Pirnaer Marienkirche

Pirnaer Marienkirche
Die Marienkirche zu Pirna (1994)

Die evangelisch-lutherische, spätgotische dreischiffige Hallenkirche St. Marien in Pirna wurde zwischen 1502 und 1546 über einem Vorgängerbau errichtet und beeindruckt durch ihre Größe. Das gewaltige Dach von St. Marien hat bei einer Firsthöhe von 40 Metern und einer Dachstuhlhöhe von 25 Metern, die größte Kirchendachfläche Sachsens und wurde 2004 erneuert. Der Dachstuhl ist selbsttragend und lastet somit nicht auf dem darunterliegenden Deckengewölbe. Die Kirche erhielt dadurch sein einzigartiges Netzgewölbe welches nicht das Dach tragen muss sondern einzig der Zierde dient. Das Gewölbe enthält waghalsige steinerne verspielte Elemente, wie die in den Raum ragende Spiralrippen (Schleifenrippen), Hobelspanrippen und zwei Astrippen. Über dem Chor befindet sich das einzigartige Fischblasengewölbe. In der Apsis unmittelbar unter den Astrippen befindet sich ein als "Wilder Mann und Wilde Frau" bezeichnetes Menschenpaar aus Sandstein. Die Kirche ist mit diesem Netzgewölbe in der spätesten Gotik vollendet (um 1540) und nach der Annenkirche von Annaberg-Buchholz die größte Hallenkirche in Sachsen. Ihr mächtiger über 60 Meter hoher Turm wurde vor der eigentlichen Hallenkirche (1466 -1479) erbaut, so dass sich durch Baufehler Teile des Turmes innerhalb der Kirche befinden, welche eigentlich außen sichtbar sein sollten. Der Turm war auch ursprünglich niedriger als geplant. Ein Turmfenster im Treppenhaus links neben der Orgel ermöglicht so einen Blick vom Inneren des Turmtreppenhauses in die Kirche. Gekrönt wird der mehrstöckige Dachstuhl von einer barocken Turmhaube. Sie beherbergt seit 1994 wieder das einzige (seit 2003 neben der Dresdner Frauenkirche) siebenstimmige Geläut in der Sächsischen Landeskirche. Bis in das frühe 20te Jahrhundert wohnte über dem Geläut der Glöckner/Türmer um die Glocken zu betätigen. Seine kärglichen Wohnräume sind noch heute zu besichtigen. Neben dem zehn Meter hohen sandsteinernen Altarretabel und dem bereits von Goethe bewunderten Taufstein (1561) mit 26 kleinen Kinderfiguren, stellen die figuralen Gewölbemalereien (1544-46) mit ihren vielen biblischen Szenen ein einmaliges Kleinod sakraler Malerei im Zeitalter der Reformation dar.

Der von Baumeister Peter Ulrich (genannt Peter von Pirna) begonnene Kirchenbau wurde von dem Baumeister Wolf Blechschmidt vollendet. Die heutigen Steinemporen wurden 1571 eingefügt und der Renaissance-Sandsteinaltar wurde 1611 von dem Bildhauer Michael Schwenke erbaut. Den Jobst Dorndorff zugeschriebenen Gewölbemalereien sollen als Vorlage für die Illustrationen der 1532 in Wittenberg gedruckten Bibelübersetzung Martin Luthers gedient haben. 1889/90 erhielt der Kircheninnenraum eine einheitliche Fassung durch Theodor Quentin.

Seit der Einführung der Reformation im 16. Jahrhundert ist die Marienkirche von Pirna evangelisch-lutherisch.

Deckenbemalung

Baumeister

  • 1506 - 1514 Peter Ulrich, Am Markt 3
  • 1514 - 1533 Markus Ribisch, Kirchplatz 2
  • 1533 (?) - 1539 Valten Wild, ?
  • ca. 1539 - 1546 Wolf Blechschmidt, Niedere Burgstraße 1

Literatur

  • Löffler, Fritz: Die Stadtkirche St. Marien zu Pirna. 30 Seiten, Berlin, 1966.
  • Kuratorium Altstadt e.V. (Hrsg.): Pirnaer Hefte - Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte, Baugeschichte und Denkmalpflege., Heft 4, Pirna 2002.
  • Sturm, Albrecht (Hrsg.): Die Stadtkirche St. Marien zu Pirna, Pirna 2005.

Weblinks

50.96222222222213.9436111111117Koordinaten: 50° 57′ 44″ N, 13° 56′ 37″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Marienkirche (Pirna) — Die Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete Marienkirche Pirna ist die evangelisch lutherische Hauptkirche Pirnas und eine der größten spätgotischen Hallenkirchen in Sachsen. Die unter Denkmalschutz[1] stehende Kirche liegt am Kirchplatz 14 in der …   Deutsch Wikipedia

  • Pirna-Liebethal — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Anton Lauterbach — (* 13. Januar 1502 in Stolpen; † 18. Juli 1569 in Pirna) war ein lutherischer Theologe und Reformator. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Pirna — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bartholomäus Schönebeck — Bartholomäus Schönebeck, auch Schönbeck, (* 6. Januar 1548 in Stendal; † 17. Februar 1605 ebenda) war ein einflussreicher Kaufmann und Ratsherr in Stendal. Bartholomäus I Schönebeck, Aquarell nach einem zeitgenössischen Ölgemälde …   Deutsch Wikipedia

  • Altstadt (Pirna) — Stadt Pirna Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Obertorvorstadt (Pirna) — Obertorvorstadt Stadt Pirna Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Wolf Blechschmidt — Bildnis des Wolf Blechschmidt auf dem Relief über dem Portal des Blechschmidthauses in Pirna …   Deutsch Wikipedia

  • Gommern (Heidenau) — Gommern Stadt Heidenau Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Heidenau-Süd — Stadt Heidenau Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”