Deutsches Archäologisches Institut

Deutsches Archäologisches Institut
Logo des Deutschen Archäologischen Instituts

Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) ist eine 1829 gegründete international tätige wissenschaftliche Forschungseinrichtung, die heute als Bundesanstalt mit Hauptsitz in Berlin zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts gehört. Ihre ca. 120 Mitarbeiter führen Ausgrabungen und Forschungen im Bereich der Archäologie und deren Nachbardisziplinen durch.

Inhaltsverzeichnis

Status, Aufgaben und Ziele

Das Deutsche Archäologische Institut ist eine wissenschaftliche Bundesanstalt, die zum Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes (AA) der Bundesrepublik Deutschland gehört. Es ist dem AA direkt nachgeordnet. Die Einrichtung hat das Recht auf wissenschaftliche Selbstverwaltung. Es ist ein wichtiges Instrument der deutschen Kultur-, Bildungs- und Außenpolitik. Nicht selten fungiert das DAI als ein Vorreiter bei der Anbahnung zwischenstaatlicher Beziehungen. Es werden Beziehungen zu vielen wissenschaftlichen Organisationen weltweit unterhalten, andererseits sind neben vielen deutschen Archäologen und Vertretern von Nachbardisziplinen auch viele ausländische Forscher Mitglied des DAI. In mehreren Ländern werden Außenstellen und Forschungsstationen unterhalten.

Das DAI führt weltweit archäologische und kulturhistorische Untersuchungen durch und arbeitet dabei häufig mit Wissenschaftlern der Gastländer und anderen internationalen Gelehrten zusammen. Traditionell sind der Mittelmeerraum und Vorderasien der Hauptbetätigungsbereich. Seit 1979 forscht das DAI endgültig auch weltweit. Auf dem Gebiet der Archäologie und seiner Nachbarwissenschaften werden Ausgrabungen durchgeführt, Expeditionen unternommen und andere Projekte durchgeführt. Seit 2009 baut das DAI im Rahmen der Initiative Außenwissenschaftspolitk Exzellenzzentren in Forschung und Lehre auf.[1] Die Einrichtung gehört zu den international anerkannten Spitzenforschungsinstituten. Um diesen Standard zu halten, erhält das DAI Sonderforschungsmittel aus dem Genshagener Programm der Bundesregierung.

Ziel des DAIs ist es, für ein vertieftes Verständnis der Kulturen untereinander zu sorgen. Es möchte einen Beitrag zum Dialog der Kulturen leisten. Zudem soll es zum hohen Ansehen Deutschlands in der Welt beitragen.[2]

Geschichte

Von den Hyperboreern in Rom zum Reichsinstitut in Berlin

Eduard Gerhard, der Hauptinitiator

Die Entstehung des Deutschen Archäologischen Instituts fällt in die Anfangszeit der Archäologie als wissenschaftliche Disziplin. Erste Gedanken zu einer Organisation entstanden in den 1820er Jahre in Rom unter den „römischen Hyperboreern“, einem Freundeskreis von europäischen Gelehrten, Künstlern und Diplomaten. Sie hatten erkannt, dass die in immer schnellerem Tempo gewonnenen neuen Erkenntnisse und Artefakte einer wissenschaftlich-organisierten internationalen Zusammenarbeit bedurften. Die frühen Versuche zur Gründung einer solchen Römisch-Hyperboräischen Gesellschaft finden bis heute ein Echo im Logo des DAI, das einen Hyperboräischen Greifen zeigt. Am 2. Januar 1829 riefen der Archäologe Eduard Gerhard, der preußische Gesandte Christian Karl Josias von Bunsen, der hannoversche Geschäftsträger in Rom August Kestner, der Commissario della antichità Carlo Fea sowie der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen zur Gründung des Istituto di corrispondenza archeologica auf. Die Gründungsveranstaltung fand am 21. April des Jahres statt, dem mythischen Geburtstag der Stadt Rom. Als Protektor wurde der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. gewonnen werden. Erster Präsident wurde der französische Gesandte beim Königreich Neapel, der Duc de Blacas d'Aulps. Die Geschäftsführung oblag Sekretaren, die Leitung hatte der Generalsekretar inne. Nach Blacas d'Aulps Tod 1839 wurde 1841 Fürst von Metternich Präsident. Nach dessen Tod 1859 wurde das in der frühen Zeit der Organisation wichtige Amt zur politischen und gesellschaftlichen Repräsentation nicht mehr neu besetzt und erlosch. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten unter anderem Otto Magnus von Stackelberg und Theodor Panofka.

