- Petruskirche (Kiel)
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Die Petrus-Kirche im Kieler Stadtteil Wik wurde im Auftrag von Großadmiral Alfred von Tirpitz in den Jahren 1905-1907 als Garnisonkirche erbaut. Dieser handelte auf Empfehlung von Admiral Prinz Heinrich von Preußen, dem Bruder Kaiser Wilhelms II., und betraute mit diesem Bauvorhaben die Architekten Karl Moser und Robert Curjel.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Kurz nachdem Kiel 1871 zum Reichskriegshafen erhoben worden war, wurde auf einem Hügel über dem Niemannsweg die erste Garnisonkirche, die Paulus-Kirche, 1878-82 erbaut. Die beständig anwachsende Kaiserliche Marine machte den Bau einer weiterer Kirche für die Angehörigen der Marine nötig. Ursprünglich zur Einsparung von Kosten als Simultankirche geplant wurde, da sich dies aus politischen Gründen nicht durchsetzen ließ, die in Auftrag gegebene neue größere Petrus-Kirche als evangelische Kirche errichtet.[1] Im Jahr 1907 entstand unweit dieser an der Feldstraße die katholische St. Heinrich-Kirche.
Großadmiral Alfred von Tirpitz, „Vater" der Flottengesetze, gab als Staatssekretär im Reichsmarineamt den Auftrag zum Bau der beiden Kirchen, nachdem das Reichsschatzamt aus Geldmangel die Mittel zunächst nicht bereitstellen wollte. Die Gesamtkosten für die Petrus-Kirche wurden auf 300.000 Mark veranschlagt, aber um fast 100.000 Mark überschritten.
Für den Bau der evangelischen Kirche bestimmte Tirpitz das erfolgreiche und im Sakralbau ausgewiesene Karlsruher Architektenbüro der beiden gebürtigen Schweizer Karl Moser und Robert Curjel. Seine interessierte Teilnahme ging so weit, dass er von den Architekten forderte, eine „Baugruppe“ - aus Kirche, Konfirmandensaal, Pfarrhaus und Verwaltungsgebäude - zu entwerfen, die in Backstein in „dort heimischen Bauformen“ mit besonders großen Steinen in Klosterformat errichtet werden sollte. Auf Anregung des Garnison-Bauinspektors Adalbert von Kelm ordnete Tirpitz auch an, die Kirche zur Verbesserung der städtebaulichen Wirkung entgegen den sonst üblichen Regeln nicht zu osten, sondern zu norden. So entgeht der hohe mächtige Turm der Einengung durch die gegenüberliegende hohe geschlossene Häuserzeile auf der Westseite der „zivilen“ Adalbertstraße und richtet sich zur Stadt hin, nach Süden aus. 1944 durch Bomben teilweise zerstört, konnte die Petrus-Kirche vor allem durch Spenden der amerikanischen Sektion des Lutherischen Weltbundes 1949 innerhalb von zwei Monaten wieder aufgebaut werden.
Architektur
Erbaut in den Jahren 1905-07 als Marine-Garnisonkirche durch die bekannten Architekten Curjel & Moser, bildet dieses Gotteshaus ein eindrucksvolles Beispiel für den modernen evangelischen Kirchenbau des frühen 20. Jahrhunderts. Alfred Kamphausen etwa attestierte der Wiker Kirche, im Vergleich zu ihren unmittelbaren Vorläufern eine "kühnere, das 20. Jahrhundert einleitende Leistung" zu sein.[2] In ihr verschmelzen elegant historistische und zeitgenössische Jugendstilformen. Große Flächenausdehnungen werden kombiniert mit grazilen Ziegelstreben und einer filigranen Formensprache in den Steinmetzarbeiten.
Glockenturm
Im Dehio für Hamburg und Schleswig-Holstein zeigt man sich beeindruckt von der "eigenwilligen, romanische und spätgotische Elemente einbeziehenden Jugendstil Gestalt" des Turms.[3]
Innenraum und Ausstattung
Jugendstilfenster
Die Formgebung der Jugendstil-Fenster in Ihrer ursprünglichen Verglasung verstärkt die Wirkung des baulichen Gesamtkunstwerkes. Die bauzeitlichen, ornamentalen Verglasungen aus hellen Kathedralgläsern in Weiß und pastelligem Gelb-, Blau-, Grün- und Violettfarben griffen in der Gestaltung sowohl schwungvolle als auch geradlinige Elemente des Jugendstil auf. Der Förderverein für die Petrus-Kirche Kiel-Wik e.V. engagiert sich für die originalgetreue Wiederherstellung der Fensterfront.
Orgel
Die Orgel steht noch heute an ihrem ursprünglichen Platz, ist jedoch seit Bombenangriffen des 2. Weltkriegs nicht mehr in Funktion.
