- Reform
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Reform (lat. für re zurück; formatio: Gestaltung, Wiederherstellung) bezeichnet in der Politik eine größere, planvolle und gewaltlose Umgestaltung bestehender Verhältnisse und Systeme.
Das Wort erscheint schon in den Paulus-Briefen der Bibel, später auch in dem Zusammenhang mit der kirchlichen evangelischen Reformation zur Zeit Martin Luthers.
Inhaltsverzeichnis
Reformen in der Geschichte
Einschneidende gesellschaftliche Veränderungen bezeichnet man schon für die Zeit der Römischen Republik als Reformen. Die Gracchische Landreform scheiterte in zwei Anläufen 133 und 121 v. Chr., Marius war hingegen mit seiner Marianischen Heeresreform 107 v. Chr. erfolgreich.
Bekannte historische Beispiele für Reformen in Deutschland sind die Preußischen Reformen, die Lebensreform-Bewegung, die Bismarckschen Sozialreformen, die verschiedenen Währungsreformen in Deutschland, die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 und die Arbeitsmarkt-Reformen im Rahmen der Agenda 2010.
In autoritären Regimen fordern Dissidenten häufig Reformen, bevor diese von den Regierungen angestrebt werden. Glasnost und Perestroika standen als Begriffe für Michail Gorbatschows Reformen in der Sowjetunion vor dem Umbruch von 1989 und nach den Reformen der Entstalinisierung unter Nikita Chruschtschow. In der Volksrepublik China bedeuteten die Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen und Privateigentum nach dem Tod Mao Zedongs wirtschaftliche Reformen (→Geschichte Chinas: Wirtschaftliche Modernisierung (seit 1976)).
Politische Reformen im Deutschland der Gegenwart
In der politischen Diskussion in Deutschland sprechen die politischen Parteien oft von Reformen. Damit drücken sie aus, dass sie die bestehenden Verhältnisse gemäß ihren Parteiprogrammen umzugestalten wünschen. Beispiele für Reformbestrebungen der jüngsten Vergangenheit betreffen etwa die Steuerpolitik (→Ökologische Steuerreform von Bündnis 90/Die Grünen), die Arbeitsmarktpolitik (→Hartz-Konzept der Rot-grünen Koalition der Regierung Schröder) oder die Gesundheitspolitik (→Gesundheitsreform 2007 der Großen Koalition mit dem Kabinett Merkel I).
Kontrovers diskutiert wird die These, dass die Politik in Deutschland an Immobilismus oder Reformstau leide.[1] Thomas Straubhaar und andere erklären das Ausbleiben als notwendig erachteter Reformen mit den damit verbundenen Risiken und Kosten, denen offene Ergebnisse und häufig unerkannt bleibende positive Wirkungen gegenüber stünden.[2] Albrecht Müller spricht dagegen von einer „Reformlüge“.
Siehe auch
- Agrarreform | Bildungsreform | Bodenreform | Bundeswehrreform | Föderalismusreform | Gebietsreform | Gesundheitsreform | Hochschulreform | Steuerreform
Literatur
- Ralph Bollmann: Reform: Ein deutscher Mythos. wjs, Berlin 2008, ISBN 3-937989-43-9.
- Yvonne Heiniger, Thomas Straubhaar, Hans Rentsch u. a.: Ökonomik der Reform. Wege zu mehr Wachstum in Deutschland. Orell Füssli Verlag, Zürich 2004, ISBN 3280050464.
- Ulrich Schödlbauer, Was geht. Anmerkungen zur Reformgesellschaft, in Iablis, Warum Reformen scheitern. Die Kultur der Gesellschaft, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-934877-61-0
- Doreen Spörer: Regierungssysteme und Reformen.Studien zur neuen politischen Ökonomie. Springer, 2006. ISBN 3531150340.
- Albrecht Müller: Die Reformlüge. München, Droemer Knaur, 2004, ISBN 3-426-27344-6.
Einzelnachweise
- ↑ Manfred G. Schmidt: Das politische System der Bundesrepublik Deutschland. C. H. Beck, München 2005. ISBN 3406508715 (Beck’sche Reihe 2371). S. 112f.
- ↑ Josef Schmid: Wirtschaftspolitik für Politologen. UTB, 2006. ISBN 3825228045, S. 101.
Weblinks
Wiktionary: Reform – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWikiquote: Reform – Zitate
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