de. Erstmals riefen sie im Herbst und Winter 2001 zum Ausfüllen des Fragebogens im Internet auf. Schirmherr war der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Er benannte den Zweck der Umfrage auf der offiziellen Webseite mit den Worten, die begonnenen Reformen müssten konsequent fortgesetzt werden. Sie könnten jedoch nur erfolgreich sein, wenn sie von den Bürgern mitgetragen würden. Die Meinungen der Menschen sollten daher auf diese Weise in die politische Diskussion eingebracht werden.

An der ersten Auflage von Perspektive-Deutschland nahmen 170.000 Personen teil. Bei der Befragung im Herbst und Winter 2005 füllten mehr als 600.000 Teilnehmende den Fragebogen aus. Ziel von Perspektive-Deutschland ist es, ein möglichst umfangreiches Meinungsbild der deutschen Bevölkerung zu politischen Reformen in Deutschland zu erhalten und mit den Ergebnissen eine öffentliche Diskussion in Politik und Gesellschaft zu erreichen.

Kritiker/innen hielten die Umfrage und die Frageformulierungen für suggestiv und die Ergebnisreports für einseitige und tendenziöse Interpretationen der Ergebnisse.

Teilnehmerzahlen

Entwicklung der Teilnehmendenzahl für "Perspektive-Deutschland"

Die Umfragen fanden stets über einen Zeitraum von mehreren Monaten statt.

  • 2001/2002: 170.000
  • 2002/2003: 365.000
  • 2003/2004: 450.000
  • 2004/2005: 511.000
  • 2005/2006: 620.000

Schwerpunkte der Umfragen

Inhaltlich konzentrierten sich die Umfragen in der Regel um einen oder mehrere Themenblöcke.

  • 2005/2006: Wohin Deutschland? - Fragen nach Reformen und ihrer Unterstützung in der Bevölkerung; weitere Schwerpunkte: Arbeit & Wirtschaft, Familie und Kinder, soziale Sicherung und Bildung; Fragen zur neuen Bundesregierung.
  • 2004/2005: Deutschland der Regionen - Fragen nach Arbeitsmarkt und Bildungssituation in Deutschland; Einschätzung der regionalen Situation; Reformnotwendigkeit und Reformbedürfnis.

Ähnliche Umfragen

Am deutschen Vorbild orientiert sich die niederländische Version einer gesellschaftspolitischen Online-Umfrage, die sogenannten 21 Minuten. Bei der zweiten Befragung im Jahr 2006 nahmen dort rund 170.000 Menschen teil. Initiiert wurde diese Befragung von McKinsey, Planet Internet, NRC Handelsblad, AD, MSN (Microsoft) und FHV BBDO. Auch am deutschen Vorbild orientiert sich die schweizerische Online-Umfrage Perspektive Schweiz.

Kritik

Die Wochenzeitung Freitag bezeichnete eine Reihe von Fragen der Umfrage als suggestiv gestellt. Bevorzugt würden neoliberale Konzepte als einzige Antwortmöglichkeiten vorgegeben und alternative wirtschaftspolitische Ansätze gar nicht erst diskutiert.[1]

Die Süddeutsche Zeitung bemängelte „Schwarz-Weiß-Schubladen“ bei der Entscheidung zwischen „Mehr Markt“ und „Mehr Staat“ in einer Frage und kommt zu dem Fazit: „Viel Aufwand für ein wenig Verstärkerwirkung“.[2]

Quellen

  1. Freitag: Das Aprilmärchen von McKinsey und ZDF
  2. Süddeutsche Zeitung: Mehr Markt? Mehr Soziales? Beides!

Literatur

Weblinks

  • 21 Minuten - Onlineumfrage in den Niederlanden, "Ableger" von Perspektive Deutschland

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Perspektive Deutschland — ist eine Internet Umfrage, die von 2001/2002 bis 2005/2006 regelmäßig durchgeführt wurde. Alle interessierten Bürger konnten dabei einen digitalen Fragebogen zu verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Themen ausfüllen. Gleichzeitig fand… …   Deutsch Wikipedia

  • Perspektive Schweiz — ist eine jährliche politische Online Umfrage in der Schweiz mit dem Ziel die Bürger in einem frühen Stadium der Diskussion über Veränderungen miteinzubeziehen. Damit soll verhindert werden, dass Politiker lange Zeit an Vorlagen arbeiten und diese …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschland: Das geteilte Deutschland 1955 bis 1985 —   Die staatliche Teilung Deutschlands fand mit der doppelten Blockintegration 1955 ihren nun auch international sichtbaren Ausdruck. Beide deutsche Regierungen hielten zwar daran fest, dass diese Spaltung nicht dauerhaft sein dürfe, und erklärten …   Universal-Lexikon

  • Deutschland: Die deutsche Einigung im 19. Jahrhundert —   Der preußisch österreichische Dualismus   Nur wenige Tage nach seiner Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten trat Otto von Bismarck am 30. September 1862 vor die Budgetkommission des Abgeordnetenhauses, um seine politische Philosophie zu …   Universal-Lexikon

  • Deutschland-Tagebuch 1945 - 1946: Aufzeichnungen eines Rotarmisten — Wladimir Gelfand (russisch Владимир Натанович Гельфанд; wiss. Transliteration Vladimir Natanovič Gel’fand); * 1. März 1923 im Dorf Nowoarchanhelsk, Oblast Kirowohrad, Ukraine; † 25. November 1983 in Dnipropetrowsk, Ukraine; war ein Offizier der… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschland schafft sich ab — Umschlag der Erstausgabe von Deutschland schafft sich ab …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschland umsonst — Der Wanderstrecke Michael Holzachs Deutschland umsonst, Untertitel: Zu Fuß und ohne Geld durch ein Wohlstandsland, ist ein Reisebericht von Michael Holzach, der 1982 erschien und bald zum Bestseller wurde. Als Kultbuch der Aussteigerkultur und… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschland muss sterben — Slime Gründung 1979 Auflösung 1994 Genre Deutschpunk, Polit Punk, Hardcore Website slime.de Gründungsmitglieder Gitar …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschland (Ost) — Neue Bundesländer oder neue Länder ist der umgangssprachliche Begriff für die fünf Länder, die aufgrund des Ländereinführungsgesetzes[1] vom 22. Juli 1990 auf Beschluss der Volkskammer der DDR aus den 14 Bezirken (ohne Ost Berlin) gebildet wurden …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchensteuer (Deutschland) — Die Kirchensteuer ist eine Steuer, die Religionsgemeinschaften von ihren Mitgliedern zur Finanzierung der Ausgaben der Gemeinschaft erheben. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Kirchenlohnsteuer von den Finanzämtern der jeweiligen Länder… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”