Rathäuser in Königsberg

Die vormals unabhängigen Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof wurde 1724 von Friedrich Wilhelm I. zur Stadt Königsberg vereinigt. Daher gab es dort auch drei historische Rathäuser. Der unterschiedliche Charakter der drei vormals unabhängigen Städte lässt sich ab besten durch den alten Reim darstellen:

In der Altstadt die Macht

im Kneiphof die Pracht

im Löbennicht der Acker

auf dem Sackheim der Racker

Altstädtisches Rathaus

Das Altstädtische Rathaus stand am Altstädtischen Markt. Nach 1724 diente es als Stadtgericht und als Stadtarchiv. Das gotische Gebäude von 1528 musste 1757 einem Neubau weichen. 1765 folgten Turm. Durch einen Anbau in der Schmiedestraße wurde es 1832 erheblich erweitert. Ab 1907 liefen hier Handelshochschulkurse und schließlich entstand eine Handelshochschule 1915. Diese wurde aber bald ausgegliedert und so wurde in den zwanziger Jahren es das Hauptgebäude der Städtischen Sparkasse.

Japper

Im 15. Jh. traten die drei Städte dem Preußischen Bund bei. Mit Beginn des Städtekrieges 1454 stand der Bürgermeister der Altstadt, Andreas Brunau, gegen Ordensgegner. Am 24. März 1455 brach ein Aufstand der Ordensfreunde, darunter vor allem Handwerker, gegen die Ordensfeinde aus, die den Kneiphof als Bastion nutzten. Die Ordensfeinde unterlagen in länger anhaltenden Bruderkämpfen, Bürgermeister Brunau floh. Der Japper war am altstädtischen Rathaus am Ende des Bürgerkrieges zwischen Altstadt und Kneiphof 1455 angebraucht worden. Es war eine zungenleckende Spottmaske die hohnspottend zu den unterlegenen Kneiphöfern blickte. Beim Neubau 1528 wurde daraus ein bärtiger Kopf der zum Schlag einer mechanischen Uhr pünktlich die Zunge herausstreckte. Dieser 1774 angebrachte Japper wurde von einem hereinfliegenden Sperling im Uhrwerk zerstört. Darauf verspotteten die Kneiphöfer die Altstädter als „Sperlingsschlucker“. 1832 wurde schließlich der dritte Japper, als vergoldeter Löwenkopf mit Stundenschlag am Rathaus angebracht. Er war bei Kindern sehr beliebt und wurde mit dem Rathaus im August 1944 zerstört.

Kneiphöfisches Rathaus

Das Kneiphöfische Rathaus stand in der Brodbänkengasse auf dem Kneiphof. Das Gebäude wurde 1387 errichtet. 1695–1697 entstand ein barocker Neubau mit Pilastern und Glockentürmchen, Dachfiguren, einer vergoldeten Barocktreppe mit zwei schildhaltenden Bären. Nach 1724 blieb es Rathaus der gemeinsamen Stadt. Der Magistratssitzungssaal zeichnete sich durch eine wunderschöne Stuckdecke aus. Rechts neben dem Rathaus stand der Junkerhof in dessen Junkersaal die Stadtverordneten tagten. Die Räume dienten ab 1927 nur noch repräsentativen Zwecken. 1928 wurde dort ein stadtgeschichtliches Museum eingerichtet.

Löbenichtsches Rathaus

Das Löbenichtsche Rathaus stand in der Löbenichtschen Langasse. Nach der Zusammenlegung wurde es Kämmereigebäude. Beim großen Brand in Löbenicht von 1764 sank auch das gotische Rathaus in Trümmern. Nach dem Wiederaufbau war es Versammlungsort der Löbenichtschen Brauerzunft und der Stadtwache. Schließlich erwarb es der Buchdrucker Gottlieb Leberecht Hartung. Immanuel Kant lebte und dozierte in den Mansarden im Jahr 1769. 1876 erneut abgebrannt wurde es Redaktionsgebäude der Hartungschen Zeitung und dann des Königsberger Tageblattes.

Handelshof

1923 wurde von Hanns Hopp der Handelshof am Hansaplatz gebaut. 1927 beschloss der Stadtrat, darin das neue Stadthaus einzurichten. Das starkbeschädigte Gebäude erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Fassade und dient noch dem gleichen Zweck.

Bilder

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  Altstädtisches Rathaus

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  Altstädtisches Rathaus

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  Altstädischer Markt mit Rathaus

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  Altstädischer Markt mit Rathaus

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  Kneiphöfisches Rathaus

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  Kneiphöfisches Rathaus

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  Fassade des Kneiphöfischen Rathauses

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  Kantiana wurde im historischen Museum der Stadt im Kneiphöfisches Rathaus ausgestellt

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  Hartungsche Zeitungshaus in der Münchenhofstr (kein Rathaus)

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  Magistratssitzungssaal

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  Junkersaal

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  Der Handelshof erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Fassade und dient heute noch als Stadthaus

Siehe auch

• Liste der Profanbauten der Stadt Königsberg (Preußen)

Literatur

• Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1. 
• Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Hobbing & Büchle, Stuttgart 1899 (Deutsches Land und Leben in Einzelschilderungen. 2, Städtegeschichten), (Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 2006, ISBN 3-939102-70-9 (Historische Bibliothek)).
• Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände. 2./3. ergänzte Auflage. Böhlau, Köln u. a. 1996, ISBN 3-412-08896-X.
• Baldur Köster: Königsberg. Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, Husum 2000, ISBN 3-88042-923-5. 
• Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-20619-1. 
• Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Zwischen Memel und frischem Haff. Trescher, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-X.