Putzmörtel

Putzmörtel

Der Putzmörtel ist ein Baustoff zur Herstellung von Putz und in Herstellung und Verarbeitung in der DIN 18 550 geregelt, welche in fünf Gruppen unterteilt sind und gemäß ihren Anwendungsgebieten als Innen- und Außenputze zugeordnet werden.

Auch die Ausgangsstoffe der Putzmörtelherstellung sind Bindemittel, Zuschläge und Zusatzstoffe- bzw. -mittel. Diese werden wie beim Mauermörtel bei der Herstellung bereits werksseitig und nach Herstellerangaben dem Trockenmörtel dosiert hinzugegeben. Durch Zugabe der dann vom Trockenmörtelhersteller angegebenen Menge Wasser wird in Mischmaschinen auf den Baustellen, die an den Trockenmörtelsilos montiert sind, der bauseits benötigte Putzmörtel qualitativ gleich bleibend, effektiver und auch personal- und kraftsparender hergestellt. Hierbei sind der Trockenmischung für den Außenputz auch schon die Farbstoffe beigemischt, und machen einen zusätzlichen Arbeitsgang des Anstreichens in aller Regel überflüssig.

Inhaltsverzeichnis

Putzmörtelgruppen

Die einzelnen Gruppen geben Aufschluss über die Beschaffenheit der enthaltenen Bindemittel und das jeweilige Mischungsverhältnis von Bindemittel und Zuschlagstoff.

  • Gruppe I= P I a, P I b
  • Gruppe II= P II a, P II b
  • Gruppe III= P III a, P III b
  • Gruppe IV= P IV c, P IV d
  • Gruppe V= P V a, P V b

Die Putzmörtel der Gruppe P IV a und P IV b gelten hierbei gemäß DIN 1168 als Baugipse, und werden mit einem eigenen Güteschutzfaktor belegt.

Putzmörtelgruppen nach DIN V 18550

  • P I: Kalkmörtelgruppe (Gemisch aus Sand und gebranntem Kalk)
    • P I a: Luftkalkmörtel (1 Teil Kalk, 3-4 Teile Sand)
    • P I b: Wasserkalkmörtel (1 Teil Kalk, 3-4 Teile Sand)
    • P I c: Mörtel mit hydraulischem Kalk (1 Teil Kalk, 3-4 Teile Sand)
  • P II: Kalk-Zement-Mörtelgruppe (Gemisch aus Sand, gebranntem Kalk und Zement)
    • P II a: Mörtel mit Putzbinder, Hochhydraulischer Kalkmörtel (1 Teil Kalk, 3-4 Teile Sand)
    • P II b: Kalk-Zement-Mörtel (2 Teile Kalk, 1 Teil Zement, 9-11 Teile Sand)
  • P III: Zementmörtelgruppe (Gemisch aus Sand und Zement)
    • P III a: Zement-Kalkhydrat-Mörtel (1 Teil Zement, 0,5 Teile Kalk, 9-11 Teile Sand)
    • P III b: Zementmörtel(1 Teil Zement, 3 Teile Sand)
  • P IV: Gipsmörtelgruppe (Gemisch aus Gips und Sand)
    • P IV a: Gipsmörtel (Baugips) (1 Teil Gips)
    • P IV b: Gips-Sand-Mörtel (Baugips) (1 Teil Gips, 1-3 Teile Sand)
    • P IV c: Gips-Kalk-Mörtel (1 Teil Gips, 1-2 Teile Kalk, 3-4 Teile Sand)
    • P IV d: Kalk-Gips-Mörtel (0,2-0,5 Teil Gips, 1-2 Teile Kalk, 3-4 Teile Sand)
  • P V: Anhydritmörtelgruppe (Gemisch aus Sand und Anhydrit)
    • P V a: Anhydritmörtel (1 Teil Anhydrit, 0 Teile Kalk, 0-2,5 Teile Sand)
    • P V b: Anhydrit-Kalk-Mörtel (1 Teil Gips, 1-1,5 Teile Kalk, 12 Teile Sand)

Kalkputz

Der Kalkputz stellte bis zum Anfang der 1980er Jahre einen wichtigen Bestandteil im Baueinsatz dar. Dies resultiert aus seinen hervorragenden wohnhygienischen Eigenschaften. Durch seine Nachteile, das vergleichsweise langsame Abbinden und die Notwendigkeit diesen in zwei Lagen mit einer dazwischenliegenden Standzeit (Abbinden der ersten Lage) aufzutragen, wurde er durch das verstärkte Aufkommen der Maschinenputze verdrängt. Er gewinnt allerdings in zunehmenden Maße wieder an Bedeutung.

