Priamel

Priamel

Das oder die Priamel ist ein Spottgedicht und meist in satirischer oder moralisierender Absicht verfasst. Das Grundprinzip ist die Reihung von Gegenständen, Handlungen oder Personen mit bestimmten, meist der gesellschaftlichen Konvention bzw. ihrer eigentlichen Funktion widersprechenden Begleiteigenschaften, denen am Schluss kontrapunktisch ein Kommentar gegenübergestellt wird. Das wohl berühmteste deutsche Priamel "Ich leb und weiss nit, wie lang ...", das (fälschlich) Walther von der Vogelweide und Martinus von Biberach zugeschrieben wurde, wurde von Martin Luther parodiert ("Ich lebe so lang Gott will ...").[1]

Entstanden ist sie im 15. Jahrhundert. Das Zentrum der Priameldichtung war Nürnberg; als wichtigste Priameldichter gelten die Nürnberger Hans Rosenplüt und Hans Sachs.

Heute findet die Priamel kaum noch Verwendung.

Anmerkungen

  1. Martin Luther, Weimarer Ausgabe Bd. 37, S. 328 f.

Literatur

  • Hansjürgen Kiepe: Die Nürnberger Priameldichtung. Untersuchungen zu Hans Rosenplüt und zum Schreib- und Druckwesen im 15. Jahrhundert, München 1984 ISBN 3-7608-3374-8
  • Gerd Dicke: Mich wundert, das ich so fröhlich bin. Ein Spruch in Gebrauch, In: Kleinstformen der Literatur, hrsg. v. Walter Haug u. Burghart Wachinger, Tübingen 1994 (Fortuna vitrea 14), S._56-90. ISBN 3-484-15514-0 ISSN 0938-9660

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Priamel — Priāmel (lat. praeambŭlum), eine bes. im 14. und 15. Jahrh. beliebte Art volkstümlicher Spruchgedichte; Sammlung von Keller in »Alte gute Schwänke« (2. Aufl. 1876), Euling (1887). – Vgl. Uhl (1897), Euling (1905) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Priamel — (vom lat. praeambulum), eine Art altdeutscher Epigramme, körnigen, meist komischen Inhalts, besonders im 14. und 15. Jahrh. beliebt …   Herders Conversations-Lexikon

  • Priamel — Pri|a|mel 〈f. 21 oder n. 13〉 meist scherzhaftes Spruchgedicht des späten MA mit überraschender Schlusswendung [<spätmhd. preambel <mlat. praeambulum „das Vorangehende“; zu lat. praeambulare „vorangehen“; dasselbe: Präambel] * * * Priamel  … …   Universal-Lexikon

  • Priamel — A priamel is a literary and rhetorical device found most often in ancient Greek poetry and consisting of a series of listed alternatives that serve as foils to the true subject of the poem, which is revealed in a climax. For example, Fragment… …   Wikipedia

  • Priamel — Pri|a|mel 〈f.; Gen.: , Pl.: n oder n.; Gen.: s, Pl.: n〉 meist scherzh. Spruchgedicht des späten MA mit einer überraschenden Schlusswendung [Etym.: <spätmhd. preambel <mlat. praeambulum »das Vorangehende«; zu lat. praeambulare »vorangehen«;… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Priamel — Pri|a|mel die; , n, auch das; s, <entstellt aus gleichbed. frühnhd. preambel, dies aus mlat. praeambulum, vgl. ↑Präambel>: 1. kurzes volkstümliches Spruchgedicht, bes. des dt. Spätmittelalters. 2. svw. ↑Präambel …   Das große Fremdwörterbuch

  • Priamel — Pri|a|mel, die; , n, auch das; s, <lateinisch> (Spruchgedicht, besonders des deutschen Spätmittelalters) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • priamel — …   Useful english dictionary

  • Jude — 1. Bei den Juden ist es besser ein Schwein als ein Mensch zu sein. Dieser Ausspruch soll, wie Macrobius erzählt, der römische Kaiser Augustus gethan haben, als ihm der Kindermord des Herodes berichtet worden sei. 2. Bei Juden, Bettlern und… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Facetie — Die Fazetie (auch Facetie, Fazete) bezeichnet eine komische, zugespitzte Kurzgeschichte, auch erotischen Inhalts. (aus lat. facetiae (Plur.) Scherz, Witz; Spottreden ). Die Fazetie gehört zu den literarischen Kleinstgattungen wie Apophthegma,… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”