- Quietismus
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Quietismus (von lat. quietus, „ruhig“) bezeichnet eine Sonderform der christlichen Mystik, Theologie und Askese. Der Quietismus hat seine Wurzeln im katholischen Bereich, wurde jedoch vom Lehramt als Irrlehre und falsche Form der Lebensführung verworfen.
Inhalt
Kernaussage ist, dass der Mensch zunächst sein Ich völlig aufgeben und an Gott übergeben müsse, um danach in völliger Ruhe und Gleichmut zu leben. Sobald dieser Zustand im inneren Gebet, in der Schau Gottes erreicht ist, werden äußere asketische Praktiken eher hinderlich. Der Quietismus des Gebetes lehnt daher das mündliche Gebet, den Empfang der Sakramente, überhaupt alle äußerlichen religiösen Formen ab, der Quietismus des Lebens zudem die Bedeutung des Tugendstrebens und des Kampfes gegen die Sünde (Askese).
Diese Grundauffassung wird von einigen Historikern auf den orthodoxen Hesychasmus des Gregor Palamas zurückgeführt. Weniger umstritten sind Ursprünge in den Vorstellungen der Brüder und Schwestern des freien Geistes und Teilen der Alumbrados. Im 17. Jahrhundert verbreitete sich der Quietismus vor allem in Frankreich, Spanien und Italien. Wichtige Vertreter sind u. a. J. Falconi de Bustamante, Francois Malaval, Miguel de Molinos und Madame Guyon. Der französische Erzbischof François Fénelon bereinigte die Lehre von Inhalten, die sich gegen eine moralische Lebensführung aussprachen und sprach sich v. a. für eine selbstlose Liebe aus. Doch weil er damit in einen Rigorismus verfiel, verwarf das Lehramt unter Papst Innozenz XII. 1699 seine Aussagen als Semiquietismus.
Literatur
- Christof Wingertszahn: Anton Reiser und die »Michelein«. Neue Funde zum Quietismus im 18. Jahrhundert. Laatzen: Wehrhahn. ISBN 3-932324-59-5
- M. Bendiscioli: Der Quietismus zwischen Häresie und Orthodoxie. Wien 1964.
- Quellen in Denzinger-Hünermann: DH 2181ff.
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