- Plenterartig
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Ein Plenterwald ist ein im Plenterbetrieb bewirtschafteter Hochwald. Er ist ein sich stetig verjüngender Dauerwald, in dem Bäume aller Altersklassen kleinstflächig bis einzelstammweise vermischt sind. Im Plenterbetrieb werden einzelne Bäume gefällt und so ein permanenter Hochwald geschaffen. Trotz des vermeintlich urwaldähnlichen Charakters ist der Plenterwald ein bewirtschafteter Forst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ob der Ausdruck Plenter vom Plunder (wertloses Zeug) oder von der lateinischen Wortwurzel plenere (=voll machen, daraus herstellen) stammt, ist unklar. Die Bezeichnung des Begriffes leitet sich wahrscheinlich von Plünderwald ab, dem im Mittelalter und in der Neuzeit als Gemeine Mark (Allmende) gemeinsam genutzten Bauernwald. Solche Wälder wurden ungeregelt genutzt, da jeder schlagreife Bäume einzelstammweise fällen konnte. Bei steigender Nutzungsintensität, z. B. während der Holznot des Mittelalters und der Neuzeit, führte diese Übernutzung zum Plünderwald - ein früher teilweise synonym zu Plenterwald gebrauchter Begriff. Bis zum 19. Jahrhundert wurden Plenterwälder überwiegend nicht geregelt genutzt. Von 1827 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Plenterung in weiten Teilen Frankreichs und Deutschlands daher verboten.
Bewirtschaftung
Plenterung im eigentlichen Sinne ist eine Bewirtschaftung von Halbschatt- und Schattbaumarten, üblicherweise Fichte, Buche und Weißtanne. Sie ist meist an das Vorkommen der Weißtanne gebunden. Der Weißtanne und der Buche ist es aufgrund ihrer besonderen Schattentoleranz und Wuchsdynamik möglich, Jahrzehnte im Unterstand zu verharren und nach Freistellung noch zu einem herrschenden Baum heranzuwachsen.
Die Nachhaltigkeit der Holznutzung eines Forstbetriebes wird im Plenterwald durch das gleichmäßige Nachwachsen von Bäumen auch auf einer kleinen Parzelle erreicht. Die richtige Plenterung erfordert die fachliche Bewertung eines jeden einzelnen Baumes ab einem gewissen Alter. Im Gegensatz dazu ist die demographische Nachhaltigkeit von Altersklassenwäldern nur über größere Flächen gewährleistet, wenn Parzellen mit Bäumen jeder Altersstufe nachwachsen.
Die Nachhaltigkeit des Plenterwaldes wird am Verhältnis von Stammanzahl zu Durchmesserverteilung gemessen, an der Plenter- oder Gleichgewichtskurve. Sie ist näherungsweise eine exponentiell abfallende Kurve von einer hohen Anzahl dünner Bäume zu einer geringen Anzahl dicker Bäume. Das Herstellen eines solchen Gleichgewichts aus einem einschichtigen Bestand erfordert dort, wo es überhaupt möglich ist, eine zielgerichtete forstliche Tätigkeit über mehrere Generationen.
Verbreitung und Ansprüche
Ein Plenterbetrieb ist daher dort am ehesten möglich, wo sich die ökologischen Ansprüche von Rotbuche (Laubmischwälder) und die der Weißtanne (Buchen-Tannen-Wälder oder Buche-Tanne-(Fichte)) überschneiden, bzw. die Rotbuche bereits eingeschränkt ist. Geographisch entspricht dies dem Gebiet von Thüringen im Norden bis nach Süden in das Alpenvorland, sowie von den Vogesen im Westen bis weit nach Osten. Innerhalb dieses Raumes würden nach Ellenberg (1996) am ehesten mehr oder weniger rotbuchen- oder fichtenreiche (Fagion) Buchen-Weißtannen-Wälder oder Weißtannen-Fichten-Wälder auf folgenden Standorten gedeihen:
- planare bis montane basenreiche Böden im subkontinentalen Klima,
- auf niederschlagsreichen tonigen (basenreichen) Böden im montanen bis subalpinen Bereichen, oder
- auf staunassen Böden in niederschlagsreichen Submontan- und Montanklima.