Zunächst war es Ziel des Istituto, alle archäologischen Entdeckungen auf dem Gebiet der klassischen Antike zu sammeln und zu publizieren. Schwerpunkt lag auf den griechischen und römischen Antiken, doch sollten Funde aus Ägypten und Vorderasien nicht ausgeschlossen werden. Es gab zwei Formen von Mitgliedern. Zum einen die korrespondierenden Mitglieder (socii ordinarii), die als Zuträger in einem über ganz Europa verteilten Netz organisiert sein sollten. Dazu dienten Sektionen in Italien, Deutschland, Frankreich und England. Vor allem die Pariser Sektion entwickelte in den ersten Jahren unter der Führung des Duc de Luynes eine rege Tätigkeit. Die zweite Gruppe waren die ordentlichen Mitglieder (membri). Sie waren verpflichtet wissenschaftliche Beiträge zu liefern, aber auch die Publikationen abzunehmen. Als 1833 der wichtigste Ideengeber und Konzeptionator des Instituts, Eduard Gerhard, ans Königliche Museum nach Berlin berufen wurde, verlagerte sich zunehmend auch der Schwerpunkt des Instituts, zumindest der Leitung, dorthin. Gleichzeitig setzten sich immer mehr die nationalstaatlichen Interessen durch und die Organisation verlor zusehends ihre Internationalität. Dennoch wurden in dieser Zeit auch große Fortschritte gemacht. Auf dem Gelände der Preußischen Gesandtschaft auf dem Kapitol wurde 1836 ein erstes, wenn auch noch bescheidenes, Institutsgebäude errichtet. Seit 1842 wurden die Sekretare bezahlt, schließlich 1859 die Gesamtkosten durch das Preußische Kultusministerium übernommen. Das leitende Organ, die Zentraldirektion war zunächst international besetzt, seit dem Revolutionsjahr 1848 waren nur noch deutsche Mitglieder vertreten. 1871 wurde das Institut für archäologische Korrespondenz, wie es mittlerweile hieß, förmlich zu einer preußischen Staatsanstalt umgewandelt. Drei Jahre später wurde es zum Kaiserlich-Deutschen Archäologischen Institut ernannt.

Die Gründung des Istituto di corrispondenza archeologica war einer der wegweisenden Vorgänge bei der Verwissenschaftlichung der Archäologie. Ungeachtet der Bedeutung der Denkmale im Einzelnen wurde erstmals begonnen, alle archäologischen Funde zu sammeln und zu publizieren, womit eine archäologische Geschichtsforschung erst möglich wurde. Mit dem Bulletino und den Annali dell'Istituto wurden die ersten archäologischen Periodica heraus gegeben und die Möglichkeit einer kontinuierlichen Publizierung der neuen Erkenntnisse geschaffen. Ebenfalls neu war die Schaffung einer großen Präsenzbibliothek, die allen Forschern offenstand. Damit wurde erstmals dauerhaft eine derartige Forschungsstätte geschaffen. Hinzu kamen öffentliche Vorträge und Adunanzen (Diskussionen). All diese Aktionen machten das römische Institut zu einem der Mittelpunkte der archäologischen Forschungen in Europa und zum Vorbild für viele der nachfolgenden nationalen Institute in den Mittelmeerländern und in Vorderasien. Die Entwicklung von einem internationalen privatrechtlichen Verein in Rom zu einem preußisch-deutschen Institut war nicht das Ergebnis einer gezielten Übernahme durch den preußischen Staat. Sie spiegelt nur die damalige politische Situation in Europa wieder. Eine internationale Organisation dieser Art konnte aufgrund der äußeren Gegebenheiten noch nicht von Dauer sein. Dennoch waren die Forschungen auch weiterhin international ausgerichtet.

Das wachsende Reichsinstitut bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges

Mit der Umwandlung in ein Reichsinstitut wurde 1874 auch mit der Abteilung Athen eine zweite Außenstelle eröffnet, die ebenfalls wie die römische Abteilung den Denkmälerbestand erfassen und publizieren sollte, deren Augenmerk daneben allerdings auch von Beginn an auf archäologischer Feldarbeit, archäologischer Landeskunde und der topographischen Forschung lag. Die römische Abteilung nahm derartige Forschungen erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Es war die zweite derartige Institution in Athen nach dem französischen Institut, das bereist 1846 gegründet wurde.

Den veränderten wissenschaftlichen Rahmenbedingungen war die Gründung der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) im Jahr 1902 geschuldet. Unter Einfluss des Historismus wandelte sich das Interesse von der kunsthistorisch-philologischen Ausrichtung der Archäologie immer mehr zu einer empirischen Sachkunde, die auf den Ergebnissen der Feldforschungen aufbaute. Ziel war es, eine Organisation zu schaffen, die die neueren archäologischen Fachrichtungen der Ur- und Frühgeschichte sowie der Provinzialrömischen Archäologie ein Dach gab. Die RGK sollte zum Mittelpunkt der archäologischen Forschung in Deutschland werden, die bislang noch von regionalen Einrichtungen der Denkmalpflege und Altertumsvereinen zum einen, und der Reichslimeskommission zum anderen getragen wurde. Wie in Italien wurden zunächst keine eigene Ausgrabungen durchgeführt, dennoch beteiligte sich die Kommission an Unternehmungen etwa in Haltern und Trier.

