- Poljen
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Der Begriff Polje (kroat./serb./bosn./slow.: Feld, Plural: Polja) ist der wissenschaftliche Fachbegriff für eine in vielen Ländern und Kontinenten in mittleren Höhen von 500-1300 m häufig vorkommende Landschaftsformation von Karstgebieten.
Inhaltsverzeichnis
(Hydro-)Geologie
Die Karsterscheinung Polje wird allerdings nicht in allen Karstgebieten vorgefunden, sondern hängt vom Aufbau der geologischen Strukturen, deren Alter und Verwerfungen ab und in welchem Entwicklungsstadium sich infolgedessen die poljebildenden Verkarstungsprozesse vor Ort befinden. In Größe und Erscheinung imposante Beispiele finden sich in den Ländern der Dinarischen Alpen (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro), in den Appennien Italiens, im Kantabrien und Andalusien Spaniens, sowie auf dem Peloponnes.
Geomorphologisch ist eine Polje eine wannenförmige Senke oder Hohlform, die - meist an allen Seiten - von steilwandigen Gebirgsformationen umgeben ist. Die Formation kann sich herausbilden, wenn (zumindest) die jüngeren Gesteinsschichten Karbonatgesteine aus Kalkstein, Dolomit oder Gips sind. Der Boden eines solchen Beckens besteht aus Sedimentablagerungen, die dicker werden und mehrere hundert Meter Mächtigkeit haben können. Die Sedimente können an ihrer Oberfläche sehr steinige, trockene Ablagerungen, oder auch lehmige/tonige Böden sein - die einen unfruchtbar, die anderen sehr fruchtbar (beides sogar nebeneinander in der Nähe von Grahovo). Die Sedimentschichten sind je nach Zusammensetzung wasserstauend bis wasserundurchlässig. Die Sohle und die abgrenzenden Flanken der Polje sind dagegen Karbonatgesteine, die vom Wasser der Niederschläge und des Beckens in erdgeschichtlichen Zeiten schneller chemisch als physikalisch abgebaut oder durchdrungen wurden (vgl. Verwitterung). In ihnen bilden sich ständig größer werdende Öffnungen: Risse, Kluften, Schlucklöcher (Ponore) und ganze Höhlensysteme, durch die sich im Becken sammelndes Wasser komplett abgehen kann. Somit bleibt die Reliefenergie gering, d.h. es entsteht für das Becken kein ausgeprägtes oberflächiges Entwässerungssystem (Flusserosion). Die Wasser abführenden Öffnungen liegen zumeist direkt am Saum, an der Bruchkante einer Polje, wo die Sedimente an die meist steilen Felsformationen stoßen. An diesen Bruchkanten auch werden unterirdische Wasserführungen von den wasserstauenden Sedimenten zum Überlauf gezwungen. Das sind die Stellen, an denen größere Wassermengen als Karstquellen zutage treten.
Leben und Siedlung im Karst
Die Abflusskapazität der Öffnungen schwankt, je nach (verstopfter) Engpasskapazität. Bei überdurchschnittlichen oder zyklisch höheren Niederschlagsmengen und/oder Verstopfungen durch unterirdische Einstürze oder Fremdkörper im Wasser werden/wurden Poljen für lange-, kurze- oder jahreszeitliche Zyklen zu temporären Seen. Bei fruchtbaren Böden einer Polje könnten diese an sich viele Menschen ernähren. Die Siedlungsdichte ist jedoch traditionell gering, da die hydrologische Beherrschung der Poljen eine expandierende Besiedlung durch gesicherte Bewirtschaftung erst mit den Techniken der letzten 100 Jahre ermöglicht. Heute lassen es Trockenlegungen durch Gräben, künstliche Ableitungen und Weitungen nur noch in extremen Fällen zu Überschwemmungen kommen. Ponore und größere Abgänge können mit Setzbecken, Rechen und Trichtern versehen sein, um die Ablusskapazität zu verstetigen.
Hydrogeologisch werden Poljen mit einem (großen), mehreren oder vielen Ponor(en) beobachtet (Tripolis-Plateau, Peloponnes, 40x20km, 47 nachgewiesene Ponore verschiedenster Größe und Aktivität).
Umweltprobleme im Karst
Die Grundwasserleiter von Poljen und anderer Karstformationen sind für die Trinkwasserversorgung in vielen europäischen Ländern von großer Bedeutung. Von ihnen muss die Infiltration grundwassergefährdender Schadstoffe fern gehalten werden. Inmitten oder an den Rändern besiedelte, oder von Straßen durchzogene Poljen (so z. B. Benaoján, Sierra de Libar) stellen als Sammelbecken insofern ein erhöhtes Risiko der Kontamination dar, denn ihre Karstumgebung hat oft eine dünne bis fehlende Bodendecke, hohe Infiltrations- und Durchflussgeschwindigkeiten und daher eine geringe Rückhaltekapazität für grundwassergefährdende Stoffe.[1]
Literatur
- A. Morfis (Hrgb), Karst Hydrogeology of the Central and Eastern Peloponnesus (Greece); Steierische Beiträge zur Hydrogeologie, 1986. (englisch)
- Siehe Link „Cost 620"
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ vgl. die Forschungsstudie der EU zu Grundwassergefährdungen u. a. der Sierra de Libar in der spanischen Provinz Málaga, 2003 (siehe Link „Cost 620")
Weblinks
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