Phaeton (Helios)

Phaeton (Helios)
Peter Paul Rubens: Der Sturz des Phaethon, um 1604/1605 (National Gallery of Art, Washington D. C.)

Phaethon (auch Phaeton oder Phaëthon, v. griech.: Φαέθων, eigentlich "der Strahlende", zu φαίνω, "scheinen") ist in der griechischen Mythologie bei Hesiod der Sohn des Kephalos und der Göttin Eos, der Schwester des Sonnengottes Helios. Seit Euripides ist Phaethon der Sohn des Helios und der Klymene, also ein Neffe der Eos.

Phaethon, der Sohn des Helios, wird zum Beispiel bei dem griechischen Philosophen Platon im Timaios erwähnt. Die bekanntesten Varianten des Mythos stammen vom griechischen Dichter Hesiod, vom attischen Tragiker Euripides (um 420 v.Chr.) und vom römischen Dichter Ovid in Metamorphosen II, der mit 428 Versen die ausführlichste und bis heute kanonische Lesart der Erzählung vom kühnen Himmelsstürmer entwickelt hat.

Inhaltsverzeichnis

Darstellung des Ovid

Simone Mosca, genannt Moschino: Der Sturz des Phaethon, 16. Jh. (Bode-Museum Berlin)

Als Phaethon heranwächst bestreitet Epaphus, der Sohn der Io und Jupiters, ihm die göttliche Abstammung von Helios. Die Mutter Klymene versichert Phaethon, dass er der Sohn des Sonnengottes sei, und rät, den Vater im Sonnenpalast aufzusuchen und ein Zeugnis seiner Vaterschaft einzufordern. Helios, der Sonnengott, der ihn im Palast aufnimmt und als Sohn anerkennt, verpflichtet sich durch einen Eid, dem Sohn ein Geschenk seiner Wahl zu gewähren.

Phaethon erbittet sich nun, für einen Tag den „Sonnenwagen“ lenken zu dürfen. Helios versucht, seinen Sohn von diesem Plan abzubringen. Jedoch vergeblich. Phaethon besteigt, als die Nacht zu Ende geht, den kostbaren und reich verzierten Sonnenwagen des Vaters. Das Viergespann rast los und gerät bald außer Kontrolle. Phaethon verlässt die tägliche Fahrstrecke zwischen Himmel und Erde und löst eine Katastrophe universalen Ausmaßes aus. Ovid berichtet: „Die Erde geht in Flammen auf, die höchsten Gipfel zuerst, tiefe Risse springen auf, und alle Feuchtigkeit versiegt. Die Wiesen brennen zu weißer Asche; die Bäume werden mitsamt ihren Blättern versengt, und das reife Korn nährt selbst die es verzehrende Flamme… Große Städte gehen mitsamt ihren Mauern unter, und die ungeheure Feuersbrunst verwandelt ganze Völker zu Asche.“

Erst Zeus, von der Mutter Erde um Hilfe gerufen, bereitet dem Chaos ein Ende und schleudert einen Blitz. Der Wagen wird zertrümmert und der Wagenlenker Phaethon stürzt in die Tiefe, wo er tot im Fluss Eridanus (Po) landet. Seine Schwestern, die Heliaden, weinen um ihn und werden am Ufer in Pappeln verwandelt, von denen die Tränen in Form des als Bernstein bekannten Pflanzenharzes herabtropfen. Auch der ligurische König Cycnus (bzw. Kyknos), ein Verwandter Phaethons, eilt untröstlich herbei, da er der Geliebte des Sonnensohnes gewesen war. Er wird von Apoll, den seine Trauer rührt, aus Mitleid in einen Schwan verwandelt (siehe auch Schwanengesang). Die Inschrift auf dem Grabstein lautet nach Ovid: "Hier ruht Phaethon, der Lenker des väterlichen Wagens. Zwar konnte er ihn nicht steuern, doch starb er als einer, der Großes gewagt hatte."

Rezeptionen

Das Motiv des „Sturz des Phaethon“ wurde häufig in der Kunst aufgegriffen, beispielsweise von Peter Paul Rubens, Jacopo Tintoretto oder Michelangelo.

Katastrophistisch wird die Sage von Immanuel Velikovsky gedeutet und in seinem Werk Welten im Zusammenstoß behandelt.

Trotz dieses Mythos benannten verschiedene Autohersteller, zuletzt Volkswagen (VW Phaeton) einen Oberklassenwagen, ihre Produktserie Phaeton.

Sohn der Eos

Phaeton, Sohn der Eos und des Cephalos, mit dem sie die Nächte auf dem Grund des Ozeans verbrachte (Hesiod), ist der Morgenstern (Venus) (Gunkel 1895). Das Wort bedeutet „glänzend, leuchtend“. Er wurde von Aphrodite entführt (Hesiod, Theogonie 986). Grelot (1956, RHR 149) setzt ihn mit Heosphoros, dem Sohn der Eos und des Astraios gleich (Hesiod, Theogonie 378). Er hat eine Verbindung zu Jesaja 14, 12–15, wo der Morgenstern gewöhnlich mit Luzifer in Verbindung gebracht wird.

Literatur

  • Hartmut Böhme: Phaeton, Prometheus und die Grenzen des Fliegens, in: W.R. Dombrowsky (hg.), Wissenschaft, Literatur, Katastrophe, Opladen 1995, S. 35–52.
  • Siegfried Döpp: Die Tränen von Phaethons Schwestern wurden zu Bernstein. Der Phaethon-Mythos in Ovids Metamorphosen, in: Ganzelewski, M. (Hg.), Bernstein. Tränen der Götter, Bochum 1996, S. 1–8.
  • H. Gunkel, Schöpfung und Chaos, Leipzig 1895.
  • Linda-Marie Günther, Ein neues Automobil namens „Phaethon“ (http://www.alte-geschichte-europa.de/artikel/vw_phaeton.html)
  • J. W. McKay, Helel and the Dawn-Goddess: A re-examination of the myth in Isaiah XIV 12–15. Vetus Testamentum, Vol. 20, Fasc. 4. 1970, S. 451-464.
  • Brigitte Jacoby: Studien zur Ikonographie des Phaetonmythos, Diss., Bonn 1971.
  • Dirk Schlinkert, Vom Phaethon zum Volkswagen Phaeton: Mythos, Kutsche, Automobil, in: Martin Korenjak (Hg.), Pontes IV. Die Antike in der Alltagskultur der Gegenwart, Innsbruck 2007, S. 303–314.
  • Sonja Martina Schreiner: Phaet(h)on-mehrsprachig. Friedrich Wilhelm Zachariäs „Der Phaeton“ (1754–1772) und Heinrich Gottfried Reichards "Phaethontis libri quinque, Frankfurt 2005.

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