Reise in das innere Nord-Amerika 1832 bis 1834

Reise in das innere Nord-Amerika 1832 bis 1834
Titelblatt des 1. Bandes von Reise in das innere Nord-America in den Jahren 1832 bis 1834.

Reise in das innere Nord-America in den Jahren 1832 bis 1834 (englische Fassung: Maximilian Prince of Wied’s Travels in the Interior of North America, during the years 1832 – 1834, französische Fassung: Voyage dans l’interieur de L’Amérique du Nord exécuté pendant les années 1832, 1833 et 1834) ist ein mehrbändiges Werk des deutschen Ethnologen und Naturforschers Maximilian zu Wied-Neuwied, das nacheinander in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch veröffentlicht wurde. Es ist ausgestaltet mit Illustrationen des Schweizer Malers Karl Bodmer.

Das Werk beschreibt die Ergebnisse der völkerkundlichen Reise von Maximilian zu Wied-Neuwied, Karl Bodmer und David Dreidoppel in den Jahren 1832 bis 1834 nach Nordamerika. Das Ziel dieser Reise war die Erforschung der Flora und Fauna Nordamerikas und die Begegnung mit jenen Indianerstämmen, die seinerzeit westlich des Missouri lebten und zu den Forts am Ufer des Missouri kamen, um Pelzhandel mit der American Fur Company zu betreiben.

Die Beschreibung der Reise findet sich mit einigen während der Reise entstandenen Aquarellen von Karl Bodmer im Hauptartikel Karl Bodmer: Die Reise nach Nordamerika.

Das Werk Reise in das innere Nord-Amerika 1832 bis 1834 wurde zu einer wichtigen Dokumentation der indianischen Bevölkerung der USA.

Inhaltsverzeichnis

Das Werk „Reise in das innere Nord-America in den Jahren 1832 bis 1834“

Karl Bodmer brachte von der Reise mehr als 400 Skizzen und Aquarelle von Indianern, Pflanzen, Tieren und Landschaften nach Deutschland zurück. Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied wählte unter den zahlreichen Aquarellen diejenigen aus, die er in sein Buch Reise in das innere Nord-America 1832 bis 1834 aufnehmen wollte.

Er bat daraufhin Karl Bodmer, die Herstellung der Illustrationen gegen die Zahlung eines Monatslohnes von 100 Talern zu überwachen, von dem er die Hälfte des Geldes für Löhne und Spesen verwenden musste.

Mató-Tópe, Häuptling der Mandan.

Karl Bodmer beaufsichtigte daraufhin 20 renommierte Kupferstecher in Paris, Zürich und London, die 63 Stahl- und 18 Kupferplatten herstellten, welche seine Aquarelle genau reproduzierten. Die Kupferstecher benutzten dabei Pantografen, um die Vorlagen und ihre Proportionen präzise zu vergrößern.

Von den 81 Platten erschienen 48 große als Bildtafeln (Tableau genannt) im Großformat und 33 kleinere als Vignetten. Nach dem Druck leitete er Künstler an, die die Bildtafeln und Vignetten gemäß seinen Angaben farbig kolorieren sollten. Er reiste deshalb ständig zwischen den Städten Paris, Zürich und London hin und her, um die exakte Ausführung der Drucke und ihrer farbigen Fassungen sicherzustellen. Am 10. November 1837 wurde die erste Lieferung der deutschen Ausgabe in fünf verschiedenen Ausführungen angeboten. Die Preise für jede der 20 Lieferungen lagen zwischen 3 Thalern, 5 Silbergroschen und 10 Thalern, je nach Art des Papiers und der Zahl der kolorierten Stiche. So ergaben sich Preise für das deutsche Gesamtwerk in Höhe von 60 - 200 Talern. Zum Vergleich: Ein gelernter Arbeiter verdiente seinerzeit in Koblenz im ganzen Jahr 200 Taler.

Zwischen 1837 und 1842 veröffentlichte Jakob Hölscher in Koblenz das deutschsprachige Buchprojekt Reise in das innere Nord-America in den Jahren 1832 bis 1834 als zweibändiges Werk mit Bildatlas in Einzellieferungen. Wegen der 81 Bodmer-Illustrationen gilt es als Meilenstein in der Geschichte des Buchdrucks im 19. Jahrhundert.

Die Reisebeschreibungen umfassen insgesamt 1340 Textseiten, in die 52 kleine Holzschnitte eingefügt sind. Der Text von Maximilian zu Wied-Neuwied enthält in der Reihenfolge seiner Tagebuchaufzeichnungen nicht nur Reiseschilderungen und Berichte über die Indianervölker, sondern auch Aufzeichnungen über die Flora und Fauna Nordamerikas und eine Beschreibung der industrialisierten Oststaaten der USA. Der separate zweibändige Bildatlas besteht aus 81 Illustrationen und einer Karte; er wurde in fünf verschiedenen Ausführungen angeboten, die unterschiedliche Papierqualitäten und entweder unkolorierte Schwarzweißbilder oder kolorierte Farbbilder enthielten.