Heute werden bereits moderne Kalkinnenputze (MG P Ic) angeboten, die maschinell und damit wirtschaftlich verarbeitet werden können, über eine den baulichen Notwendigkeiten angepasste Abbindezeit verfügen und auch einlagig aufgetragen werden können.

Ein bedeutender Vorteil des Kalkputzes ist es, dass mit der Verarbeitung deutlich weniger Feuchtigkeit, die dann wieder aus dem Mauerwerk trocknen müsste, eingebracht wird. Kalkputze benötigen nur etwa 180 l Anmachwasser bezogen auf eine Tonne Trockenmörtel. Die deutliche schnellere Austrocknung wirkt sich feuchteregulierend auf das gesamte Mauerwerk aus, und er verhindert auf Grund seiner hohen Alkalität auch die Sporenbildung (etwa Schimmel) weitgehend.

Siehe auch: Kalkmörtel

Kunstharzputze

Kunstharzputze sind in der DIN 18 558 Teil 1 (als P Org 1 und P Org 2) genormt, und gehören seit vielen Jahren zu den am meisten eingesetzten Putzen und sind auch ein Bestandteil von Putzsystemen (wie z. B. WDVS). Die Abkürzung „Org“ bedeutet „organisch“ und bezieht sich auf die zugesetzten Bindemittel.

Diese Putzsorten sind bereits seit den 1960er Jahren im Einsatz und haben als Oberputz ihre Verbreitung durch die einfache Verarbeitbarkeit gefunden. In Kunstharzputzen wird als Bindemittel ausschließlich eine Polymerdispersion verwendet, wie sie auch in Farben verwendet wird. Die Zuschläge können mineralisch oder organisch sein.

Aufgrund seiner einfachen Verarbeitbarkeit und ähnlichen Anwendbarkeit, wird der Kunstharzputz vorwiegend durch Malerbetriebe eingesetzt bzw. verarbeitet. Dem Putzer oder Stuckateur ist dieses Material aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung bis heute ungeliebt, da deren Anwendung nicht mehr das fachliche Können dieser Spezialisten fordert. Allerdings ist auch beim Einsatz des Kunstharzputzes der Unterputz weiterhin auf rein mineralischer Grundlage, da dieser eine bessere Haftung mit dem Putzgrund (Mauerwerk) gewährleistet.

Hauptanwendungsgebiete

  • P Ia, b (Innen- und Außenputze mit geringer Beanspruchung)
  • P Ic (Innenputz für Räume mit normaler Beanspruchung, einschließlich Feuchträume)
  • P II (Innenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit, auch Feuchträume und Außenputz mit wasserhemmender Eigenschaft und erhöhter Festigkeit)
  • P III (Außenputz im Bereich der Kelleraußenwand und Außensockelbereich)
  • P IVa,b, c (Innenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit und normaler Beanspruchung)
  • P IVd (Innenputz mit geringer Beanspruchung)
  • P V (Innenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit und normaler Beanspruchung)

Der Putzuntergrund und deren Vorbehandlung spielt bei der Auswahl der Putzgruppe eine wesentliche Rolle, und werden durch die Hersteller der verwendeten Steinsorten mit Empfehlungen versehen, die unbedingt zu beachten sind.

Oberputzarten

Gefilzter oder geglätteter Putz

Gefilzter oder geglätteter Putz ist Oberputz, der mit einem Filzbrett bzw. eine Glättkelle (Traufel) bearbeitet wurde. Die glatte Oberfläche kann rissanfällig sein und eine hohe Oberflächenspannung besitzen. Die Glättung ist ein- oder zweilagig möglich und von der Beschaffenheit des Untergrunds abhängig.

Reibeputz

Ein Oberputz der durch den Einsatz eines Holz- oder Kunststoffreibebretts mit kreisenden Bewegungen und durch die Feuchtigkeit des noch nicht erstarrten Putzes gerieben wird. Durch unterschiedliche Körnungsgrößen (bis 5 mm Korngröße) des Putzmörtel und verschiedene Reibebewegungen sind die üblichen Strukturen erreichbar, die regional unterschiedlich als Münchner Rauhputz, Rillenputz, Wurmputz, Madenputz oder Rindenputz usw. bezeichnet werden.

Kellenstrichputz

Entsteht durch das fächer- oder schuppenförmige verstreichen des frisch aufgetragenen Putzmörtels. Aufgrund seines Einsatzes überwiegend in Kellern ist eine einlagige Verarbeitung die Regel.

Kellenwurfputz

Erhält seine typische und namensgebende Struktur durch das Anwerfen des Putzmörtels auf das Mauerwerk. In der Regel wird hierbei ein Putzmörtel mit einer Körnungsgröße bis 10 mm verwendet und einlagig gearbeitet.

