- Priestertum (Kirche Jesu Christi der heiligen der Letzten Tage)
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Das Priestertum der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage beansprucht die Vollmacht, im Namen Gottes zu handeln. Die Theologie dieser Glaubensgemeinschaft führt diese Vollmacht über ihren Gründer Joseph Smith direkt auf Johannes den Täufer und die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes zurück. Die Kirche ordiniert ausschließlich Männer. Für männliche Heilige der Letzten Tage ist das melchisedekische Priestertum Voraussetzung für die Erhöhung im celestialen Reich. Deshalb wird dieses Priestertum jedem Mann verliehen, wenn er dem geforderten Standard moralischer Würdigkeit und Kirchenaktivität entspricht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einteilung und Ämter im Priestertum
- 2 Die Organisation des Priestertums
- 3 Die Wiederherstellung des Priestertums
- 4 Die Bedeutung des Priestertums in der Theologie
- 5 Quellen
Einteilung und Ämter im Priestertum
Es wird das Aaronische und das Melchisedekische Priestertum unterschieden.
Das aaronische Priestertum wird auch als vorbereitendes Priestertum bezeichnet. Es wird Jungen ab dem 12. Lebensjahr verliehen. Die Ämter darin sind, mit aufsteigendem Rang:
- Diakon
- Lehrer
- Priester
- Bischof
Das melchisedekische Priesterum wird auch als das höhere oder präsidierende Priestertum bezeichnet. Es wird nur an Männer ab dem 18. Lebensjahr verliehen. Die Ämter darin sind:
- Ältester
- Hohepriester
- Siebziger
- Apostel
- Patriarch (Sonderstellung außerhalb der sonstigen Hierarchie)
All diese Ämter, mit Ausnahme der Apostel und eines Teils der Siebziger, werden ehrenamtlich auf unbestimmte Zeit wahrgenommen.
Die englische Bezeichnung "Elder" für Ältester wird als Titel und Anrede für Älteste oder Hohepriester im Dienst als Vollzeitmissionar, für Siebziger und Apostel auch im Deutschen verwendet.
Die Organisation des Priestertums
Die Priestertumskollegien
Jeder Priestertumsträger ist ausnahmslos Mitglied in einem Priestertumskollegium. Das ist ein Zusammenschluss von Priestertumsträgern des gleichen Amtes unter der Leitung einer Kollegiumspräsidentschaft aus den eigenen Reihen. Die gegenwärtige Einbindung in das Kollegium ist ebenso notwendig für das Priestertum wie die historische Rückbindung an Jesus Christus durch die Weihekette.
Die Kollegien des aaronischen Priestertums und die Ältestenkollegien sind auf Gemeindeebene organisiert, Hohepriesterkollegien sind auf Pfahlebene organisiert. Siebzigerkollegien gibt es zur Zeit nur fünf weltweit und Apostelkollegium grundsätzlich nur eines. Das höchste Kollegium ist das Kollegium der Ersten Präsidentschaft.
Die Mitgliederzahl jedes Kollegiums ist nach oben begrenzt. Wird in einer Gemeinde oder einem Pfahl die festgesetzte Zahl überschritten, wird das Kollegium in zwei Kollegien geteilt.
Für die männlichen Mitglieder der Kirche ist die Übertragung des Priestertums notwendig, um den Tempel betreten zu können.
Das Diakonskollegium
Das Amt des Diakons ist Teil des aaronischen Priestertums. In einem Diakonskollegium sind maximal 12 Jungen im Alter von 12 bis 13 Jahren organisiert. [1] Zu ihren Aufgaben zählt das Austeilen des Abendmahls, Ordnerdienst in der Abendmahlsversammlung und nach Aufforderung in anderen Versammlungen, das Einsammeln des Fastopfers, Hilfsdienste für den Bischof nach Aufforderung.
Die Präsidentschaft des Kollegiums besteht aus einem Präsidenten und zwei Ratgebern. Ihnen steht als Berater ein Ratgeber des Bischofs zur Seite.
