Radonbelastung

Radonbelastung

Die Belastung durch Radon, einem natürlichen radioaktiven Element, welches in den natürlichen Zerfallsreihen des Uran und Thorium vorkommt, kann zu einer gefährlichen Strahlenbelastung führen. Das Gas, das meistens aus dem Untergrund in Häuser eindringt, kann unter ungünstigen Bedingungen den Radioaktivitätsgehalt der Raumluft so stark steigen lassen, dass eine Erkrankung der Bewohner an Krankheiten, wie Lungenkrebs, zu befürchten ist.

Inhaltsverzeichnis

Einfluss des Radons auf den Menschen

Durch das Einatmen von Radon steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Ursache dafür ist nicht das Radongas selbst, sondern sind die daraus entstehenden ebenfalls radioaktiven Radon-Zerfallsprodukte. Sie sind Schwermetallatome, die zum größten Teil an Aerosolteilchen der Atemluft angelagert sind und sich im Atemtrakt abscheiden und anreichern. Die unter den Zerfallsprodukten vorkommenden Alphastrahler bestrahlen die Atemwege mit den biologisch besonders wirksamen Alphateilchen. Am größten ist die Wahrscheinlichkeit, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken, weil die lokale Strahlendosis in den Bronchien am größten ist.

Bei Uran-Bergarbeitern ist Lungenkrebs durch Radon eine anerkannte Berufskrankheit. In den Anfängen des Bergbaus ist sie als Schneeberger Krankheit bekannt geworden und hat praktisch alle Bergleute in der Umgebung von Schneeberg im Erzgebirge getötet.

Rechnerische Abschätzungen aus der Lungenkrebshäufigkeit von Bergarbeitern haben ergeben, dass Radon für etwa 10 % der Lungenkrebstodesfälle verantwortlich ist. Diese Größenordnung wurde inzwischen durch epidemiologische Studien belegt. Damit gehen pro Jahr in der EU 20.000 Lungenkrebstodesfälle und in Deutschland etwa 1.900[1] auf Radon zurück.

Die Haut ist zwar ebenfalls dem Gas ausgesetzt, aber die Epidermis als absterbendes Gewebe wird von der Strahlung nur unwesentlich betroffen und schirmt das darunterliegende Gewebe effektiv ab, da die Alphastrahlung eine sehr geringe Eindringtiefe (Reichweite) besitzt.

Das stabile Element am Ende der radioaktiven Zerfallskette ist Blei. Nach jahrelanger Kellerlagerung hat sich auf Gegenständen ein dunkler, metallisch riechender, abwaschbarer Staubfilm abgesetzt.

Belastung

Strahlenbelastung in Deutschland

Die regionale Belastung mit Radon in der Luft ist sehr unterschiedlich. Dies ist auf die unterschiedlichen Vorkommen einzelner Gesteinsarten und -zusammensetzungen zurückzuführen. Regionen, in denen Uran abgebaut wurde, und Regionen mit Granit-, Bauxit- und Schwarzschiefervorkommen weisen hohe Radonkonzentrationen im Boden, der Luft und im Wasser auf. In Häusern ist die Belastung noch größer als in der freien Atmosphäre, besonders in Kellern und im Erdgeschoss. In höheren Geschossen ist die Belastung geringer. Auch Häuser aus Naturstein oder Lehm (Fachwerkhaus) sind stärker belastet.

Aus Sanierung und Modernisierung von bestehenden Objekten, die in der Regel mit dem Ziel der Energieeinsparung realisiert werden, können deutlich höhere Werte der Radonkonzentration resultieren als vor Baubeginn, wenn das Radonproblem bei der Projektierung nicht beachtet wird. Eine Bauwerksabdichtung gemäß Energieeinsparverordnung (mittlerweile EnEV 2009) und die damit verbundene zum Teil deutliche Senkung des Luftaustausches kann zu einem Anstieg der Radonkonzentration bis in Bereiche führen, in denen eine signifikante Gesundheitsgefährdung besteht. Betroffen sind vor allem Bewohner von Häusern, die auf Baugrund mit geologisch bedingt erhöhter Radonkonzentration errichtet wurden. Abhilfe gegen aufsteigendes Radon bietet z.B. der Einbau von Hohlraumelementen (IGLU o.ä.) in der untersten Bodenplatte, die über Rohre mit der Außenwelt verbunden sind. Dadurch wird sowohl aufsteigende Feuchtigkeit als auch Radon oder Grubengase gefahrlos ins Freie geleitet.

Das geogen bedingt vorhandene Radonpotenzial unter einem Gebäude kann durch eine Untersuchung des Baugrundes ermittelt werden. In diesem Zusammenhang ist es vorteilhaft, vor der Errichtung von Neubauten die Radonkonzentration in einem Meter Tiefe im Erdreich zu ermitteln.

