Phalaris von Agrigent

Phalaris von Agrigent

Phalaris, Tyrann von Akragas, herrschte etwa 570–555 v. Chr. in Akragas (Agrigent) in Sizilien.

Phalaris lässt den Künstler Perilles in den Bronzestier einschließen (Kupferstich von Pierre Woeiriot, 16. Jahrhundert)

Phalaris stammte ursprünglich aus Kreta. In der damals von Griechen beherrschten Stadt Akragas mit dem Bau des Tempels des Zeus Polieus beauftragt, benutzte er dieses Unternehmen, welches ihm Geld und Leute sowie einen Punkt der Stadt sicherte. Er mietete Söldner, bewaffnete Gefangene, und nutzte im Jahre 560 oder 550 v. Chr. das Ceresfest, um einen Staatsstreich zu begehen. Während man in der Stadt das Fest feierte, überfiel Phalaris mit seiner Truppe die Bürger und machte sich zum Tyrannen.

Phalaris, willensstark und verhasst, förderte Künstler und Philosophen. Seine Grausamkeit war sprichwörtlich. Allen voran ist die Sage vom bronzenen (ehernen) Stier bekannt, den der Künstler Perilles für jenen Tyrannen hergestellt haben soll, um Fremdlinge und ihm verhasste Personen darin auf einem langsamen Feuer zu rösten, wobei ihre Schmerzensschreie wie das Brüllen eines Stieres klangen. Die Stierfigur deutet auf die Heimatstadt von Phalaris, Kreta, und das Stiergebilde des Dädalus hin, ebenso wie eine Verbindung zu dem nahen Karthago, mit dem Gott Moloch geschlagen werden kann, dem ebenfalls in glühender Stiergestalt Menschen geopfert wurden. Als erstes Opfer sperrte Phalaris den Künstler selbst in den Leib des Stieres.

Dass der Stier des Phalaris wirklich vorhanden war, sagt Diodor. Er erzählt, Himilkon habe ihn nach der Eroberung von Agrigent nach Karthago geschickt, Scipio aber 260 Jahre nach der Zerstörung von Karthago den Agrigentinern zurückgegeben. Der Stier des Phalaris hat noch dem Lukianos von Samosata zu zwei satirischen Dialogen gedient, worin er Abgeordnete des Tyrannen in Delphi auftreten lässt, welche dem Gott jene Höllenmaschine zum Geschenk antragen und den grausamen Tyrannen als einen gerechten Mann darstellen; er lässt hierauf durch Priestermund die Gabe des Wüterichs als gottseliges Opfer erklären.

Die Fabel sagt, dass Phalaris durch ein Gleichnis des Pythagoras sein Leben verlor. Einst redete der große Philosoph in seiner und der Bürger Gegenwart von der Furcht der Menschen vor den Tyrannen und bewies, wie grundlos sie sei, durch das Beispiel der Tauben, welche furchtsam vor dem Sperber fliehen und ihn doch in die Flucht treiben würden, wenn sie kühn sich gegen ihn wendeten. Diese Rede erhitzte einen Bürger dergestalt, dass er einen Stein aufnahm und ihn nach dem Tyrannen warf; andere folgten dem Beispiel, so dass Phalaris zu Tode gesteinigt wurde.

Literatur

  • Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen. 2 Bde., München 1967.

Weblinks


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