- RS-24 (Rakete)
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Die RS-24 „Jars“ (russisch: РС-24 "Ярс") (NATO-Codename: SS-27 Mod-2) ist eine moderne, russische Interkontinentalrakete, die zum Transport von Kernwaffen dient. Sie wurde am 29. Mai 2007 erstmals öffentlich bekannt, als russische Medien über einen erfolgreichen Test berichteten. Im Jahr 2010 wurde die RS-24 Jars in den Bestand der russischen Raketentruppen aufgenommen und hat eine Reichweite von rund 12.000 km.
Die Rakete startete demnach vom Plessezk-Weltraumzentrum im Nordwesten Russlands um 10:20 Uhr UTC und erreichte weniger als eine Stunde später ihr Ziel auf der Halbinsel Kamtschatka, 5300 km weiter östlich, mit der erwarteten Treffergenauigkeit. Zwei weitere erfolgreiche Testflüge von Plessezk gab es am 25. Dezember 2007 und 26. November 2008. Ein zweiter Test im Jahr 2008 wurde gestrichen, der nächste sollte im Jahr 2009 erfolgen.[1]
Technik
Die RS-24 benutzt die Antriebstechnik der ab 1991 entwickelten Topol-M (NATO-Codename: SS-27 Sickle-B). Dieses System, eine Kombination von Feststoffantrieb mit einer mobilen Raketenstartrampe auf einem geländegängigen 16×16-LKW, ist eine weitere autarke, mobile ICBM, die bei einem gegnerischen Erstschlag hohe Überlebenschancen hat. Die russischen Streitkräfte gaben bekannt, dass es neben der mobilen auch eine Silo-gestützte Version geben wird.[2] Im Unterschied zur Topol-M verfügt die RS-24 jedoch über MIRV-Technik, kann also mehrere Sprengköpfe freisetzen, die unabhängig voneinander Ziele ansteuern, während die Topol-M einen einzelnen MARV Sprengkopf besitzt. Die RS-24 soll drei Sprengköpfe tragen. Russland plant, mit der RS-24 die älteren Interkontinentalraketen vom Typ RS-18 (UR-100N) (NATO-Code: SS-19 Stilet) und RS-20 (NATO-Code: SS-18 Satan) abzulösen. Im Juli 2010 gab das russische Verteidigungsministerium bekannt, dass die ersten drei Raketen mit Einfachsprengköpfen auf der Raketenbasis Teikowo stationiert wurden.[3]
Obwohl eine MIRV-Version der Topol-M bereits im Dezember 2006 offiziell von Nikolai Solowzow, Oberbefehlshaber der strategischen Raketentruppen Russlands, angekündigt wurde[4] und es noch länger Spekulationen über einen solchen Schritt gab, wurde der erste Test im Jahr 2007 unter Journalisten als Überraschung aufgenommen. Die auch für westliche Militärkreise überraschende Demonstration, von der weltweit TV-Aufnahmen verbreitet wurden, wird von Beobachtern als Antwort von Russlands Vize-Ministerpräsidenten und Rüstungsverantwortlichen Sergei Iwanow auf die angekündigten US-amerikanischen Raketenabwehrstationen in Polen und Tschechien gedeutet (vgl. Active Layered Theatre Ballistic Missile Defence). Politisch wird der Überraschungscoup auch als russische Mahnung zur Ratifizierung des Abrüstungsvertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) gesehen, der allerdings nach ergebnislosen Verhandlungen in Wien vom russischen Präsidenten Wladimir Putin am 14. Juli 2007 ausgesetzt worden war.[5]
Am 1. Dezember 2010 berichtete der Befehlshaber der Strategischen Raketentruppen (RWSN), Generalleutnant Sergej Karakajew, dass die die bodengestützten mobilen Topol-M-Raketen mit Einfachsprengkopf (MARV) schrittweise durch die neuen Interkontinentalraketen RS-24 Jars mit Mehrfachsprengköpfen (MIRV) ersetzt werden sollen. [6]
Weblinks
- RIA Novosti Agentur (englisch)
- RS-24 / SS-X-29? bei globalsecurity.org (englisch)
- BBC: Russia tests long-range missile (englisch)
- Spiegel online – Russland testet neue Super-Rakete
Einzelnachweise
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