Zum 100jährigen Bestehen des DAI expandierte die Organisation weiter und übernahm dabei schon bestehende Strukturen. In Ägypten entstand die Abteilung Kairo, die auf mehreren deutschen Vorgängerorganisationen basierte. Bei der Gründung der Abteilung Istanbul konnte das DAI auf die Strukturen der Berliner Museen zurückgreifen, die seit dem späten 19. Jahrhundert in Kleinasien tätig waren. Die Eröffnung einer Zweigstelle in Madrid wurde ebenfalls seit 1929 ins Auge gefasst, jedoch in einem bescheidenen Rahmen erst 1943 umgesetzt.

Die Entwicklung seit 1945

Generalsekretäre

Präsidenten

Struktur und Organisation

Zentrale in Berlin

In der Zentrale des DAI in der Podbielskiallee in Berlin-Dahlem, im Haus Wiegand, befinden sich die Büros der Präsidentin, des Generalsekretärs sowie zentrale- und Serviceeinrichtungen.

Leitung

An der Spitze des Deutschen Archäologischen Instituts steht ein Präsident, seit 2011 ist es mit Friederike Fless erstmals eine Präsidentin. Ihm zur Seite steht der Generalsekretär, derzeit Ortwin Dally. Er vertritt den Präsidenten und entlastet ihn vor allem in Fragen der Wissenschaftsorganisation und der Wissenschaftspolitik. Der Präsident ist an die Vorgaben der Zentraldirektion gebunden.

Zentraldirektion

Die 18-köpfige Zentraldirektion, der Aufsichtsrat, ist das oberste Aufsichts- und Beschlussgremium das DAI. Sie beschließt den Haushalt, gibt das wissenschaftliche Programm vor und entscheidet über Publikationen. Zudem wählt sie den Präsidenten des DAI und die Direktoren der Abteilungen und Kommissionen. Sie besteht aus dem Präsidenten des DAI, einem Vertreter des Auswärtigen Amtes, einem Vertreter der leitenden Direktoren sowie Universitätsprofessoren deutscher Universitäten, namentlich für die:

Mit beratender Stimme nehmen die Mitglieder des Direktoriums an den Sitzungen teil.[3]

Bis zum Inkrafttreten einer neuen Satzung zum 1. Januar 2005 hatte die Klassische Archäologie ein noch größeres Gewicht. Sie stellte zehn der Universitätsprofessoren, jeweils einen Vertreter schickten die anderen Fachrichtungen. Zudem war der Generalsekretär des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz vom Amts wegen Mitglied der Zentraldirektion.

Die Zentraldirektion ist auch für die Vergabe der Stipendien zuständig, abgesehen von Stipendien die von den Kommissionen vergeben werden. Wichtigstes ist das seit 1859 jährlich vergebene Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts.

Direktorium

Das Direktorium besteht aus der Präsidentin, dem Generalsekretär sowie den Direktoren der sieben Abteilungen und der drei Kommissionen. Die Aufgabe des Direktoriums wird in der Satzung festgeschrieben.[4]

Architektur-Referat

Naturwissenschaftliches Referat an der Zentrale

Redaktion an der Zentrale

Publikationen

Eine Liste der Publikationen (Zeitschriften, Reihen, Monographien) des DAI findet sich im Internet [1].

Das DAI gibt einige der wichtigsten deutschen Fachzeitschriften für Archäologie heraus: (in Klammern die geläufigen Abkürzungen nach den DAI-Richtlinien)

Abteilungen

Das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes in Jerusalem ist zugleich Forschungsstelle des Deutschen Archäologischen Instituts. Sie wird von Dieter Vieweger, dem leitenden Direktor für Jerusalem und Amman geführt, der zudem die Leitung des Teilinstituts in Jerusalem inne hat. Das Teilinstitut in Amman leitet Jutta Häser.

Kommissionen

Bibliotheken

Fototheken

Forschungen

Belege

  1. Das Deutsche Archäologische Institut auf einer Webseite des Auswärtigen Amtes
  2. Das Deutsche Archäologische Institut auf einer Webseite des Auswärtigen Amtes
  3. Organisation des Deutschen Archäologischen Instituts
  4. Mitglieder des Direktoriums

Literatur

  • Adolf Michaelis: Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts 1829–1879. Asher, Berlin 1879.
  • Gerhart Rodenwaldt: Archäologisches Institut des Deutschen Reiches 1829–1929. de Gruyter, Berlin 1929.
  • Das Deutsche Archäologische Institut. Geschichte und Dokumente. 10 Bände. von Zabern, Mainz 1979–1986.
  • Klaus Junker: Das Archäologische Institut des Deutschen Reiches zwischen Forschung und Politik: die Jahre 1929 bis 1945. von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2339-5.

Weblinks


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