Republik Hatay

Republik Hatay
Hatay Devleti
Staat Hatay
Flagge der Republik Hatay
(Details)
Wahlspruch: Yurtta Sulh, Cihanda Sulh
(türkisch „Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt“)
Amtssprache Türkisch
Hauptstadt Antakya
Staatsform Parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Tayfur Sökmen (1938–1939)
Premierminister Dr. Abdurrahman Melek (1938–1939)
Fläche 5.678 km²
Einwohnerzahl 234.379
Unabhängigkeit 2. September 1938
Anschluss an die Türkei 29. Juni 1939
Währung Türkische Lira
Zeitzone UTC + 2
Nationalhymne İstiklâl Marşı
Nationalfeiertag 5. Juli & 2. September
Lage Hatays innerhalb der Türkei

Der Staat Hatay (türk. Hatay Devleti), informell auch Republik Hatay genannt, war ein Staat, der formal vom 7. September 1938 bis zum 29. Juni 1939 existierte. Dieser Staat war ein Übergangskonstrukt, das den ehemaligen Sandschak Alexandrette aus französischer Herrschaft als Teil des Völkerbund-Mandates Syrien in eine Provinz der Türkei überführte. Am 29. Juni 1939 wurde der Staat Hatay an die Türkei angegliedert und – ergänzt um die türkischen Distrikte Erzin, Dörtyol und Hassa – zur türkischen Provinz Hatay geformt.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Der Sandschak Alexandrette, der bis dahin Teil des Osmanischen Reiches war, wurde nach dem Ersten Weltkrieg von Frankreich besetzt und bildete von da an einen Teil des französisch verwalteten Völkerbundmandates Syrien. Die Türkei unter der Führung Kemal Atatürks wehrte sich dagegen, dass der Sandschak Teil des Völkerbundmandates wurde. Atatürk beklagte 1923 in einer Rede, dass der Sandschak „vier Jahrhunderte lang Teil der türkischen Heimat“ war und sich „in der Hand des Feindes“ befände. Ziel der türkischen Politik war es, den Sandschak Alexandrette nach dem für 1935 vorgesehenen Ablauf des französischen Mandates für Syrien in die Türkei einzugliedern. Im Sandschak ansässige Türken nahmen die Ideen Atatürks auf und gründeten mehrere Organisationen, die für eine Vereinigung mit der Türkei warben.

1936 prägte Atatürk den Namen Hatay für den Sandschak von Alexandrette und brachte daraufhin die „Hatay-Frage“ vor den Völkerbund. Vom Völkerbund beauftragt arbeiteten Vertreter Frankreichs, des Vereinigten Königreiches, der Niederlande, Belgiens und der Türkei eine Verfassung für Hatay aus. Gemäß dieser Verfassung wurde Hatay ein autonomer Sandschak innerhalb des Völkerbundmandates von Syrien. Trotz kurz aufflammender Gewalt zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen Hatays konnte Mitte 1938 das Parlament von Hatay durch die Bevölkerung gewählt werden.

Parlamentswahlen

Briefmarke des Staates Hatay.

Die Wahlen wurden am 22. Juli 1938 abgehalten. Wahlberechtigte und gewählte Abgeordnete wurden damals nicht etwa nach Parteien, sondern nach ethnischer Zugehörigkeit erfasst.

Die 57.008 registrierten Wähler gehörten folgenden „ethnischen Gruppierungen“ an (die sich nach damaliger Definition auch alleine aus einer bestimmten Religionszugehörigkeit herleiten konnte):

Die durch indirekte Wahl bestimmten vierzig Abgeordneten gehörten ihrerseits diesen Gruppierungen an:

  • 22 Sunnitische Türken
  • 9 Aleviten und Nusairier
  • 5 Armenier
  • 2 Orthodoxe Christen
  • 2 Araber

Unabhängigkeit

Das neu gewählte Parlament verabschiedete am 6. September 1938 eine neue Verfassung für Hatay. Diese stimmte weitgehend mit der vom Völkerbund für den Sandschak Alexandrette ausgearbeiteten Verfassung, auf derer Grundlage die Parlamentswahlen abgehalten worden waren, überein. Die neue Verfassung definierte Hatay nicht länger als Teil des Völkerbundmandates Syrien, sondern als einen unabhängigen Staat Hatay. Türkisch wurde zur Amtssprache erklärt, das Französische als erste Fremdsprache beibehalten. Schulen, die in Arabisch unterrichteten, sollten dies auch weiterhin tun dürfen.

Am 7. September 1938 übernahm der Staat Hatay eine von Atatürk entworfene Flagge als Staatsflagge.

Anschluss an die Türkei

İsmet İnönü in Hatay am Tag des Anschlusses

Am 6. Februar 1939 beschloss das Parlament von Hatay, bis auf wenige Ausnahmen (beispielsweise die Einführung der Wehrpflicht oder des Frauenwahlrechts) alle Gesetze der Türkei zu übernehmen, und am 13. März 1939 wurde die Türkische Lira als Währung des Staates eingeführt.

Im Zuge der Bestrebungen der Republik Türkei und des türkisch dominierten Parlaments des Staates Hatay, Hatay an die Türkei anzuschließen, handelte die Türkei einen entsprechenden Vertrag mit Frankreich, der Schutzmacht Hatays, aus. Dieser wurde am 23. Juni 1939 unterzeichnet. Am 28. Juni beschloss das Parlament von Hatay in seiner letzten Sitzung den Anschluss Hatays an die Türkei. Das türkische Parlament seinerseits stimmte diesem Ersuchen am 7. Juli 1939 zu, woraufhin Hatay Teil der türkischen Republik wurde.

Syrien hat diesen Anschluss nicht anerkannt und hält bis zum heutigen Tag seinen Anspruch auf Hatay aufrecht.

Literatur

  • Tayfur Sökmen: Hatay'ın kurtuluşu İçin Harcanan Çabalar (1978) — Die Bemühungen für die Befreiung Hatays, Ankara 1992. ISBN 975-16-0499-0
  • Abdurrahman Melek: Hatay Nasıl Kurtuldu (1966) — Wie Hatay befreit wurde., Ankara 1991. ISBN 975-160342-0
Vollständiger Text seines Buches online (türkisch)

Weblinks

36.43027777777836.1741666666677Koordinaten: 36° N, 36° O


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