Auslöseverzögerung

Auslöseverzögerung
Beispiel für störende Auslöseverzögerung: Die Kamera löst erst aus, nachdem sich der Hund bereits aus dem Bildausschnitt herausbewegt hat.

Als Auslöseverzögerung bezeichnet man in der Fotografie die Zeitspanne, die zwischen Drücken des Auslösers der Kamera und tatsächlicher Bildaufzeichnung verstreicht.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Die Auslöseverzögerung ist ein konstruktionsbedingtes Merkmal und setzt sich bei einer Kamera je nach verwendeter Technik aus unterschiedlichen Komponenten zusammen, teils mechanischer, teils elektronischer Herkunft.

Mechanik

Der Druck auf den Auslöser setzt sowohl bei herkömmlichen als auch bei Digitalkameras eine ganze Reihe mechanischer Abläufe in Gang:

  • bei einigen älteren Sucherkameras wird der Zentralverschluss zunächst gespannt (heute nicht mehr üblich)
  • bei Kameras mit Autofokus stellt ein Motor die ermittelte Entfernungseinstellung ein
  • bei manchen Sucherkameras und allen Spiegelreflexkameras mit Offenblendmessung wird die Arbeitsblende eingestellt
  • bei Spiegelreflexkameras wird der Schwingspiegel betätigt

Erst jetzt kann der Verschluss geöffnet werden und die Belichtung beginnt.

Elektronik

Zu den unvermeidlichen mechanischen Abläufen gesellen sich bei modernen, elektronisch gesteuerten Kameras weitere Abläufe, die sich insbesondere bei kompakten Digitalkameras unter Umständen äußerst störend bemerkbar machen können.

Die Belichtungsmessung und -Einstellung erfolgt normalerweise nahezu verzögerungsfrei. Einige Spiegelreflexkameras korrigieren die Belichtungseinstellungen jedoch noch einmal unmittelbar nach Schließen der Objektivblende und legen dafür eine kurze Verzögerungszeit ein, bei der Minolta XD-Serie beispielsweise ca. 60 ms.

Die wesentlichste Ursache der Auslöseverzögerung hängt insbesondere bei digitalen Fotoapparaten mit der internen Signalverarbeitung und der Fokussiergeschwindigkeit des Autofokus zusammen. Der Schärfepunkt wird bei einem Video-AF in der Regel mit Hilfe des CCD-Sensors ermittelt, der durch die Kameraelektronik laufend ausgewertet wird. Daher kann das Abschalten von Kamerafunktionen wie Weißabgleich oder Display den Prozessor entlasten und zu einer Verringerung der Auslöseverzögerung führen. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz eines Hybrid-Autofokus, bei dem ein gesonderter AF-Sensor für die Einstellung verwendet wird.

Eine geringe Auslöseverzögerung ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Digitalkameras.

Richtwerte

Während aktuelle digitale Spiegelreflexkameras mittlerweile annähernd verzögerungsfrei auslösen können, muss man im Bereich der kompakten Digitalkameras je nach Modell und Aufnahmbedingungen auch heute noch mit Auslöseverzögerungen im Bereich bis zu mehr als einer Sekunde rechnen.

Die Firma Ricoh umgeht das Problem bei einigen Modellen schon seit längerer Zeit durch einen sogenannten Hybrid-Autofokus. Hierbei wird ein zusätzlicher, vom Aufnahme-CCD unabhängiger AF-Sensor eingesetzt, wie man ihn schon seit vielen Jahren von konventionellen AF-Kameras kennt. Bei normalen Aufnahmeentfernungen kann durch diese Technik eine Verzögerung von weniger als 0,1 Sekunden erreicht werden und auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen arbeitet dieses System selbst ohne AF-Hilfslicht recht zuverlässig. Bei Nah- und Makroaufnahmen funktioniert dieses Verfahren systembedingt jedoch nicht, und auch die kompakten Ricohs werten dann relativ langsam das CCD aus.

Neuere, hochwertigere Kameramodelle anderer Hersteller erreichen inzwischen (Stand 2006) durch den Einsatz leistungsfähigerer Prozessoren zum Teil ebenfalls eine Auslöseverzögerung deutlich unter einer halben Sekunde, im unteren Preissegment bleibt sie aber weiterhin ein echtes Problem.

