Peter Siewert

Peter Siewert

Peter Siewert (* 27. April 1940 in Friedrichshafen am Bodensee) ist ein Althistoriker, Epigraphiker und Etruskologe und derzeit Ordentlicher Universitätsprofessor für Griechische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik an der Universität Wien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ursprünglich wollte Siewert Technik studieren, er entschied sich jedoch für ein Studium mit dem Schwerpunkt in den Klassischen Altertumswissenschaften. Nach dem Abitur 1959 studierte er in München, Thessaloniki/Griechenland, Tübingen und Köln Alte und Mittelalterliche Geschichte, Klassische Philologie und als Nebenfach Archäologie. Das wissenschaftliche Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Latein, Griechisch und Geschichte legte er im Juli 1970 mit der Note 1,51 ab, im gleichen Monat promovierte er magna cum laude mit der Dissertation „Der Eid von Plataiai“ bei Prof. Dr. Siegfried Lauffer. Vom 1. Juli bis 30. September 1970 war er bei der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts als wissenschaftliche Hilfskraft, anschließend als wissenschaftlicher Angestellter tätig.

Auf das Angebot von Peter Robert Franke hin trat er am 1. November 1971 als wissenschaftlicher Angestellter die Nachfolge der früheren Assistentenstelle in der Fachrichtung Alte Geschichte der Universität in Saarbrücken an, wo die Veranstaltungen von Proseminaren für Alte Geschichte und die Betreuung der Fachbibliothek zu seinen Hauptaufgaben zählten. Am 29. Mai 1973 wurde er zum Assistenzprofessor ernannt und hatte damit die Alte Geschichte in Forschung und Lehre selbstständig zu vertreten. In den folgenden Jahren war seine Hauptaufgabe die Erfassung möglichst aller antiken Zeugnisse, Inschriften und Autoren zum Thema „Kerameikos“, dem nordwestlichen Stadt- und Vorstadtgebiets Athens. Der zeitaufwendigen Materialerfassung wurde im akademischen Jahr 1974/75 zehn Monate lang durch die Trustees for Harvard University gefördert, da er als Junior Fellow des Center for Hellenic Studies von anderen Aufgaben freigestellt wurde. Auf diesem Material basierte auch seine Habilitationsschrift „Die Trittyen Attikas und die Heeresreform des Kleisthenes“, die an der Universität des Saarlandes eingereicht wurde und ebenfalls bei Vestigia erschien. Am 9. Jänner 1980 erhielt er die Venia legendi.

Im akademischen Jahr 1980/81 war er auf Empfehlung der Faculty in the School of Historical Studies member des Institute for Advanced Study in Princeton/USA, was mit einem Forschungsaufenthalt an dieser Universität ermöglichte. 1980 bis 1983 erhielt er durch ein Heisenberg-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Dezember 1982 wurde er zum Nachfolger von Prof. Dr. Ernst Kirsten als Ordentlicher Universitätsprofessor für Griechische Geschichte an der Universität Wien ernannt, seinen Dienst trat er im SS 1983 an. Mitte der achtziger Jahre war er für eine Funktionsperiode Vorstand des Instituts für Alte Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik. Siewert ist Mitglied der Kommission für Antike Rechtsgeschichte und der Kommission für Kleinasiatische Epigraphik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und wirkliches Mitglied des Österreichischen Archäologischen Instituts. Darüber hinaus wird er immer wieder in akademische Gremien gewählt.

Lehr- und Unterrichtstätigkeit

Siewert hielt Proseminare an der Universität Saarbrücken/BRD ab, seit dem SS 1983 unterrichtet er an der Universität Wien. Zu seinen Interessen gehören auch die Didaktik der Alten Geschichte, die Bedeutung der Antike für die Gegenwart, die Berufsmöglichkeiten für Studierende und Absolventen der Klassischen Altertumswissenschaften. In allen seinen Lehrveranstaltungen sind auch die Bezüge zur Gegenwart zentral.

Methoden/Zugangsweise, Forschungsschwerpunkte

Seine Schwerpunkte sind die griechische Geschichte (politische Geschichte, Ideengeschichte), Staatskunde und Kultur; Recht, Gesetzgebung sowie politisches Denken, politische Theorie und Geschichtstheorie der Griechen, Menschenrechte in der Antike, Föderalismus in der Antike, Erschließung neuer, insbesondere epigraphischer Quellen, unpublizierte Bronzeurkunden aus Olympia, Inschriften aus Kalapodi in der Phokis, die Edition der antiken Zeugnisse über das athenische Scherbengericht (Ostrakismos). Wichtig sind auch die Bezüge zur Gegenwart. Er ist humanistisch-liberal und politisch korrekt, ohne dabei parteipolitisch zu werden. In Forschung und Lehre neigt er eher zu einem analytischen Ansatz.

Schriften

Monographien
Herausgeberschaften
  • zusammen mit Luciana Aigner-Foresti: Föderalismus in der griechischen und römischen Antike, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08710-9.

Ferner ist Peter Siewert Herausgeber und Mitherausgeber von Fachzeitschriften („Tyche“) und wissenschaftlichen Sammelwerken („Ostrakismos-Testimonien“).

Literatur

  • Wolfgang Hameter, Das Institut für Alte Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik, in: Die Monatsscherbe VI/1988, S. 10ff.
  • Na Prof!, Professorenanalyse der AG Geschichte vom SS 1996, Wien o. J.. S. 15f.
  • Jahrbuch der Universität Wien 1982/83, 122ff. danach wurde das Jahrbuch eingestellt

Weblinks


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