Przytór

Przytór

Przytór (deutsch Pritter) ist ein Stadtteil von Świnoujście (Swinemünde) in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Przytór liegt auf der gleichnamigen Halbinsel im Westen der Insel Wolin südlich der Landstraßen DK 93 und DK 3. Südlich des Dorfes verläuft die Stara Świna (Alte Swine) und östlich liegt der Jezioro Wicko Wielkie (Großer Vietziger See). Der Ort hat ungefähr 800 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Pritter wurde 1339 in einer Urkunde der Herzöge Bogislaw V., Barnim V. und Wartislaw V. von Pommern-Wolgast erwähnt. Wahrscheinlich befand sich hier zu dieser Zeit ein Festes Haus, von dem aus die Herzöge ihre Zollansprüche auf der Swine sicherten.[1] Während der Landesteilung 1372 verblieb Pritter beim Wolgaster Teil. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte die Herzogin Sophia von Holstein († 1450) ihren Witwensitz in Pritter und Caseburg. Anschließend residierte Herzog Erich II. in Pritter bis 1458 Stettiner Bürger, wahrscheinlich wegen des hier erhobenen Zolls, den Herzogssitz sowie dessen Hof in Ostswine zerstörten.[2]

Pritter war ein Amtsdorf, in dem unter anderem ein herzoglicher Holzvogt und ein Fischkieper ihren Sitz hatten. Letzterer führte die Aufsicht über die Fischerei im Stettiner Haff und nahm die damit verbundenen Abgaben und auch den Zoll auf der Swine ein.[3] Nach der Einführung der Reformation in Pommern und der Säkularisierung gehörte der Ort zum Amt Wollin. Die Fischerei war die Haupteinkommensquelle der Bevölkerung. Landwirtschaftlich wurde vor allem Viehzucht betrieben.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Pritter von den kaiserlichen Truppen weitgehend verwüstet. Nach dem Aussterben des Greifenhauses 1637 kam der Ort mit dem Amt Wollin an den schwedischen Generalgouverneur Johan Banér, dessen Erben den Besitz 1648 an die schwedische Krone abtraten.

Bahnhofsgebäude

Während des Großen Nordischen Krieges kamen die Inseln Wolin und Usedom an Preußen. Mit dem Ausbau des Seehafens Swinemünde in der Mitte und besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden Büdner und Einlieger in Pritter angesiedelt, die vor allem im Forst und im Swinemünder Hafen Arbeit fanden. Im 19. Jahrhundert wurde Pritter zur bevölkerungsreichsten ländlichen Ortschaft auf Wollin. Die Bevölkerung stieg bis 1939 auf 1345 Einwohner an.[4]

Am Ortsteil Haferhorst wurde die Reichsstraße 111 (heute DK 3) vorbeigeführt. 1900 erhielt Pritter einen Bahnhof an der Strecke Stettin–Swinemünde. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Pritter an Polen und erhielt den Namen Przytór.

Pritter Aal

Der Aalfang bei Pritter war bereits im 16. Jahrhundert sehr einträglich.[5] Im 18. und 19. Jahrhundert waren die Pritter Aale[6] weit über die Grenzen der Provinz Pommern bekannt. Die unter diesem Namen verkauften, vor allem nach Berlin und in die Provinzen Brandenburg und Schlesien gelieferten, gespickten Räucheraale kamen aber auch aus anderen Fischerdörfern am Stettiner Haff,[7][8] da wegen sinkender Fangzahlen die Nachfrage sonst nicht bedient werden konnte.

Kirche in Przytór

Sehenswürdigkeiten

  • Neugotische Kirche aus dem Jahr 1895

Literatur

  • Georg Wilhelm von Raumer: Die Insel Wollin und das Seebad Misdroy. Historische Skizze. Decker, Berlin 1851 (Digitalisat)

Einzelnachweise

  1. Georg Wilhelm von Raumer: Die Insel Wolin und das Seebad Misdroy. S. 55.
  2. Georg Wilhelm von Raumer: Die Insel Wolin und das Seebad Misdroy. S. 58.
  3. Georg Wilhelm von Raumer: Die Insel Wolin und das Seebad Misdroy. S. 84.
  4. Landkreis Usedom-Wollin.
  5. Georg Wilhelm von Raumer: Die Insel Wolin und das Seebad Misdroy. S. 88.
  6. Pritter. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 13, Altenburg 1861, S. 603 (Online bei zeno.org).
  7. Karl Julius Weber: Carl Julius Weber's sämmtliche Werke. Bd. 6, Stuttgart 1834, S. 543 (Digitalisat).
  8. Johann Friedrich Zöllner: Zöllner's Reise durch Pommern nach Rügen., 1795 (Digitalisat bei Lexikus.de).
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