Angaben über die Auslöseverzögerung fehlen meist in den Datenblättern der Kamerahersteller vollkommen; realistische Angaben finden sich in der Regel nur in unabhängigen Testberichten. Inzwischen geben einige Hersteller diese Daten bekannt, sie täuschen aber oft den Benutzer, da meist die Auslöseverzögerung nach der Fokussierung gemeint ist, diese ist aber mit wenigen Ausnahmen nie das Problem.

Sinnvolle Aussagen darüber, ob die Auslösungsverzögerung einer Kamera für die Arbeitsweise eines bestimmten Fotografen hinreichend kurz ist, werden sich letztlich jedoch immer nur in einem Praxistest unter realistischen Bedingungen machen lassen.

Lösungsansätze

Die Auslöseverzögerung von Digitalkameras stört das spontane Schnappschuss-Fotografieren oder macht es gänzlich unmöglich. Folgende Lösungsansätze können versucht werden:

  • Der Fotograf kann versuchen, eine fotografierenswerte Situation zu antizipieren und eben um den Faktor früher auslösen, bevor das gewünschte Bild tatsächlich entsteht.
  • Ein zweiter Ansatz besteht darin, grundsätzlich Serienaufnahmen anzufertigen und ebenfalls einige Sekunden oder Sekundenbruchteile vorab auszulösen; dabei ist allerdings die Bildfolgezeit der Kamera zu berücksichtigen, sonst ist der Pufferspeicher der Kamera voll, bevor das gewünschte Bild überhaupt aufgenommen werden konnte.
  • Häufig kann man bei bewegten Motiven auch versuchen, die Kamera mitzuziehen, dies setzt aber wieder eine hohe Fokussiergeschwindigkeit der Kamera voraus, die auch nicht bei allen Autofokus-Kameras vorausgesetzt werden kann.
  • Die meisten Digitalkameras weisen einen zweistufig arbeitenden Auslöser auf: In der ersten Stufe werden Fokus und Belichtung gespeichert, erst in der zweiten Stufe wird die Aufnahme mit dann nur sehr geringer Verzögerung ausgelöst. Praktisch läßt sich dies bei vielen Kameras wie folgt anwenden: In Erwartung einer interessanten Situation wird der Auslöser angetippt und angetippt gehalten - damit ist die erste Stufe überwunden. Beim anschließenden Durchdrücken des Auslösers muß nur noch die kürzere Verzögerung der Stufe zwei überwunden werden.
  • Manche kompakten Digitalkameras weisen eine Schnappschusseinstellung auf, bei der das Objektiv auf eine mittlere Entfernung fest eingestellt wird, so dass beispielsweise ab einer Entfernung von etwa zwei Metern "alles scharf" ist; hierbei entfällt die Verzögerung durch den Autofokus.

Grundsätzlich gilt, dass das Fotografieren mit Kameras mit einer subjektiv deutlich wahrnehmbaren Auslöseverzögerung entweder in ein Glücksspiel oder eine Materialschlacht ausartet; gelungene Aufnahmen werden häufig zum kaum kalkulierbaren Zufallstreffer. Daher ist eine alte analoge Kamera bei bewegungsreichen Motiven oftmals einer teuren, hochmodernen Digitalkamera vorzuziehen.

Bewusster Einsatz einer Auslöseverzögerung

Eine gewollte Auslöseverzögerung ermöglicht der Selbstauslöser. Nach Betätigen des Auslösers wartet die Kamera einige Sekunden, bis die Aufnahme erfolgt. Diese Zeitspanne kann der Benutzer der Kamera beispielsweise benutzen, um sich vor der Linse zu positionieren, um ebenfalls auf dem Foto zu erscheinen. Bei Kameras, die keinen Anschluss für einen Draht- oder Fernauslöser aufweisen, kann der Selbstauslöser auch als Notlösung verwendet werden, um bei Aufnahmen mit langer Belichtungszeit vom Stativ aus das Verwackeln zu verhindern.

Einige Kameramodelle bieten eine Blitzfunktion zur Reduzierung des Rote-Augen-Effekts. Hierbei gibt die Kamera zunächst einen Vorblitz ab, die eigentliche Blitzaufnahme erfolgt erst einen Moment später.

Siehe auch

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