Das Lehrerkollegium
Das Amt des Lehrers ist Teil des aaronischen Priestertums. In einem Lehrerkollegium sind maximal 24 Jungen im Alter von 14 bis 15 Jahren organisiert. [2] Sie können alle Aufgaben eines Diakons wahrnehmen. Zusätzlich sollen sie nach Berufung zusammen mit einem Träger des Melchisedekischen Priestertums als Heimlehrer in der Seelsorge tätig sein - jede Familie in der Gemeinde soll von ihnen nach Möglichkeit regelmäßig zu Hause besucht werden. Ihre Aufgabe im Gottesdienst ist die Vorbereitung des Abendmahls. Des Weiteren sind sie berufen, die Mitglieder der Kirche zu ermahnen, zu beten und ihren Pflichten nachzukommen. Theoretisch könnte ein Lehrer im aaronischen Priestertum die Leitung des Gottesdienstes übernehmen, wenn kein melchisedekischer Priestertumsträger anwesend ist.
Die Präsidentschaft des Kollegiums besteht aus einem Präsidenten und zwei Ratgebern. Ihnen steht als Berater ein Ratgeber des Bischofs zur Seite.
Das Priesterkollegium
Das Amt des Priesters ist Teil des aaronischen Priestertums. In einem Priesterkollegium sind maximal 48 junge Männer im Alter von 16 bis 18 Jahren organisiert. [3] Sie können alle Aufgaben eines Lehrers wahrnehmen. Zusätzlich haben sie die Aufgabe, das Abendmahl zu segnen, zu taufen und jemanden im aaronischen Priestertum zu ordinieren.
Der Präsident des Kollegiums ist der Bischof. Ihm stehen zwei Assistenten aus den Reihen der Priester zur Seite.
Das Ältestenkollegium
Das Amt des Ältesten ist ein Amt im melchisedekischen Priestertum und das höchste Amt, das einem jeden würdigen Mann in der Kirche verliehen wird. In einem Ältestenkollegium sind maximal 96 Männer über 18 Jahren organisiert. [4] Sie können alle Aufgaben des Aaronischen Priestertums wahrnehmen. Zusätzlich haben sie die Vollmacht, den Heiligen Geist zu spenden (zu konfirmieren), Kranke zu segnen, einen Segen des Trostes und der Stärkung zu spenden, Kinder zu segnen und weitere heilige Handlungen zu vollziehen.
Für Männer ist dieses Amt eine notwendige Voraussetzung, um an bestimmten heiligen Handlungen des Tempels teilnehmen zu können. Meist wird es kurz vor dem ersten Tempelbesuch verliehen.
Die Präsidentschaft des Kollegiums besteht aus einem Präsidenten und zwei Ratgebern.
Das Hohepriesterkollegium
Das Amt des Hohepriesters ist ein Amt im melchisedekischen Priestertum, welches nicht mehr allen würdigen Männern verliehen wird, sondern nur ausgewählten Personen. Seine Vollmacht ist der Vollmacht des Ältesten gleich, mit dem Unterschied, dass bestimmte Ämter von Hohepriestern besetzt werden müssen. Dazu gehört das Amt des Bischofs (Gemeindeleiters). Hohepriester sollen vor allem präsidieren und leiten.
Die Präsidentschaft des Kollegiums besteht aus dem Pfahlpräsidenten und seinen beiden Ratgebern.
Die Siebzigerkollegien
Das Amt des Siebzigers ist ein Amt im melchisedekischen Priestertum. [5] Im ersten Kollegium der Siebzig sind Männer auf Lebenszeit berufen, die mit 70 Jahren emeritiert werden. Im zweiten Kollegium der Siebzig sind Männer auf fünf Jahre berufen. Diese beiden Kollegien zählen zu den Generalautoritäten der Kirche. Sie übernehmen übergeordnete Verantwortung für Sachgebiete weltweit und oft werden sie als Gebietspräsidenten bzw. deren Ratgeber berufen. Sie üben ihre Funktion hauptamtlich aus. Das heißt, sie geben bei ihrer Berufung ihren Brotberuf auf.
Das dritte bis fünfte Siebzigerkollegium umfasst die sogenannten Gebietsautoritäten, die in ihrem Heimatgebiet als übergeordnete Führer berufen sind. Auch sie dienen meist für fünf Jahre und werden oft als Ratgeber in Gebietspräsidentschaften berufen. Sie üben ihre Funktion ehrenamtlich aus. In jedem Siebzigerkollegium sind maximal 70 Männer organisiert. Auch diese Kollegien werden geteilt, wenn diese Zahl überschritten wird.