In Deutschland kommen Plenterwälder in Bauernwäldern im Schwarzwald, im Allgäu und im Bayerischen Wald vor. Im Bereich der Nordwestthüringischen Randplatten, das sind v.a. die Höhenzüge Hainich und Dün, findet man die Sonderform von reinen Buchenplenterwäldern. In der Schweiz sind Plenterwälder weit verbreitet. Vor allem im Jura und Emmental wird hier mit Fichte und Weißtanne geplentert. Außerdem wird auch im französischen Jura, in Österreich und Slowenien geplentert.
Ökologie
Die Unterscheidung zwischen natürlichen Tannenwäldern oder buchenreichen Mischwäldern, in denen die Tanne durch Plenterung begünstigt wurde, fällt schwer. Die Unterschiede zur Plenterphase eines Urwaldes sind auf den ersten Blick nicht immer zu erkennen. Es kann auch nicht bewertet werden, ob der Plenterwald generell der potentiell natürlichen (pnV) Waldgesellschaft des Standortes entspricht.
Schon die sehr geringen Eingriffe des Plenterbetriebes, also das Fällen von selektierten Einzelstämmen kann die Artenzusammensetzung der Baumschicht erheblich beeinflussen. Der Plenterbetrieb begünstigt die Weißtanne (Abies alba) gegenüber der Rotbuche (Fagus sylvatica) (H. Ellenberg 1996).
Durch diese Eingriffe entsteht eine deutlich differenzierte vertikale Struktur. Der Unterwuchs ist vital und entspricht potenziell der Plenterphase eines Urwaldes. Totholz fehlt jedoch weitgehend, da die Bäume meist vor ihrem biologischen Alterstod entnommen werden. In der horizontalen Struktur ist der Plenterwald aber ärmer und gleichförmiger als ein Urwald, da Flächen mit ausgesprochenen Verjüngungs- und Zerfallsphasen fehlen.
Der künstlich gehaltene Hochwaldzustand widerspricht je nach pnV mehr oder weniger stark der natürlichen Waldentwicklung. In Gebieten, die natürlicherweise reine Nadelholzwälder (Fichtenwald, Tannenwald) als pnV aufweisen würden, entspräche der Altersklassenwald der natürlichen Entwicklung möglicherweise eher, als der andauernde Hochwaldzustand des Plenterwaldes. Auf der anderen Seite ist der Tannen-Buchen-Plenterwald ein Dauerzustand, der natürlicherweise am ehesten in rotbuchenreichen Laubmischwäldern zu finden ist.
In der Forstwirtschaft des 18. und 19. Jahrhunderts, die mit massiven Aufforstungen der fortschreitenden Verwüstung Mitteleuropas entgegen zu steuern versuchte, wurden auf den erodierten und verarmten Böden vermehrt reine Nadelholzforste angepflanzt und als Altersklassenwald betrieben. In den meisten Lagen entsprechen diese Nadelholzforste aber nicht der pnV und sind damit als sehr naturfern einzustufen. In einigen Gebieten, wie in Mooren und an Gewässern muss man sie gar als schädlich einstufen.
Die sehr viel selteneren Plenterwälder hingegen weisen eine deutlich differenzierte vertikale Struktur auf. Plenterwälder weisen deutliche Stockwerke auf, da Vegetation aller Wuchshöhen vorkommt. Seit dem 20. Jahrhundert werden mehr und mehr Forste umgestellt, da ein Mischwald als dauerhafter Hochwald weniger schadanfällig ist, als beispielsweise ein Fichtenwald. Dies fördert auch potenziell die Artenvielfalt der Flora und Fauna. Die Artenzusammensetzung des Forstes wird bei Plenterbetrieb in den meisten Fällen als relativ naturnäher zu beurteilen sein, aber nicht als natürlich.
Siehe auch
Literatur
- Jean-Philippe Schütz: Der Plenterwald und weitere Formen strukturierter und gemischter Wälder. Parey Buchverlag, Berlin 2001, ISBN 3-8263-3347-0
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen. Eugen Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-82528104-3
- Heinrich Reininger: Das Plenterprinzip. Leopold Stocker Verlag, Graz, ISBN 3-70200874-8
Weblinks
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