Der Wabash River bei New Harmony 1832-1833. Ausschnitt aus: „Cutoff River Arm des Wabash“ von Karl Bodmer

Der gedruckte Text von Maximilian zu Wied-Neuwied umfasst rund 300 000 Wörter, während das Manuskript etwa 500 000 Wörter enthielt. Das Manuskript wurde also vor der Veröffentlichung stark gekürzt, beispielsweise um die Beschreibung von Trinkgelagen, um die Darstellung sexueller Gewohnheiten der besuchten Indianerstämme und um einige wenig schmeichelhafte Bemerkungen über die weißen Händler am Missouri. Zum Einstieg beim Lesen des Textes (etwa des Reprints vom Verlag L. Borowsky, München 1979) eignet sich Kapitel 21 im 2. Band; dort beschreibt Maximilian zu Wied-Neuwied die ursprüngliche Flusslandschaft des Missouri und seine Tierwelt im Jahr 1833. Diese Flussfahrt in unberührter Natur muss ein einzigartiges Erlebnis gewesen sein.

Die Subskribentenliste führt 215 Personen und Institutionen auf, die insgesamt 277 Exemplare bestellten, davon waren 160 Exemplare in der einfachsten Ausführung ohne Kolorierung. Es zeigte sich, dass weitere Käufer des Werkes nur sehr schwer zu gewinnen waren. Dabei kam es zu Spannungen zwischen Karl Bodmer und dem Prinzen Maximilian zu Wied-Neuwied, da Bodmer vertraglich zugesagt hatte, die Verantwortung für den Verkauf in Frankreich und England zu übernehmen.

Die französische Erstausgabe erschien 1840-1843, und die englische Erstausgabe folgte 1843-1844. Die wirtschaftliche Depression des Jahres 1846 und die Revolution von 1848 dämpften überall die Nachfrage, und ein finanzielles Debakel zeichnete sich ab. 1847 verzichtete Karl Bodmer auf alle seine Rechte an den Originalplatten und übertrug die Verantwortung für die Vermarktung auf Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied und seine Familie. Er übergab die Platten aber erst 1856 der preußischen Botschaft in Paris zur Weitergabe, wo sie wegen des Deutsch-Französischen Krieges bis zum Jahr 1873 lagerten.

Sammlung im Joslyn Art Museum

Bodmers Werke und Druckplatten, die er Maximilian zu Wied-Neuwied überlassen musste, wurden im Schloss Neuwied aufbewahrt und gerieten in Vergessenheit. Dr. Stanley Pargellis von der Newberry Library und der deutsche Wissenschaftler Dr. Joseph Röder sorgten für ihre Wiederentdeckung. Durch eine Wanderausstellung kamen 118 Aquarelle 1953 – 1955 nach Amerika und machten die Aquarelle dort bekannt.

Maximilian zu Wied-Neuwied

Im Jahr 1959 erwarb die Kunsthandlung M. Knoedler & Company aus New York die im Schloss Neuwied aufbewahrten gesamten Archivmaterialien sowie Karl Bodmers Kunstwerke und Druckplatten und stellte sie im Joslyn Art Museum in Omaha (Nebraska) aus. Im Jahr darauf kaufte die Northern Gas Company mit Sitz in Omaha die Sammlung für die Stiftung Inner North an und übergab sie dem Joslyn Art Museum zunächst als Leihgabe und 1986 als Geschenk.

In dem Museumsbestand befinden sich seitdem 386 Zeichnungen und Aquarelle von Karl Bodmer, die Tagebücher und die Reisekorrespondenz von Maximilian zu Wied-Neuwied sowie weitere Dokumente wie Zeitungsausschnitte, Rechnungen, Einladungen und Landkarten. Die Tagebücher von Maximilian zu Wied-Neuwied werden seit 2008 in englischer Übersetzung in dem wissenschaftlich editierten Werk The North American Journals of Prince Maximilian of Wied in drei Bänden von dem Museum publiziert.