Über allen Siebzigerkollegien gemeinsam präsidiert eine Präsidentschaft aus sieben Siebzigern.
Das Kollegium der Zwölf Apostel
Das zweithöchste leitende Gremium im Führungssystem der Kirche ist das Kollegium der Zwölf Apostel. Die Zwölf Apostel erfüllen auf Weisung der Ersten Präsidentschaft sehr wichtige Verwaltungsaufgaben; sie sorgen dafür, dass die Kirche sich überall auf der Welt ordnungsgemäß weiterentwickelt und wächst. Ihre Berufung ist es, „besondere Zeugen für Jesus Christus zu sein“. Die Heiligen der Letzten Tage betrachten die Erste Präsidentschaft und die Zwölf Apostel als Propheten, die göttliche Offenbarung und Inspiration empfangen, um die Kirche zu leiten.
Die Mitglieder dieses Kollegiums sind auf Lebzeit in dieses Amt berufen. Sie haben dieselben Vollmachten und Schlüssel inne wie der Präsident der Kirche, üben diese aber nicht aus.
Die Erste Präsidentschaft
Das höchste Führungsgremium der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist die Erste Präsidentschaft. Sie besteht aus dem Präsidenten und seinen (in der Regel) zwei Ratgebern oder Beratern. Dieses Gremium mit (in der Regel) drei Mitgliedern steht der Arbeit der gesamten Kirche in sämtlichen Angelegenheiten vor, was Richtlinien, Organisation und Verwaltung anbelangt.
Seit dem 4. Februar 2008 besteht die Erste Präsidentschaft aus dem Präsidenten Thomas S. Monson, dem Ersten Ratgeber Henry B. Eyring und dem Zweiten Ratgeber Dieter F. Uchtdorf. Mit Uchtdorf gehört erstmals ein Deutscher dem Gremium an.
Die Ernennung eines neuen Präsidenten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage erfolgt nach einer bestimmten Ordnung. Die Mitglieder der Kirche betrachten diesen Vorgang als von Gott offenbart.
Wenn der Präsident der Kirche verstirbt, geschieht folgendes:
- Die Erste Präsidentschaft ist mit dem Tod des Präsidenten automatisch aufgelöst.
- Die Ratgeber aus der Ersten Präsidentschaft nehmen ihren Platz im Kollegium der Zwölf Apostel wieder ein, in der Rangfolge ihres Dienstalters. Dieses wird durch den Zeitpunkt bestimmt, zu dem jemand zum Apostel ordiniert wurde, nicht durch sein Lebensalter.
- Das Kollegium der Zwölf Apostel, das nun (in der Regel) 14 Mitglieder umfasst, übernimmt unter der Leitung des dienstältesten Apostels die Führung der Kirche.
- Das Kollegium der Zwölf Apostel kommt unter dem Vorsitz des dienstältesten Apostels zusammen, um zwei Möglichkeiten zu erörtern:
* Soll die Erste Präsidentschaft jetzt neu gebildet werden?
* Oder soll die Kirche zunächst weiterhin unter der Leitung des Kollegiums der Zwölf Apostel stehen? - Wenn dies besprochen ist, wird ein formeller Antrag gestellt und vom Kollegium der Zwölf Apostel angenommen.
- Wenn beschlossen wird, eine neue Erste Präsidentschaft zu bilden, wählt das Kollegium der Zwölf Apostel den neuen Präsidenten der Kirche einstimmig. Der neue Präsident wählt (in der Regel) aus dem Kollegium der Zwölf Apostel zwei Ratgeber aus. Diese drei bilden nun die neue Erste Präsidentschaft. Nachdem in der Sukzessionskrise von 1844-1846 mit Brigham Young der Vorsitzende der Apostel die meisten Mitglieder davon überzeugen konnte, dass er der gottgewollte Nachfolger von Joseph Smith sei, gilt dies als Präzedenzfall für die Nachfolge. Seitdem wurde somit jedes Mal, wenn die Erste Präsidentschaft neu gebildet wurde, der dienstälteste Apostel Präsident der Kirche. Jedoch ist es erst seit dem fünften Präsidenten Lorenzo Snow üblich, dass ein neuer Präsident innerhalb weniger Tage sein Amt antritt. Bis dahin leiteten die Apostel die Kirche jeweils für einige Jahre, bevor eine neue Erste Präsidentschaft berufen wurde.
