Poggendorffsche Kompensationsschaltung

Poggendorffsche Kompensationsschaltung

Mit der poggendorffsche Kompensationsschaltung nach Johann Christian Poggendorff wird historisch eine elektrische Schaltung zur stromlosen Messung einer elektrischen Spannung bezeichnet. Diese Schaltung arbeitet mit einer Hilfsspannungsquelle nach der Methode der Spannungs-Kompensation; die spezielle Bezeichnung wird im Bereich der Elektrochemie verwendet.

Heute ist das Verfahren weitestgehend durch Elektrometerverstärker oder Instrumentenverstärker mit Feldeffekttransistoren abgelöst worden, welche Spannungen auch ohne Hilfsspannungsquelle nahezu stromlos messen können.

Aufbau und Funktionsweise

Schema der Poggendorffschen Kompensationsschaltung

An einem variablen Teil eines Widerstands (Potentiometer) wird eine Vergleichsspannung so eingestellt, dass kein elektrischer Strom mehr zwischen den Quellen der Vergleichs- und der zu messenden Spannung fließt. Die Spannung an diesem Teil-Widerstand ist dann gleich der unbekannten Spannung. Da nach der Einstellung kein Strom mehr durch die zu bestimmende Quelle fließt, kann somit deren sonst schwer ermittelbare Leerlaufspannung gemessen werden. Zur Anzeige des Stromes wird zwischen den Quellen ein empfindliches Strommessgerät eingesetzt. In früher Zeit kam dafür Galvanometer zum Einsatz.

Die Berechnung der zu bestimmenden Spannung UV kann durch das ohmsche Gesetz bzw. das Widerstandsverhältnis am Potentiometer erfolgen.

Sind der Widerstand RV, über dem die Vergleichsspannung UV abgegriffen wird, und die elektrische Stromstärke IG durch diesen Widerstand bekannt, so gilt:

U_M=U_V=R_V\cdot I_G

Sind der Widerstand RV, über dem die Vergleichsspannung UV abgegriffen wird, der Widerstand des gesamten Potentiometers R = RG + RV bzw. deren Verhältnis a=\frac{R_V}{R} und die Spannung über dem gesamten Potentiometer U_G=R \cdot I_G bekannt, so gilt:

U_M=U_V=a\cdot U_G=\frac{R_V}{R}\cdot U_G

Die Spannung UG wird aus einer stabilisierten Spannungsquelle entsprechender Genauigkeit wie beispielsweise einer Referenzspannungsquelle bezogen.

Voraussetzung für das Verfahren ist, dass die unbekannte Spannungsquelle sowohl Strom aufnehmen (als Senke dienen) als auch abgeben (als Quelle dienen) kann. Das ist zum Beispiel bei galvanischen Elementen der Fall – dementsprechend diente das Verfahren u. a. zur Bestimmung der elektrochemischen Spannungsreihe bzw. des elektrochemischen Potentials unbekannter Metalle.

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Holze: Leitfaden der Elektrochemie. 1. Auflage. Teubner, 1998, ISBN 3-519-03547-2, S. 224 bis 229.

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