Plastikmodellbau

Plastikmodellbau
Spritzgussrahmen (Gussast) eines älteren Plastikmodells der F-18 im Maßstab 1:72

Der Plastikmodellbau ist ein Bereich des Modellbaus, in dem Modelle vorwiegend aus Kunststoff (heute meist Polystyrol) gebaut werden. Hierbei handelt es sich in der Regel um antriebslose Standmodelle, bei denen das Interesse mehr auf einem hohen Detaillierungsgrad als auf Robustheit oder Funktion liegt, mit denen aber auch begrenzt gespielt werden kann. Überwiegend werden hier Bausätze aus vorgefertigten Teilen eingesetzt. Bausätze dieser Art sind seit Anfang der 1950er Jahre im Handel erhältlich. Die gängigste Form ist die des Spritzgussbausatzes. Seltener findet man Bausätze aus tiefgezogenen Formen (Vacu-Bausätze) und reine Resin-Bausätze.

Inhaltsverzeichnis

Themenbereiche

Im Handel gibt es Bausätze aus vielen Bereichen der Technik, zum Beispiel Autos, Flugzeuge, Schiffe, Lokomotiven, Science-Fiction-Modelle oder Gebäude (insbesondere für Modellbahnen). Weitere Gebiete sind Figuren aller Art, Tiere (beliebt sind vor allem Dinosaurier, aber es gibt auch Modelle von Säugetieren, Vögeln und Insekten - letztere naturgemäß nicht in verkleinertem Maßstab, sondern in Überlebensgröße) und anatomische Modelle (Skelett, Schädel, innere Organe).

Zielgruppen

Man kann die Plastikmodellbauer-Gemeinde grob in zwei große Gruppen unterteilen: Die eine Gruppe sind Kinder und Jugendliche, für welche die Modelle in erster Linie ein Spielzeug darstellen. Die Genauigkeit und Originaltreue der Modelle spielt für diese Gruppe nur eine untergeordnete Rolle. Die Hauptintention ist - neben dem eigentlichen Bauen – das anschließende Spielen mit dem Modell. Plastikmodelle sind allerdings in der Regel nicht sehr robust.

Daneben gibt es eine zweite Gruppe von Modellbauern - meist Erwachsene - die viel Zeit und Aufwand in Ihr Hobby investieren, um möglichst originalgetreue Abbilder der Realität zu erstellen. Deren Intention ist oft - zusätzlich zum Spaß am Bauen - das Interesse an den jeweils dargestellten Originalen.

Baufolge

Ein Plastikmodell hoher Detailgenauigkeit wird in folgenden Stufen gebaut:

  • Zusammenkleben einzelner Baugruppen, eventuell Durchführung von Umbauten;
  • Verspachteln und Verschleifen der infolge nicht optimal passender Bauteile entstandenen Nähte und Fugen;
  • Bemalen bzw. Lackieren der Baugruppen (mit Pinsel und Airbrush) solange sie von allen Seiten gut zugänglich sind;
  • Zusammenfügen der Baugruppen zum kompletten Modell;
  • Aufbringen von Markierungen, Kennzeichen und Beschriftungen, meist in Form von Nassschiebebildern, auch Decal genannt (von engl: Abziehbild, Decorbogen);
  • Finish: Anwendung diverser spezieller Bemalungstechniken zur Hervorhebung von Konturen, Erzielung von Tiefenwirkung, Abnutzungs-, Verschmutzungs- und Alterungseffekten.

Schwierigkeitsgrad

Die am leichtesten zu bauenden Modelle sind solche, die zum Teil schon fertig lackiert beziehungsweise bedruckt sind und die ohne Klebstoff nur noch zusammengesteckt werden müssen. Solche Modelle eignen sich besonders für Modellbau-Einsteiger.

Am anderen Ende des Spektrums stehen Bausätze mit mehreren hundert Teilen, die nur mit Erfahrung und Geschick erfolgreich gebaut werden können. Schwierig zu bauen sind auch die sogenannten „Short-Run“-Bausätze, die nur in geringer Stückzahl gefertigt werden und in der Regel mehr Nachbearbeitung der einzelnen Bausatzteile erfordern.

Fortgeschrittene Modellbauer bedienen sich heute auch bei Herstellern, die sich auf zusätzliche Detaillierung spezialisiert haben. Damit kann man Teile, die beim Originalbausatz ungenügend detailliert oder gar fehlerhaft sind, austauschen oder zusätzlich detaillieren. Solche Zurüstsätze bestehen meist aus Resin und/oder Fotoätzteilen. Auch Nassschiebe-/Abziehbilder gibt es in zahlreichen Variationen separat zu kaufen. Entsprechend ausgerüstet kann man diese Abziehbilder mit speziellem Papier und einem Drucker auch selbst herstellen. Damit auch die Farbe „weiß“ gedruckt werden kann, wird hierzu vorteilhaft ein Thermotransfer- oder Thermosublimationsdrucker eingesetzt. Viele Modellbaufirmen sind inzwischen dazu übergegangen, den Bausätzen Ätzteile beizulegen, was einen Zukauf erübrigt.

Es gibt speziell auf Modellbauer ausgerichtete Literatur, in der die Originalobjekte mit Detailfotos rundherum präsentiert werden, oder in der auf Besonderheiten bzw. Fehler der verfügbaren Bausätze hingewiesen wird. Je nach Fingerfertigkeit können solche zusätzlichen Details oder sogar ganze Modelle selbst hergestellt werden – in diesem Fall spricht man vom „scratch“-Modellbau.

„Kitbashing“

Eine besonders kreative Form des Plastikmodellbaus ist das „Kitbashing“, bei dem Teile verschiedener Bausätze (englisch: Kits) kombiniert werden. Dabei können dezente Variationen entstehen oder auch völlig eigenständige (Fantasie-)Modelle, die der gedachten Gesamterscheinung der Originalbausätze kaum ähneln. Modelle für Trickaufnahmen in Spielfilmen sind oftmals auf diese Weise entstanden. So wurden etwa für den Millennium Falcon in Star Wars unzählige Teile aus diversen Flugzeug- Schiffs- und Autobausätzen verwendet; das Ergebnis vermittelte einen sehr realistischen Eindruck, auch im Vergleich zu moderneren, computergenerierten Effekten, die steril wirken können.[1]

Präsentation

Oftmals werden Modelle zur anschaulichen Präsentation in eine maßstabsgetreue Landschaft eingebaut. Das Ergebnis bezeichnet man als „Diorama“.

Öffentlich präsentiert werden solche Modelle auf Ausstellungen, heute häufig auch im Internet. Teilweise finden auf solchen Ausstellungen auch Wettbewerbe statt, bei denen insbesondere Originaltreue und Detaillierung bewertet werden.

Hersteller

Bekannte Hersteller von Plastikbausätzen sind:

Einzelnachweise

  1. http://www.popularmechanics.com/blogs/technology_news/4255868.html?series=6

Weblinks


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