- Nach der Neubildung der Ersten Präsidentschaft wird der Apostel, der am zweitlängsten im Dienst ist, als neuer Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel bestätigt. Die einzige Ausnahme tritt ein, wenn der Apostel mit der zweitlängsten Dienstzeit als Ratgeber in die Erste Präsidentschaft berufen wurde. In diesem Fall wird der Apostel, der am drittlängsten im Dienst ist, amtierender Präsident der Zwölf Apostel.
- Der Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel setzt den neuen Präsidenten der Kirche gemeinsam mit den übrigen Aposteln durch feierliches Händeauflegen ein.
Die Vollmacht und die Schlüssel des Priestertums
In der Kirche Jesu Christi wird zwischen der Vollmacht des Priestertums und den Schlüsseln des Priestertums unterschieden.
Nur wer die Vollmacht des Priestertums hat, darf bestimmte Ämter in der Kirche ausüben und vor allem darf nur ein so Bevollmächtigter heilige Handlungen vollziehen. Das hat Joseph Smith im 5. Glaubensartikel klar formuliert:
- Wir glauben, dass man durch Prophezeiung und das Händeauflegen derer, die Vollmacht dazu haben, von Gott berufen werden muss, um das Evangelium zu predigen und seine heiligen Handlungen zu vollziehen.
Doch darf ein so bevollmächtigter Priestertumsträger nicht nach Gutdünken handeln. Er muss nach Anweisung dessen handeln, der die Schlüssel dafür innehat. Die Schlüssel des aaronischen Priestertums haben die Bischöfe inne. Sie bestimmen, wann, unter welchen Umständen und von wem die heiligen Handlungen des aaronischen Priestertums vollzogen werden. Es sind dies im Wesentlichen die Dienste rund um das Abendmahl, die Taufe und Ordinierungen im aaronischen Priestertum.
Die Schlüssel des melchisedekischen Priestertums haben die Pfahlpräsidenten inne, die davon einen Teil an die Bischöfe und Präsidenten der Ältestenkollegien delegieren. Diese sind für die Koordinierung der Seelsorge und für die heiligen Handlungen im melchisedekischen Priestertum zuständig. Gewisse heilige Handlungen, wie Krankensegnungen, können Träger des melchisedekischen Priestertums selbstständig und ohne Anweisung ausführen.
Alle Schlüssel haben die Apostel inne. Ihre Schlüsselvollmacht ruht jedoch, bis zu seinem Tod, auf dem Präsidenten der Kirche, der der einzige ist, der alle von Gott übertragenen Schlüssel ausüben darf.
Es ist in der Kirche ganz genau festgelegt, wer wem in welchen Dingen Anweisungen gibt und was jeweils im eigenen Ermessen liegt.
Die Ordinierung zu einem Amt im Priestertum
Die Weisung, jemandem das Priestertum zu übertragen und ihn zu einem Amt darin zu ordinieren erteilt derjenige, der die entsprechenden Schlüssel innehat. In einer persönlichen Unterredung überzeugt er sich von der Würdigkeit des Betreffenden. Anschließend wird der Betreffende in einer Versammlung der Priestertumsträger zur Zustimmung vorgeschlagen und von den Priestertumsträgern bestätigt. Für das Aaronische Priestertum ist dies der Bischof bzw. Zweigpräsident. Handelt es sich um einen Jugendlichen, so wird, falls er das entsprechende Priestertum trägt (Priester im Aaronischen Priestertum oder ein Amt im Melchisdekischen Priestertum) der Vater die heilige Handlung durch Auflegen der Hände vollziehen, meist gemeinsam mit weiteren Priestertumsträgern.
Für Ämter im melchisedekischen Priestertum, konkret Ältester und Hohepriester, ist dies der Pfahlpräsident.
Siebziger werden vom Kollegium der Zwölf Apostel vorgeschlagen und ordiniert. Sie werden von der gesamten Kirchenmitgliedschaft bei einer Generalkonferenz bestätigt. Apostel werden von der Ersten Präsidentschaft vorgeschlagen, zunächst vom Kollegium der Zwölf bestätigt, vom Kollegium der Zwölf und der Ersten Präsidentschaft gemeinsam ordiniert und dann der gesamten Mitgliedschaft bei einer Generalkonferenz zur Bestätigung vorgelegt.
