Reißinsel

Reißinsel
Naturschutzgebiet Reißinsel
Reißinsel (Deutschland)
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Lage: Baden-Württemberg, Deutschland
Nächste Stadt: Mannheim
Fläche: 1,00 km²
Gründung: 1950
Lage der Reißinsel und des Waldparks (grün).
Lage der Reißinsel und des Waldparks (grün).
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Die Reißinsel ist ein Naturschutzgebiet in Mannheim.

Das 100 Hektar große Gebiet ist einer der bedeutendsten Vogelruheplätze in der Rheinebene. Sie wird westlich vom Rhein in einer Schleife umrahmt und nach Osten zum Landschaftsschutzgebiet Waldpark durch den Bellenkrappen begrenzt. Gemeinsam mit dem Waldpark bildet sie eine 275 Hektar große Fläche, die nicht durch Dämme geschützt ist und somit regelmäßig vom Rhein bei Hochwasser überflutet wird.

Der nördliche Bereich hat den Status eines Bannwalds, das heißt, es findet kein forstwirtschaftlicher Eingriff statt und der Wald bleibt sich selbst überlassen. Der Rest der Reißinsel ist als Schonwald eingestuft.[1] In der Weichholzaue wachsen überwiegend Silber-Weiden und Pappeln und auf der höhergelegenen Hartholzaue Stieleichen, Eschen und Hainbuchen. Im Mittelteil der Insel befindet sich eine große Streuobstwiese.

Über die Reißinsel führt ein Rundweg, von dem aus man zahlreiche Vogelarten erblicken kann. Es finden sich unter anderem Teichrohrsänger, Eisvogel, Mittelspecht, Blässhuhn, Gelbspötter, Graureiher und Wildente.

Die Reißinsel ist jedes Jahr während der Brutzeit vom 1. März bis zum 30. Juni für Besucher gesperrt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Carl Reiß (1843–1914) erwarb 1881 die zu dieser Zeit noch Fasaneninsel genannte Halbinsel zur Ausbeute von Ton für Ziegeleien. Die Schönheit der Natur bewog ihn dann aber, die Insel den Bürgern der Stadt Mannheim zur Verfügung zu stellen. Ab 1900 veranstaltete er Spielfeste für die Kinder der Stadt.

Auszug aus Carl Reiß' Testament von 1911:

„Ich setze die Stadtgemeinde Mannheim zu meiner Universalerbin ein. [...] Zu meinem Nachlaß gehört die Fasaneninsel in Neckarau. [...] Die Insel ist möglichst in dem jetzigen Zustand zu erhalten und der öffentlichen, allgemeinen Benützung unentgeltlich zu übergeben. Die Insel soll auf ewige Zeiten erhalten bleiben und den Einwohnern meiner Vaterstadt zur Erholung dienen. [...] Ich gebe der Stadtgemeinde anheim, Spielplätze für die Jugend im weitesten Umfange einzurichten, auch sonstige Veranstaltungen nach dem Ermessen des Herrn Oberbürgermeisters zu treffen. Die Insel hat, solange sie besteht, den Namen ‚Reiß-Insel‘ zu führen.“

1927 setzte die Stadt Reiß' Wunsch um, einerseits Spiel, Sport und Erholung für die Bevölkerung zu ermöglichen und andererseits die Natur in ihrem ursprünglichen Zustand zu bewahren, in dem sie einen Teil der Fläche abtrennte und ein Strandbad einrichtete und zum anderen Teil weitestgehend den Zugang versperrte. 1950 wurde die Reißinsel unter Naturschutz gestellt.

In den 1970er Jahren gab es in der Hartholzaue ein fast vollständiges Absterben der Ulmen, das durch den Pilz Graphium ulmi verursacht wurde. Ihren Platz nahmen zunächst Brennnesseln, dann Büsche und Hecken und schließlich andere Baumarten ein.

Nachdem die Reißinsel bis dahin nur sonntags über einen Zugang für die Bevölkerung geöffnet war, begann 1970 eine größere Erschließung. Vier neue Zugänge wurden geschaffen, darunter eine Brücke über den Bellenkrappen zum nahegelegenen Stephanienufer. Die Folge war ein großer Druck auf die sensible Pflanzen- und Tierwelt. 1982 wurden die Bann- und Schonwaldbereiche eingerichtet. 1990 folgte die dauerhafte Schließung von vier der fünf Zugängen und zwei Jahre später die komplette Sperre der Insel für die Bevölkerung während der Brutzeit.

Einzelnachweise

  1. Steckbrief des Schonwaldes im Schutzgebietsverzeichnis der LUBW

Literatur

  • Heinz Baumann: Mannheimer Perspektiven. Festschrift für Hans Reschke. Mannheimer Morgen, Mannheim 1974 (ohne ISBN).
  • Thomas Breunig, Siegfried Demuth; Stadt Mannheim, Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Karlsruhe (Hrsg.): Naturführer Mannheim. Entdeckungen im Quadrat. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2000, ISBN 3-89735-132-3.
  • Wilhelm Föhner im Auftrag des Landesvereins Badische Heimat; Eris Busse (Hrsg.): Die Reißinsel als Naturschutzgebiet. Dokumentation „Mannheim“, Jahresheft der Badischen Heimat. 1927, S. 65–77 (Download als PDF 1,1 MB).
  • Markus Waldhauser (Text), Arnold Cullmann, Jürgen Herrmann, Antje Steinmetz, Wolfgang Raufelder, Wolfgang Paetzold, Arnold Cullmann (Redaktion und Gestaltung); BUND Kreisgruppe Mannheim (Hrsg.): Stadt grün statt grau. 2. Auflage. Mannheim 1997 (ohne ISBN, Online-Dokument PDF 432 KB, 19 Seiten).

Weblinks


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