Spritzputz

Dieser wird ein- oder mehrlagig durch Aufsprenkeln auf das Mauerwerk mit einem feinkörnigem (kleiner/gleich 3 mm Korngröße) und dünnflüssigem Putzmörtel mit einem Spritzputzgerät aufgetragen. Im Gipsputzbereich erfolgt die gleiche Arbeitsweise, wobei der aufgespritzte Gipsputz glatt abgezogen und zusätzlich mittels einer Glättkelle (Traufel) geglättet wird.

Kratzputz

Der Kratzputz wird durch das Aufziehen einer dicken Putzmörtelschicht mit einer groben Korngröße geschaffen. Bei diesem wird nach dem druckfesten Abbinden mittels eines speziellen Nagelbrettes oder auch mit einem groben Sägeblatt die Sinterschicht (bindemittelangereicherte und spannungsreiche Oberfläche) abgekratzt, wobei das obenliegende Korn mit herausgekratzt wird. Der richtige Zeitpunkt zum Kratzen ist erreicht, sobald beim Kratzen das Korn aus dem Putz herausspringt und nicht mehr am Werkzeug haften bleibt. Dieses prüft man an einer unauffälligen Stelle.

Auch später ist es durchaus kein Mangel, wenn sich Strukturkorn –nach dem vollständigem Aushärten– beim Reiben mit der Hand löst.

Aufgrund seiner, durch das Auskratzen, deutlich vergrößerten Oberfläche und guten Anhaftung von Umweltverschmutzungen, ist die Anwendung von Kratzputz in Umgebungen von Industrieanlagen oder vielbefahrenen Straßen nicht empfehlenswert.


Wärmedämmputz

Beim Wärmedämmputz handelt es sich um einen Putzmörtel mit einer Wärmeleitzahl gleich/weniger 0,2 W/mk (Q) als Rechenwert. Dieser Wert wird erreicht, indem bei der industriellen Herstellung als Zuschläge expandiertes Polystyrol (EPS), Vermiculite sowie Perlite beigemischt werden. Dabei muss dieser Baustoff gleichzeitig mindestens die Baustoffklasse B I (schwerentflammbar) erfüllen. Sollte allein eine Zugabe von Perliten erfolgen, erfüllt der Wärmedämmputz die höchste Baustoffklasse A 1 (nichtbrennbar) nach DIN 4102.

Wärmedämmputze werden als Unterputz auf Fassaden eingesetzt, und bilden den Grund für die Edelputze (Oberputz), wenn die Wärmedämmeigenschaften des gesamten Wandaufbaus, allein durch den verwendeten Wandbaustoff (Steinmaterial) nicht erreicht (z. B. Erfüllung der EnEV) oder noch verbessert (z. B. beim Niedrigenergiehaus) werden soll. Aufgrund seiner geringen Eigendichte und Festigkeit hat Wärmedämmputz hervorragende Werte bei der Dampfdurchlässigkeit (Diffusion) und zählen zu den sogenannten Leichtputzen (Rohdichte zwischen 0,6 kg/dm³ und 1,3 kg/dm³) der Mörtelgruppe P I oder P II. Da die Putzoberseite aber wasserabweisend und stoßfest sein muss, ist dieses Material als Oberputz ungeeignet.

Diese geringe Rohdichte ist erreichbar, indem statt der üblichen Sande als Zuschlagstoff, mineralische und/oder organische mit offenem porigem Eigengefüge beigemischt werden. Die Eigenschaften der Leichtputze minimieren stark die späteren oder verarbeitungsbedingten Rißbildungen, da dieses Material eine sehr hohe Elastizität und Dehnfähigkeit bei statisch und thermisch auftretenden Spannungen aufweist und regelmäßig auf den Mauerwerksgrund speziell eingestellt wird.

Aufgrund seiner Konsistenz und Haftfähigkeit, kann das Material in einem Arbeitsgang bis zu einer Dicke von mehr als 5 cm aufgetragen werden, was regelmäßig mittels Putzmaschine und Spritzdüse erfolgt.

Literatur

  • Frank Frössel: Lexikon der Putz- und Stucktechnik. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-8167-4700-0.
  • Frank Frössel: Handbuch Putz und Stuck – Herstellung, Beschichtung und Sanierung für Neu- und Altbau. Callwey, München 2003, ISBN 978-3-7667-1567-8.
  • Wilhelm Scholz, Harald Knoblauch, Wolfram Wiese (Hrsg.): Baustoffkenntnis. Werner, Düsseldorf 2003, ISBN 978-3-8041-4197-1.

Weblinks


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