Schwankung der Radonkonzentration innerhalb einer Woche, gut zu erkennen das Wochenende

Für das Problem der Lüftung gibt es heute Fenster, die eine kleine Klappe im Rahmen besitzen, welche bei Windstille eine kontinuierliche Lüftung bewirkt. Bei stärkeren Windbewegungen schließt sich diese Klappe, und das Fenster ist so dicht wie ein gemäß aktueller Richtlinien gefertigtes konventionelles Fenster. Die jahreszeitlichen Schwankungen im Haus hängen mit einem veränderten Lüftungsverhalten im Sommer gegenüber den Wintermonaten zusammen. Aber auch die Wetterlage ist für die Schwankungen verantwortlich. So kann sich bei einer austauscharmen Wetterlage die Radonkonzentration erhöhen.

In Deutschland beträgt die durchschnittliche Radonbelastung in Innenräumen 59 Becquerel je Kubikmeter Luft. 1984 ergab eine Studie in Westdeutschland eine logarithmisch-normalverteilte Belastung bei einem Mittelwert von 40 Bq/m3 in der Raumluft.

Im Wasser findet sich ebenfalls Radon, welches beim ersten Kontakt mit der Luft in diese übergeht – Im Durchschnitt in Deutschland 4,4 kBq/m3. Während des Duschens erhöht sich die Radonkonzentration in der Luft auf über 3000 Bq/m3.[2] Die Radonkonzentration in Gebäuden unterliegt in Abhängigkeit von der Art der Nutzung des Gebäudes sowie den Gewohnheiten der Bewohner Schwankungen, die bis zu drei Größenordnungen betragen können. Im Folgenden sind typische Werte der Radonkonzentration, die für die Bundesrepublik Deutschland repräsentativ sind, aufgeführt.

Mittelwert Bq/m3
Freiluft 15
Raumluft 50
Trinkwasser 5.000
Bereich in 1 m Tiefe im Boden 5.000–500.000

Erläuterungsbeispiel: 50 Bq/m³: In einem Kubikmeter Luft zerfallen pro Sekunde 50 Radonatome.

Radonschutzgesetz

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Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hatte im März 2005 einen Gesetzentwurf vorgelegt, der Grenzwerte für die Radonkonzentration in Gebäuden festlegen sollte. Als Zielwert waren 100 Becquerel pro Kubikmeter Luft für Neu- und Altbauten geplant. Wegen der vorgezogenen Bundestagsneuwahl am 18. September 2005 konnte das Gesetzesvorhaben nicht beendet werden und das Gesetzesvorhaben verfiel mit Auflösung des Bundestages. In den folgenden Legislaturperioden wurden zu diesem Thema bisher (stand Februar 2010) kein Gesetz beschlossen.

Schweiz

In der Strahlenschutzverordnung von 1994 wurden folgende Grenzwerte für Radon-222 festgelegt: 1000 Bq/m³ für Wohn- und Aufenthaltsräume und 3000 Bq/m³ für Arbeitsräume. Für Neubauten gilt ein Richtwert von 400 Bq/m³.[3]

Richtwerte

Radon ist das Zerfallsprodukt von Radium-226 und Thorium-232. Ihre Aktivität in Baumaterialien soll kleiner sein als 260 Bq/kg (7 nCi/kg). Ist sie höher, muss eine gute Lüftung gewährleistet sein, die eine zu große Radonanreicherung verhindert. Als Richtwert soll der Radonfluss (die Exhalationsrate) weniger als 2 Bq/m²h betragen und die Konzentration in der Luft kleiner sein als 50 Bq/m³.[4] [5]

Radonhandbuch der WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im September 2009 ein Handbuch über Lungenkrebsrisiken durch Radon in Innenräumen herausgegeben. Danach ist Radon eine der häufigsten Ursachen für Lungenkrebs. Die WHO fordert unter anderem individuelle Risiken betroffener Personen zu mindern. Längerfristig soll die Bevölkerung durch vorsorgliche bauliche Maßnahmen und Altbausanierungen geschützt werden. Nach der WHO sollte 100 Becquerel pro Kubikmeter als höchstzulässige Radonkonzentration in Neu- und Altbauten gelten.[6]

Quellen

  1. Angabe BfS unter Bezug auf: Menzler S., Schaffrath-Rosario A., Wichman H.E., Kreienbrock L.: Abschätzung des attributablen Lungenkrebsrisikos in Deutschland durch Radon in Wohnungen. Ecomed-Verlag, Landsberg, 2006
  2. Quelle: Kiefer/Koelzer.
  3. Henning von Philipsborn,Radioaktivität und Strahlungsmessung, ISBN 3-910088-01-5
  4. Typische Werte
  5. Natürliche Radionuklide in Baumaterialien
  6. Handbuch der WHO (eng.)

Siehe auch

Literatur

  • Bundesministerium f. Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Radon-Handbuch Deutschland. Wirtschaftsverlag NW, Verlag für neue Wissenschaft, Bremerhaven
  • GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit: Strahlung im Alltag. München 1991, ISSN 0175-4521
  • Ettenhuber, E. et al.; Begrenzung der Strahlenexposition durch Radon in Aufenthaltsräumen; Strahlenschutzpraxis (Organ d. Fachverbandes f. Strahlenschutz); Heft 1/2005; S. 52–58

Weblinks


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