Phinisi

Phinisi
Pinisis im Hafen von Makassar

Der Pinisi (indones. pinisi) ist ein Schiffstyp der hauptsächlich von den Konjo, einem indonesischen Volk der Bugi-Makassar auf der Insel Sulawesi gebaut wird. Die Konjo bauten die ersten dieser Schiffe, unter Verwendung eigener, sehr alter Schiffbautraditionen, angeblich nach dem Vorbild der holländischen Pinasse (niederl. Pinas), einem kleineren wendigen Schiffstyp der V.O.C., der wahrscheinlich Lateinerbesegelung führte.

Die Konjo bauen ohne Konstruktionsskizzen oder Zeichnungen. Das Wissen um das Handwerk des Schiffbaues wird seit jeher mündlich weitergegeben. Kein Pinisi gleicht daher dem anderen, zudem wird der Rumpf asymmetrisch angelegt. Dies, so die Konjo, mache das Schiff stark. Tatsächlich kann der Pinisi weite Strecken über offenes Meer zurücklegen, bis hin nach Australien oder Madagaskar. Genutzt werden Sie jedoch hauptsächlich als Fischerei- und Handelsboote in den Gewässern der einheimischen Inselwelt.

Grundlegend unterscheidet man zwei verschiedene Typen des Pinisi. Die Pinisis mit langgestreckten Formen und einem relativ geradlinigen Unterwasserschiff werden „Lamba“ genannt. Pinisis, meist kleinerer Bauart, mit etwas gekrümmtem Kiel und leicht konkavem Vorsteven und schrägem Heck mit überhängendem Aufbau heißen „Palari“.

Pinisis sind 20 bis 35 m lange Handels- und Frachtschiffe mit einer Ladekapazität bis zu 350 Tonnen.

Ursprünglich waren die Pinisis mit Lateiner- oder Setteesegeln geriggt. Seit dem 19. Jh. werden, nach Schonerart, Gaffelsegel europäischen Zuschnitts an zwei bis zu 30 m hohe Masten gefahren. Ein überlanger Klüverbaum ergänzt das Rigg. Der untere Teil des Schonermastes ist ein Zwei- oder meistens Dreibein. Das Dreibein wird von drei Masten gebildet, die in Höhe der Saling zusammengehalten werden. Zwei dieser Masten stehen dabei mit den Füßen leicht vor dieser Mastkonstruktion. Eine oben aufgesetzte Stenge zum Tragen des Toppsegels verlängert den Mast. Die Gaffel bleibt permanent am Mast. Ihr Anstellwinkel wird durch ein spezielles Fall geändert. Das Schonersegel wird baumlos gefahren und nur bei achterlichen Winden mit einer Stange ausgebaumt. Die Gaffelsegel hängen an den Gaffeln wie Gardinen und werden zum Segelbergen zum Mast hin zusammengerafft und dann festgezurrt. (siehe Foto: Pinisis im Hafen von Makassar)

Abbildung: Zeichnung einer Pinisi vom Typ des Lamba

Die Pinisis sind mit zwei Seitenrudern ausgerüstet, die bei achterlichen Winden von jeweils einem Steuermann bedient werden. Bei Am-Wind- und Raumschotkurs wird nur das Leeruder benutzt.

Der traditionelle Bootsbauplatz ist der Strand von Tanah Beru im Süden Sulawesis. Als Baumaterial werden Teak- und Eisenholz sowie Bangkirai verwendet. Weil Bootsbauholz regional aber immer knapper wird, verlagern sich die Bootsbauplätze inzwischen auch in andere Küstengegenden Indonesiens und sogar Malaysias.

Der Rumpf des Pinisis wird nach der Muschelschalenmethode gebaut. Zuerst wird die Außenschale des Schiffes aus Planken zusammengesetzt und mit Holznägeln zusammengehalten. Dann werden die Spanten, in einem Abstand von circa 20 cm eingesetzt und ebenfalls mit Holznägeln befestigt. Dieses Verfahren ähnelt der Technologie des Wikingerschiffbaus.

Die folgende Beschreibung des Schiffsrumpfes entspricht überwiegend dem Erscheinungsbild des Typs des Lamba genannten Pinisi. Den vorderen Schiffsabschluss bildet ein leicht konvex gekrümmter oder geradliniger Vorsteven, der den Bug weit nach vorn ragenden lässt. Der Pinisi besitzt am Ende des oftmals mit großen Heckaufbauten versehenen Achterschiffs ein Spiegelheck. Das Unterwasserschiff ist achtern so weit hochgezogen, dass das Heck aus dem Wasser ragt.

Pinisis werden mit verschiedensten pastelligen Farben bunt bemalt.

Moderne Pinisis werden seit den 1970er Jahren mit Motoren ausgestattet, was einen teilweisen Rückbau des Riggs, speziell des Großmastes, zur Folge hat. Der vordere Teil des Riggs, der Schonermast wird oft nur deshalb an Bord behalten, weil besegelte Schiffe in Indonesien günstiger besteuert werden und weil die Gaffel als Ladekran benutzt werden kann (siehe Foto: Pinisis im Hafen von Makassar). Die durch die Motoren verursachte Vibration beansprucht den Pinisirumpf und verringert so die Lebensdauer des Schiffes. Deshalb werden heute zunehmend angepasste Schiffbaumethoden angewandt. Diese motorisierten Segelboote heißen in Indonesien „Kapal Layar Mesin“ (Motorsegler) oder werden kurz auch „KLM“ genannt.

Indonesien besitzt durch die, neben anderen Segelschifftypen, circa 800 lastfahrenden Pinisis wahrscheinlich die größte Segelschiffflotte der Welt. Viele Pinisineubauten werden heute zur Beförderung westlicher Touristen benutzt und deshalb mit modernster Schiffstechnik und komfortabler Inneneinrichtung versehen.

Quellen und Weblinks

  • Neil Hollander ; Harald Mertes, Solange sie noch segeln Hoffmann und Campe, Hamburg 1983 ISBN 3-455-08758-2
  • Michael Kasten: The Indonesian Phinisi (engl.)
  • G. Adrian Horridge, The Konjo boatbuilders and the Bugis Prahus of south Sulawesi, National Maritime Museum, London 1979.
  • Article (engl.) von Horst Liebner über traditionelle Schiffe in Indonesien.

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