In der Kirche wird als sicher angenommen, dass diejenigen, die die Schlüssel dazu haben, von Gott Inspiration erhalten, ob sie jemandem das Priestertum übertragen bzw. ihn zu einem Amt darin ordinieren sollen oder nicht. Daher verweigern die Generalkonferenzen und die Gemeindeversammlungen auch nur äußerst selten ihre Zustimmung zu Ordinierungen.
Die Wiederherstellung des Priestertums
Gemäß den Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist das Priestertum, wie es heute in der Kirche praktiziert wird, die Wiederherstellung des Priestertums aus alter Zeit, wie es durch himmlische Boten schrittweise dem Kirchengründer Joseph Smith gebracht wurde.
Als erstes sei am 15. Mai 1829 am Susquehanna in Pennsylvania Johannes der Täufer erschienen und habe Joseph Smith und seinem Mitarbeiter Oliver Cowdery das Aaronische Priestertum übertragen. [6] [7]
Einige Wochen später seien Petrus, Jakobus und Johannes erschienen und hätten Joseph Smith das melchisedekische Priestertum, das sie von Jesus Christus persönlich erhalten hatten, übertragen.
Weitere Schlüssel habe der Prophet in Gegenwart seines Ratgebers Sidney Rigdon am 3. April 1836 im Tempel in Kirtland, Ohio, von Mose, Elias und Elija erhalten (Elias und Elija sind nach Lehre der Kirche zwei verschiedene Personen). [8]
Die Bedeutung des Priestertums in der Theologie
Gemäß der Theologie der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist das Priestertum die Macht Gottes, die zu einem gewissen Teil dem Menschen gegeben wird. Es ist dies die Macht durch die die Kirche geführt wird. Geht das Priestertum verloren, so ist auch die Berechtigung verloren, im Namen Gottes zu handeln.
Im Unterschied zu anderen christlichen Gemeinschaften ist der Vollzug von Heiligen Handlungen zwingend daran gebunden, dass der Vollziehende das dafür nötige Amt im Priestertum innehat. Bezüglich der Legitimität von heiligen Handlungen ist daher die Frage entscheidend, ob der Betreffende bzw. die Kirche, die er vertritt, diese Vollmacht durch das Priestertum hat oder nicht.
Die Kirche Jesu Christi lehrt, dass die apostolische Vollmacht, durch die jeder Priestertumsträger letztendlich sein Priestertum bekommt, im „großen Abfall“ zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert nach Christus verloren gegangen sei. Daher sei diese Vollmacht bis zur Wiederherstellung durch Petrus, Jakobus und Johannes im Jahr 1829 auf Erden nicht zu finden gewesen. Damit steht die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im Gegensatz zur katholischen Kirche, die der Ansicht ist, dass die apostolische Vollmacht über die Bischöfe ungebrochen bis in die heutige Zeit weitergegeben worden sei (Apostolische Sukzession). Damit, dass sie die Notwendigkeit der Priestertumsvollmacht, die direkt auf Jesus Christus zurückzuführen ist, betont, steht sie auch im Gegensatz zu den meisten protestantischen Kirchen, die der Ansicht sind, dass eine solche apostolische Vollmacht nicht nötig sei oder bei allen Gläubigen zu finden sei.
Die Bedeutung, die der korrekten, bevollmächtigten Weitergabe des Priestertums in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage beigemessen wird, zeigt sich in der sogenannten „Ordinierungslinie“, die jeder Priestertumsträger schriftlich hat. Damit lässt sich die Vollmacht, die er erhalten hat, über denjenigen der ihn ordinert hat und denjenigen der diesen ordiniert hat usw. bis zu Joseph Smith und über ihn zu Petrus, Jakobus und Johannes verfolgen, welche vor rund 2000 Jahren von Jesus Christus selbst erwählt und ordiniert wurden.
Aus dieser Haltung bezüglich der Vollmacht ergibt sich zwingend, dass Heilige Handlungen (Sakramente) anderer Kirchen grundsätzlich nicht als vor Gott bindend anerkannt werden.
Quellen
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