- Polterabend
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Unter einem Polterabend versteht man in Deutschland, Schlesien und Hinterpommern einen Hochzeitsbrauch, einem Brautpaar vor dessen Heirat durch das Zerbrechen von Steingut und Porzellan ein Gelingen der Ehe zu wünschen. In Österreich, in der Schweiz und in Dänemark dagegen bezeichnet der Ausdruck „Polterabend“ meist den ausgelassenen Abschied vom Ledig-Sein, welcher in Deutschland unter dem Begriff Junggesellenabschied bekannt ist.
Wo historisch der Ursprung des Polterabends liegt, ist nicht geklärt.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung des Brauchs
Der Polterabend findet in der Regel vor dem Haus der Braut bzw. ihrer Eltern statt. Das Brautpaar gibt lediglich den Termin bekannt, lädt aber niemanden im Einzelnen ein. Manch ein Brautpaar sieht darin die Möglichkeit, viele Personen, die zur Hochzeit selber nicht eingeladen werden können, so teilhaben zu lassen. Daher wird auch für eine Verköstigung gesorgt.
Der eigentliche Höhepunkt dieses Brauches ist das Zerbrechen durch Hinwerfen von mitgebrachtem Porzellan, aber auch Steingut, Blumentöpfe oder Keramikartikel, wie Fliesen, Waschbecken und Toilettenschüsseln, sind gern verwendete Wurfgegenstände. Auch metallene Gegenstände, wie Blechbüchsen, Kronkorken und Konservendeckel, sind zum Poltern verbreitet. Verboten hingegen sind Gläser (Glas steht für Glück, das nicht zerstört werden soll) oder gar Spiegel (ein zerbrochener Spiegel steht für sieben Jahre Pech). Das Brautpaar muss dann gemeinsam den Scherbenhaufen entsorgen.
Die Gäste bringen üblicherweise keine Geschenke mit, können dies aber tun. Wer dem Paar etwas schenken möchte, aber nicht zur Hochzeit selber geht, kann das Geschenk am Polterabend übergeben. Die Kleidung ist meist eher leger. Besonders das Brautpaar trägt meist nicht die neuesten Kleidungsstücke, denn mancherorts wird um Mitternacht die Hose des Bräutigams verbrannt und die Schuhe der Braut auf ein Holzbrett genagelt. In manchen Regionen wird der BH der Braut zusammen mit der Hose des Bräutigams verbrannt. Die Asche wird zusammen mit einer Flasche Schnaps eingegraben. Nach einem Jahr wird die Flasche ausgegraben und geleert.[1]
Der Polterabend wird meist am Vorabend der kirchlichen oder standesamtlichen Trauung gefeiert. Findet der Polterabend direkt am Vorabend der Hochzeit statt, ist es dem Brautpaar durchaus gestattet, sich vorzeitig (z. B. um Mitternacht) von der Feier zu entfernen, um am nächsten Tag frisch und nicht verkatert zu sein.
Hintergrund
Dem Brauch des Porzellanzerbrechens liegt das volksetymologisch gedeutete Sprichwort: „Scherben bringen Glück“ zugrunde. Der aus dem Töpferhandwerk stammende Begriff „Scherbe“ bezeichnete ursprünglich alle irdenen Gefäße, nicht nur die zersprungenen[2]. „Scherben bringen Glück“ bezog sich somit darauf, dass viele Gefäße im Sinne gefüllter Vorratsbehälter eine glückliche Fügung für den Besitzer darstellen.
Sonderformen
Relativ neu ist die sogenannte Polterhochzeit. Dabei wird die Hochzeit mit dem Polterabend kombiniert und es wird direkt auf der Hochzeitsfeier gepoltert.
Außerdem hält sich regional weiterhin der Brauch der so genannten „Paube“: Die Paube kann auch mehrere Tage oder Wochen vor der Hochzeitsfeier gefeiert werden. Die Paube wird einerseits als Verlobungsritual gedeutet, andererseits ist sie oft verbunden mit dem Erwerb der gemeinsamen Wohnung des Brautpaares und drückt die Freude über das zukünftige Zusammenleben aus. Im Gegensatz zum Polterabend geht es bei der Paube ruhiger zu. Üblicherweise grillt bei der Paube der Vater der Braut. In einigen Teilen Hessens wird zur Paube die traditionelle Grüne Soße aus sieben Kräutern zubereitet; dabei stehen die Farbe Grün und die Zahl Sieben als Glückssymbole für das Brautpaar.
Einzelnachweise
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