Evangelisten
Den Chorraum des Hauptschiffes flankieren auf beiden Seiten je zwei der Evangelisten-Symbole, welche als Terracotta-Medaillons in das Mauerwerk eingebracht sind.
Denkmäler
Einige der Gedenktafeln für verunglückte oder gefallene Marinesoldaten kamen nach 1945 ins Marine-Ehrendenkmal Laboe.[4]
Torpedosteuerleute; SM Torpedoboot G 171
Unter einem runden Löwenkopffresko an der Stirnwand der Kirche links des Altarraumes finden sich zwei Tafeln aus rotem Marmor mit goldener Gravur zur Erinnerung an die im WK 1 gefallenen Torpedosteuerleute der Ostseestation (Linke Platte) und die bei einem Manöverunfall 1912 umgekommenen Seeleute des Torpedobootes G 171 (Rechte Platte).
Bronzetafel für die Gefallenen des Ingenieur-Offizierskorps
Denkmal des Bundes der Deckoffiziere
Eine bronzene Wandplakette im äußeren Eingangsbereich links von den Toren der Petrus- (Garnison-) Kirche in Kiel-Wik erinnert an 718 Deckoffiziere der Kaiserlichen Marine, die im Weltkriege 1914-18 ihren Tod fanden.
Denkmal der Torpedowaffe
Ein mannshoher, vorwärts schreitender aber rückwärts blickender Löwe auf einem Sockel im Bogengang der Garnisonkirche aus glasiertem, rötlichen Steinzeug erinnert an die im ersten Weltkrieg Gefallenen der Torpedowaffe.
Literatur
- Gerhard Krause, Gerhard Müller, Siegfried M. Schwertner: Theologische Realenzyklopädie. Walter De Gruyter, Berlin/New York 1990. ISBN 3-11-011613-8.
- Theodor Fischer: Die evangelische Garnisonkirche in Ulm (1905-1910) & Uwe Hinkfoth: Die Bauaufgabe der Garnisonkirche in der deutschen Kaiserzeit. Georg Olms Verlag, Hildesheim 2001. ISBN 3-487-11174-8.
- Jürgen Elvert, Jürgen Jensen, Michael Salewski: Kiel, die Deutschen und die See. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1998. ISBN 3-515-06266-1.
- W. Rössling: Curjel & Moser, Architekten in Karlsruhe/Baden. C. F. Müller Verlag, 1986. ISBN 3-7880-9735-3.
- K. Sohrt, I. Engel, Gerhard Freiherr von Ledebur: Die Petrus-Kirche in Kiel Wik - Andachten, Ansichten, Architektur. Hrsg. Förderverein für die Petrus-Kirche Kiel-Wik e.V., Sollermann, Leer 1997
- Otto Clausen: Geschichte der Wik und ihrer Bewohner. Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 50, 1960
- Hans-Günther Andresen: Die ehemalige Marine-Garnisonkirche in Kiel-Wik. Schleswig-Holstein, Jahrgang 1979, Heft 11 und Heft 12
- Ole Michel: Die Petruskirche in Kiel-Wik (ehemalige Marine-Garnisonkirche) 1905-1907. Nordelbingen, Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins, Band 64, Heide 1995
- Gerd Stolz: Historische Stätten der Marine in Schleswig-Holstein, Verlag Boyens & Co., Heide 1990. ISBN 3-8042-0513-5.
- Alfred Kamphausen: Schleswig-Holstein als Kunstlandschaft. Neumünster 1973
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Jürgen Elvert, Jürgen Jensen, Michael Salewski: Kiel, die Deutschen und die See, 1998, Seite 218
- ↑ Vgl. Alfred Kamphausen: Schleswig-Holstein als Kunstlandschaft. Neumünster 1973, S. 116
- ↑ Vgl. Georg Dehio: Dehio - Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1972, S. 276
- ↑ Vgl. Ole Michel: Die Petrus-Kirche in Kiel-Wik (ehemalige Marine-Garnisonkirche) 1905-1907, in: Nordelbingen, Beiträge zur Kunst- und Kulturgeschichte Schleswig-Holsteins, Band 64, 1995, Seite 120
Weblinks
- Webseite des Fördervereins für die Petrus-Kirche Kiel-Wik e.V.
- Kieler Stadtarchiv: Kieler Erinnerungstage: 18. Dezember 1907 (aufgerufen am 4. August 2011)
54.35921310.135649Koordinaten: 54° 21′ 33″ N, 10° 8′ 8″ OKategorien:- Kirchengebäude in Kiel
- Garnisonkirche
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- Kirchengebäude des Kirchenkreises Altholstein
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