- Augmentativ
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Das Augmentativ oder Augmentativum (von lateinisch: augmen „Vermehrung, Zuwachs“) ist die Vergrößerungsform eines Substantivs und stellt den Gegensatz zum Diminutiv dar.
Inhaltsverzeichnis
Kennzeichen und Regeln
Man unterscheidet zwei Bildungsarten: die analytische Bildung durch Syntagma (z. B. wegessen, wobei das Erstglied weg die augmentative Funktion der Verstärkung übernimmt) und die synthetische Bildung mittels Derivaten. Hierbei kann eine genauere Unterscheidung nach den an der Bildung beteiligten Komponenten gemacht werden: Bildung mit Affixen (z. B. Bombenhitze, Telefonitis) und Affixoiden (z. B. Affenfraß, Modezar), teilweise werden weiterhin Bildungen mit Subaffixoiden (z. B. Fehlentscheidung, Schimpfkanonade) gesondert betrachtet. [1]
Die im Deutschen gebräuchliche Vorsilbe Un, wie z. B. bei Unzahl, Unsumme, Unmenge oder Untier, wird in diesen Beispielen nicht zur Negation gebraucht, sondern als augmentatives Präfixoid mit der semantischen Bedeutung „groß“. Bei einigen Zahlwörtern kann auch das Präfixoid aber den Augmentativ ausdrücken, wie z. B. bei Abertausende.
Verbreitet ist das Augmentativ im Italienischen, in dem es mit dem Suffix -one (m.) bzw. -ona (f.) gebildet wird; padre ist der Vater, padrone der Herr oder Gebieter, padrona die Herrin. Im Portugiesischen ist die häufigste Endung des Augmentativ -ão; es ist grammatisch maskulin, aber auch als Augmentativ femininer Substantive verwendbar, zum Beispiel ist casarão (m.) ein großes Haus, abgeleitet aus casa (f.) oder sapatão (m.) ein großer Schuh, abgeleitet aus sapato (m.).
Beispiele
Italienisch
porta (Tür) wird zu portone (Tor)
Portugiesisch
Suffix -ão:
casarão (m, großes Haus) von casa (f) und sapatão (m, großer Schuh) von sapato (m).
Russisch
- Maskulina und Neutra: -ischtsche
- Femina: -ischtscha
Im Russischen wird zum Beispiel aus dom (Haus) domischtsche (großes Haus) gebildet und ist nicht zu verwechseln mit domik (Häuschen). Ebenso borodischtscha von boroda (Bart).
Polnisch
- Maskulina und Neutra: -isko
- Femina: -ica
Im Polnischen wird zum Beispiel aus dom (Haus) domisko (großes Haus) gebildet und ist nicht zu verwechseln mit domek (Häuschen). Aus ciało (Körper) wird cielsko.
Spanisch
Suffixe: -ote, -ota, -ón, -ona, -azo, -aza
botella (Flasche) wird zu botellón (große dicke Flasche).
Esperanto
In der internationalen Sprache Esperanto wird die Silbe -eg- benutzt; danach wird, wie regelhaft üblich, ein Endvokal oder eine Endsilbe angefügt, die die Wortklasse bezeichnet (-o für Substantive in der Einzahl, -oj Substantive im Plural, -a für Adjektive, -e für Adverbien, -i für Verben in der Grundform usw.). Die entgegengesetzte „Verkleinerungsform“ (Diminutiv) wird mit der Silbe -et- in Anlehnung an die romanischen Sprachen gebildet.
- pordo Tür, pordego Tor, pordeto Türchen
- varma warm, varmega heiß, varmeta lauwarm
- salti springen, saltegi Riesensprünge machen, salteti hüpfen
Die Silben sind auch als eigenständige Wortstämme einsetzbar.
- ege sehr (Adverb), eta klein, gering
Einzelnachweise
- ↑ Karbelaschwili, Lexikon zur Wortbildung der deutschen Sprache: Augmentation und Diminution, 2. überarb. Auflage (2001)
Siehe auch
Kategorien:- Wortform
- Linguistische Morphologie
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