1989 gab das Joslyn Art Museum eine handkolorierte und auf 125 Exemplare limitierte Neuausgabe vom Bildatlas der Reise in das innere Nord-Amerika 1832-1834 heraus, die mit den Original-Druckplatten hergestellt wurde. In verschiedenen Buchveröffentlichungen hat das Museum gemeinsam mit der University of Nebraska Press Zeichnungen und Aquarelle aus dem Museumsbestand publiziert. 1984 erschien das Buch Karl Bodmer's America mit 359 Reproduktionen von Zeichnungen und Aquarellen, die Karl Bodmer während der Amerikareise angefertigt hatte. Nach dem Urteil von Hans Peter Treichler (a.a.O. Seite 157) sind die Originalaquarelle in ihrer Spontaneität, aber auch in ihrer Farbgebung und Linienführung den späteren gestochenen Illustrationen künstlerisch überlegen.

Karl Bodmers Illustrationen von Nordamerika gibt es in unterschiedlichen Farbgebungen, da sie von Hand koloriert wurden. Sie befinden sich heute nicht nur in den genannten Museen, sondern auch in The Whitney Gallery of Western Art im Buffalo Bill Historical Center in der Stadt Cody (Wyoming, USA) und in einigen anderen vorwiegend amerikanischen Museen. Über den Kunsthandel werden viele Werke von ihm angeboten.

Bestand in europäischen Bibliotheken und Museen

Karl Bodmer 1877

Belgien

  • Brüssel: Bibliothèque royale de la Belgique (Französische Edition)

Deutschland

  • Berlin: Ethnologisches Museum (Gebundene deutsche Edition ohne Kolorierung)
  • Berlin: Staatsbibliothek (Gebundene deutsche Edition ohne Kolorierung)
  • Leipzig: Private Kollektion (Tableau 23)
  • München: Bayerische Staatsbibliothek (Gebundene deutsche Edition ohne Kolorierung),
  • München: Staatliches Museum für Völkerkunde (Handkolorierte Tableaus der deutschen Edition, ungebunden)
  • Offenbach: Deutschen Ledermuseum (Verschiedene Tableaus)
  • Stuttgart: Lindenmuseum (zahlreiche Tableaus und Vignetten)

England

  • Cambridge: University Library (Gebundene deutsche Edition ohne Kolorierung)
  • London: British Library (Gebundene deutsche Edition ohne Kolorierung, gebundene handkolorierte französische Edition, zahlreiche Tableaus und Vignetten aus dem Werk Nord-Amerika in Bildern ohne Kolorierung)
  • London: Museum of Mankind (Gebundene handkolorierte englische Edition ohne die Tableaus 1 und 5 und Vignetten XIX und XXIX.)
  • London: Natural History Museum (Gebundene deutsche Edition mit und ohne Handkolorierung)
  • Oxford: Bodleian Library of the University (Gebundene französische Edition ohne Kolorierung)

Frankreich

  • Paris: Bibliothèque nationale de France (Gebundene deutsche Edition, zwei gebundene französische Editionen)

Österreich

  • Wien: Albertina (Gebundene deutsche Edition)

Schweiz

  • Zürich: NONAM, Nordamerika Native Museum - Indianer und Inuit Kulturen (zahlreiche Tableaus und Vignetten, zum Teil handkoloriert). Literatur: Nordamerika Native Museum Zürich: Karl Bodmer. A Swiss Artist in America 1809-1893. Ein Schweizer Künstler in Amerika. Scheidegger & Spiess, Zürich 2009. ISBN 978-3-85881-236-0 (Text: deutsch und englisch. Mit Abbildungen aller Tableaus und Vignetten aus dem NONAM, Nordamerika Native Museum - Indianer und Inuit Kulturen in Zürich.).

Ausstellung aus Anlass des 200. Geburtstages von Karl Bodmer

Karl Bodmer wurde am 11. Februar 1809 in Zürich geboren. Die Stadt Zürich ehrt ihn vom 8. Februar bis 9. August 2009 mit einer Sonderausstellung im NONAM, Nordamerika Native Museum - Indianer und Inuit Kulturen, Seefeldstr. 317. Diese Jubiläumsausstellung mit der Bezeichnung «Karl Bodmer – ein Schweizer Künstler in Amerika» zeigt sämtliche Drucke (zum Teil in verschiedenen Versionen) aus dem Werk "Reise in das innere Nord-America in den Jahren 1832 bis 1834". Hinzu kommen wertvolle Exponate von dieser Amerikaexpedition aus der Sammlung des Prinzen Maximilian zu Wied-Neuwied, die das Linden-Museum in Stuttgart und das Ethnologische Museum in Berlin als Leihgaben zur Verfügung stellen. Damit dürfte dies die umfassendste Ausstellung zu Karl Bodmer sein, die je in Europa gezeigt wurde. Sie wird durch einen Katalog ergänzt, der die ausgestellten Bilder und Objekte behandelt und darüberhinausgehende grundlegende Beiträge enthält. Der Kurator der Ausstellung ist der Amerikanist und Bodmer-Spezialist Professor Hartwig Isernhagen aus Basel.

