- Pidder Lüng
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Pidder Lüng ist eine Ballade des deutschen Dichters Detlev von Liliencron (1844–1909).
Das vor allem an der Nordseeküste bekannte Gedicht beschreibt historisierend den Widerstand der friesischen Bevölkerung, personalisiert in der Figur des Sylter Fischers Pidder Lüng, gegen die dänische Herrschaft, für die Henning Pogwisch, Amtmann von Tønder, steht.[1] Bei dem Versuch des Adligen, in dessen Gefolge sich auch ein Priester und bewaffnete Landsknechte befinden, von den Friesen Abgaben einzufordern, kommt es in der Fischerhütte Pidder Lüngs zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Lüng auf die gewohnheitsrechtlichen Freiheiten der Friesen[2] verweist und die Steuerzahlung verweigert. Diese Freiheiten sind der Ballade in lyrischer Form vorangestellt:
Auf diese Verweigerung reagiert der dänische Amtmann, indem er in den Grünkohltopf speit, der auf dem Herd der Fischersfamilie köchelt. Daraufhin packt Lüng Pogwisch und drückt dessen Gesicht so lange in den heißen Kohl, bis jener erstickt. Erst dann greifen die bewaffneten Männer ein, erstechen den Fischer und ziehen zu einer Racheaktion über Sylt.
Wie jede Strophe endet auch die letzte mit der Parole „Lewwer duad üs Slaav!“[4] („Lieber tot als Sklave!“)
Die Ballade wurde von Achim Reichel auf seinem Album Regenballade vertont.
Weblinks
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Wikisource: Pidder Lüng – Quellen und Volltexte
Einzelnachweise
- ↑ Zum tatsächlichen friesisch-dänischen Verhältnis siehe Kreis Nordfriesland#Besiedlung durch Friesen und Jüten und Beziehungen zu Dänemark.
- ↑ siehe hierzu, allerdings für die Ostfriesen, Friesische Freiheit
- ↑ Hörnumer Rhee ist ein kleiner wattseitiger Hafen bzw. Ankerplatz an der Südspitze Sylts.
- ↑ Die heutige übliche Schreibweise im Sylterfriesischen wäre „Lewer duar üs Slaav“ (vgl. Sölring Uurterbok, Kiel 2006). Liliencron markiert das kurze „e“ in „lewwer“ wie im Deutschen durch einen nachfolgenden Doppelkonsonanten. In moderner friesischer Schreibweise wird jedoch ein kurzer Vokal durch einfache Schreibung markiert, gegenüber der doppelten Schreibweise bei Langvokalen. Der Unterschied von „duad“ zu „duar“ ist durch die Nähe des Zungenspitzen-„r“ zum „d“ und leichte Dialektunterschiede zu erklären (vgl. auch die Varianten in der Schreibung des Namens „Pidder“ bzw. „Pirrer“ z. B. in J.P. Hansens Di Söl'ring Pir'rersdei, Flensburg 1809). Wird der populäre Spruch in anderen nordfriesischen Dialekten verwendet, weicht er teilweise deutlich von der Sylter Variante Liliencrons ab.
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