Poem ohne Held

Poem ohne Held

Poem ohne Held[1] (russisch Поэмa без героя / Poema bez geroja) ist eine als Triptychon konzipierte Versnovelle von Anna Achmatowa aus dem Jahr 1963[1]. Dieses Werk gilt gemeinhin als ihr Meisterwerk.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anna Achmatowa schrieb 1963 (manchen Quellen zufolge 1962) in Taschkent, wohin sie evakuiert worden war, die letzten Zusätze zu ihrem Werk Poem ohne Held, mit welchem sie schon 1949 - laut mancher Quellen sogar schon 1940 - im Weißen Saal des Fontänenhauses, in Leningrad (heutiges Sankt Petersburg), begonnen hatte. Bis ins Jahr 1962 hatte sie die erste Fassung noch mehrfach überarbeitet und nur in kleinen Auszügen publiziert, bevor schließlich 1967 in New York erstmals eine vollständige Publikation des „Poems“ erfolgte. Jedoch wurde erst 1974 Poem ohne Held auch in Russland vollständig veröffentlicht. Der britisch-jüdisch-russische politische Philosoph und Ideengeschichtler Isaiah Berlin beschrieb das Werk, als Anna dieses 1945 im Fontänenhaus vorlas, als:

„eine Art endgültiges Denkmal für ihr - Anna Achmatowa - als Dichterin [...], für die Vergangenheit der Stadt - St. Petersburg -, die sie als Teil ihres Wesens empfand. “

Isaiah Berlin: Anmerkung nach Berlin, Begegnungen mit einer russischen Schriftstellerin. Seite 348.

Aufbau

Poem ohne Held

Ein Triptychon (1949 - 1963)

Statt eines Vorwortes
Widmung
Zweite Widmung
Dritte und Letzte
Einleitung

Erster Teil

Das Jahr Neunzehnhundertunddreizehn

Eine Petersburger Novelle

Erstes Kapitel
Im Treppenhaus
Intermezzo
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes und Letztes Kapitel

Nachwort [2]

Handlung

Poem ohne Held ist ein Werk für die in Leningrad (St. Petersburg) Gestorbenen. Es beschwört in Form eines Karnevalszuges, in welchem maskierte Gestalten mitlaufen, eine ganze Generation verschwundener Freunde und Gestalten aus dem Petersburg herauf, der vor ihr selbst im Fontänenhaus erscheint. Dieser Karnevalszug beschreibt mit ihren maskierten Gesichtern die Leute, welche die Geschichte 1913 hinter sich gelassen hatten. Das Gedicht ist voller literarischer Anspielungen, mit welchen sich schon zahlreiche Gelehrte beschäftigt haben.

Die Widmung bzw. die Kernaussage des Werkes am Anfang ihres Requiems

„Und weil ich kein Papier mehr habe, schreibe ich dies auf deinem Manuskript. “

Anna Achmatowa: Gedichte. Seite 121

wurde von Ossip Mandelstam, einem guten Freund von ihr und den als „Zwilling“ bezeichneten in dem Gedicht Tristia aus dem Jahre 1922, vorhergesagt, welches sie wiederum als Motto zum dritten Kapitel ihres eigenen Werkes zitierte.

Petersburg

Es wird uns neu zusammenführen
Als hätten wir die Sonne dort verscharrt,
Und zum ersten Mal wirds unsern Mund berühren
Jenes selige sinnlose Wort.
Tief im Samt der Sowjetnacht, im schwarzen
Samt der Leere, weltenweit,
Singen seliger Frauen Augen, und es wachsen
Blumen noch und blühn für alle Zeit.

Ossip Mandelstam: Tristia, Seite 97

Daneben ist das Werk auch ein Auferstehungslied - ein literarischer Ausdruck der geistigen Worte, die den Menschen jener Stadt erlaubten, die Sowjetmacht zu überdauern und sich in Petersburg wiederzutreffen.

Quelle

  1. a b Orlando Figes: Nataschas Tanz - Eine Kulturgeschichte Russlands. Seite 537.
  2. Anna Achmatova: Gedichte, Russisch und deutsch. Herausgegeben von Ilma Rakusa, Frankfurt am Main 1988

Literatur

Weblinks


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