Literatur

Deutsche Erstausgaben

  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Reise in das innere Nord-America in den Jahren 1832 bis 1834, 2 Textbände und 1 Bildatlas mit Illustrationen von Karl Bodmer, J. Hölscher, Koblenz 1839–1841.
  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Nord-America in Bildern, 1846. Eine zweite Auflage wurde 1851 begonnen, aber wahrscheinlich nicht fertiggestellt. Das Werk enthält ausgewählte Bilder aus dem Bildatlas mit Bilderläuterungen von Maximilian zu Wied-Neuwied.
  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Verzeichnis der auf meiner Reise in Nord-America beobachteten Säugethiere. Berlin, 1862.
  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Verzeichnis der Reptilien welche auf einer Reise im nördlichen America beobachtet wurden. Nova Acta Acad. CLC Nat. Cur. 32, I, 8, Dresden 1865 (Mit 7 Illustrationen von Karl Bodmer von Schildkröten und zwei Salamandern. Auch separat veröffentlicht: Frommann, Jena.)

Französische Erstausgabe

  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Voyage dans l’interieur de L’Amérique du Nord exécuté pendant les années 1832, 1833 et 1834. Arthus Bertrand 1840 – 1843.

Englische Erstausgabe

  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Maximilian Prince of Wied’s Travels in the Interior of North America, during the years 1832 – 1834. Achermann & Comp., London 1843-1844 (Übersetzung von H. Evans Lloyd). Auszüge daraus erschienen 1906 als fotomechanisches Faksimile mit Halbtonbildern in Early Western Travels, 1748–1848 (vol. 22–25) von Reuben Gold Thwaites, Arthur H. Clark Compagny, Cleveland-Ohio.

Deutsche Reprints

  • Ausgabe unkolorierter Drucke von den Originalplatten des Bildatlas im Verlag Schmidt und Gunther, Leipzig 1921 – 1922, unter dem Serientitel Reprints of Rare Americana.
  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Reise in das innere Nord-Amerika 1832–1834. Reprint mit zwei Textbänden, Vignettenband und Tafelmappe. Verlag L. Borowsky, München 1979 (vollständige Ausgabe, antiquarisch erhältlich).
  • Walter Hansen: Die Reise des Prinzen Wied zu den Indianern. Verlag W. Ludwig, Pfaffenhofen-Ilm 1977 (gekürzt zu einer fortlaufenden und gut lesbaren Textfassung mit Schwarzweißphotographien).
  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Reise in das innere Nord-Amerika 1832–1834. Reprint der Tableaus und Vignetten in guter Farbdruckqualität mit sehr stark gekürztem Text, preiswert. Taschen Verlag Köln 2001.
  • Maximilian zu Wied-Neuwied: Verzeichnis der Reptilien welche auf einer Reise im nördlichen America beobachtet wurden. Bibliomania!, Salt Lake City ca. 2006. ISBN 1-932871-04-7 (gebunden), ISBN 1-932871-03-9 (ungebunden).

Englische Reprints

  • Reuben Gold Thwaites Early Western Travels, 1748–1846. AMS Press, New York 1966.

Amerikanische Erstausgaben der Skizzen und Aquarelle
Sammlung im Joselyn Art Museum

  • David C. Hunt, William J. Orr, W. H. Goetzmann (Herausgeber): Karl Bodmer's America. Mit einer Biographie von William J. Orr: Karl Bodmer. The Artist's Life. und der Erstveröffentlichung von Bodmers amerikanischen Skizzen und Aquarellen im Joselyn Art Museum in bester Qualität. Joslyn Art Museum, Omaha (Nebraska) 1984. ISBN 0803211856
  • John C.Ewers: Views of vanishing frontier. Joslyn Art Museum, Omaha (Nebraska) 1984 + 1985
  • Marsha V. Gallagher: Karl Bodmer's eastern views. Joslyn Art Museum, Omaha (Nebraska) 1996

Sammlung in der Newberry Library Bodmer Collection in Chicago

  • W. Raymond Wood, Joseph C. Porter, David C. Hunt: Karl Bodmer's studio art: The Newberry Library Bodmer Collection. University of Illinois Press. Urbana and Chicago 2002. ISBN 0-252-02756-6

Romanfassung

  • Peter Baumann: Der Herr des Regenbogens. Roman einer Expedition. Die abenteuerliche Reise Maximilians Prinz zu Wied und des Malers Karl Bodmer zu den Indianern Nordamerikas. Scherz-Verlag, Bern 1998.

Reisetagebücher von Maximilian zu Wied-Neuwied

Weblinks


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