Psychometriker

Psychometriker

Die Psychometrie ist das Gebiet der Psychologie, das sich allgemein mit Theorie und Methode des psychologischen Messens befasst. Hauptaufgaben der Forschung sind vor allem die Entwicklung und Verbesserung von theoretischen Ansätzen des psychologischen Messens, sowie die Erarbeitung von grundlegenden Methoden für die Entwicklung von Messinstrumenten und von allgemeinen Vorgehensweisen für psychologische Messungen, sowohl für grundlagenorientierte wie auch anwendungsorientierte Teilgebiete der Psychologie. Derzeit überwiegen Arbeiten für psychologische Testverfahren, Beobachtungsinstrumente und andere Methoden psychologischen Assessments für eher anwendungsorientierte Teilgebiete (v. a. der Verkehrspsychologie, Personal- und Berufspsychologie, Klinischen Psychologie, insbesondere Klinischen Neuropsychologie, Schulpsychologie, Rechtspsychologie).

Inhaltsverzeichnis

Definitionen

Die erste in der Psychologie allgemein anerkannte Definition stammt wohl aus dem Jahre 1936 und wurde zur Erstausgabe des Fachjournals Psychometrika als Unterschrift des Journaltitels eingeführt: “A Journal devoted to the development of Psychology as a Quantitative Rational Science”. Die heute gängige, spezifischere, bereits oben dargebotene Erklärung definiert Psychometrie als „jeden Zweig der Psychologie, der sich mit dem psychologischen Messen befasst“. [1] Insofern hat also letztlich jeder Bereich der Psychologie psychometrische Anteile, oder, anders ausgedrückt, die Psychometrie ist einer der bereichsübergreifenden, verbindenden, methodischen Ansätze der Psychologie; Psychometrie ist also ein „roter Faden“, der sich durch alle Teilgebiete der Psychologie hindurchzieht. Sie vereint somit alle Psychologen und ist ein wesentliches Element in der Profilbildung des Berufsstandes und der Psychologie als Wissenschaft.

Charakterisierung und Entwicklungen

Die Psychometrie beheimatet letztlich eine Zusammenstellung (spezifischer) mathematischer und statistischer Modelle und Methoden. Diese wurden entwickelt, um die im Rahmen psychologischer Forschung gewonnenen empirischen Daten zusammenzufassen und zu beschreiben, und um aus ihnen Schlussfolgerungen zu ziehen. Vor allem dienen sie aber auch der psychologischen Modellbildung, wie z. B. mathematisch-statistischer / psychometrischer Modelle über verschiedene kognitive Funktionsbereiche, über Persönlichkeitsbereiche usw., die aus den entsprechenden grundlegenden Theorien abgeleitet und formalisiert werden.

Diese Zusammenstellung kann grob in drei Kategorien aufgeteilt werden, die zum Teil miteinander interaktionell (also sich gegenseitig beeinflussend und sich befruchtend) verbunden sind, und die wiederum Interaktionen zu anderen Fachgebieten, insbesondere der Soziologie und den Wirtschaftswissenschaften aufweisen. Diese Kategorien (bzw. miteinander verflochtene Stränge) sind:

Entscheidend ist, dass sich die Psychometrie nicht per se mit der Entwicklung dieser Verfahren / von Verfahren oder mit allen methodischen Möglichkeiten befasst hat und befasst, sondern dass die Entwicklungen der Verfahren und Methoden immer vor dem Hintergrund zu sehen sind, dass es dabei um das Bearbeiten und Lösen von allgemeinen Problemen des psychologischen Messens bzw. des Messbar-machens ging und geht.

Die Skalierung hat ihren Ursprung in der Psychophysik, insbes. in Arbeiten von Fechner. Herauszuheben sind hier die davon beeinflussten Ansätze von Thurstone (der auch an der Entwicklung der Faktorenanalyse beteiligt war) und seinem „Law of comparative judgment“ und dessen Weiterentwicklungen. Hier fußen wiederum spezifische Schätzmodelle, wie auch die Entwicklung der Multidimensionalen Skalierung, die auch wiederum mit Ansätzen der Faktorenanalyse verbunden ist. Weitere Entwicklungen waren Methoden der multiplen Skalierung und solche der nicht-dimensionalen Skalierung, wie z. B. das Conjoint Measurement. Aus den psychophysikalischen Ansätzen wurden auch andere (normative) Modelle entwickelt, die dann die Entwicklung der Mathematischen Psychologie beeinflussten. Die Zusammenfassung von Mathematischer Psychologie und Psychometrie wird häufig als Quantitative Psychologie bezeichnet.

Ansätze der Faktorenanalyse beeinflussten z. B. die Entwicklung bestimmter statistischer Schätzmaße, die Analyse von Kovarianzstrukturen bis zu linearen Strukturgleichungsmodellen.

Die Testpsychologie wurde sowohl von der Skalierung, wie auch der Faktorenanalyse äußerst stark beeinflusst. Hier entwickelte sich über die Klassische Testtheorie die Item-Response Theorie (beeinflusst von normativen Modellen der Skalierung), die wiederum die Entwicklung von Latent-Class Modellen beeinflusste, dies unter starkem Einfluss der Quantitativen Sozialforschung. Die Quantitative Sozialforschung interagiert dabei auch mit den Strukturgleichungsmodellen, wie überhaupt mit dem Zweig der Faktorenanalyse. Strukturgleichungsmodelle interagieren außerdem sehr stark mit der Ökonometrie.

Die Psychometrie, war und ist sehr ergiebige Quelle für wertvolle neue Beiträge zur und Weiterentwicklungen der angewandten Statistik. Sie befruchtet daher viele andere quantitativ arbeitende und mit Problemen des Messens beschäftigte Wissenschaften, wie auch diese wiederum die Psychometrie und ihre Entwicklungen beeinflussen.

Psychometrische Ansätze, insbesondere die Item-Response Theorie und die linearen Strukturgleichungsmodelle, wurden in den letzten Jahren vor allem auch durch ihre Verwendung im schulpsychologischen Bereich im Rahmen von internationalen Schulvergleichsstudien wie z. B. der PISA-Studien weiter entwickelt. Gleiches gilt für ihren Einsatz z. B. im Rahmen der Lernstandserhebungen in Nordrhein-Westfalen oder vergleichbaren Qualitätssicherungsmaßnahmen wie Schulleistungsuntersuchungen in Berlin und anderen Bundesländern.

Siehe auch

Literatur

  • Nunnally, J. C., Bernstein I., Bernstein I. H. (1994). Psychometric Theory (3rd Ed.). McGraw-Hill
  • Rao, C.R., Sinharay, S. (Eds.) (2007). Handbook of Statistics. Volume 26: Psychometrics. Amsterdam: Elsevier

Weblinks


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